Die Verborgenen
stützte sich auf Adam, während er mühsam wieder auf die Beine kam. »Ich muss ihm nach!«
»Nein!« Die Stimme Alders. Der alte Mann humpelte heran, während er sein Stockgewehr lud, indem er eine Patrone aus seiner Tasche nahm, sie in eine verborgene Kammer schob und den silbernen Wolfskopf, der den Stockknauf bildete, drehte, bis er mit einem Klicken einrastete. »Bryan, du musst erst wieder gesund werden. Da draußen können noch mehr von denen sein.«
»Aber sie werden ihn umbringen!«
Alder schüttelte den Kopf. »Er ist bereits tot!« Seine Augen verrieten, dass er die unabänderliche Wahrheit resignierend hinnahm. »Jebediah gibt es nicht mehr. Die einzige offene Frage lautet jetzt noch, ob wir einen toten Erlöser haben werden oder zwei.«
Bryan wollte es auf eine Diskussion ankommen lassen, doch der Schmerz, der sich wie ein langer Eisennagel durch seinen Hals und in seine Lunge bohrte, schnitt ihm das Wort ab. Er konnte Pierre nicht einmal verfolgen, ganz zu schweigen davon, dass er in der Lage gewesen wäre, ihm allein in einem Kampf gegenüberzutreten.
»Okay, Scheiße .« Bryan ließ sich von Adam zur Mauer helfen. »Wo ist Pookie?«
Adam blieb stehen.
Alder deutete mit seinem Stock auf das zerstörte Fenster oben im Psychiatriegebäude. »Dein Partner? Er war mit dir zusammen? Da oben?«
Bryan sah hinauf. Loses Sicherheitsglas hing wie ein dickes, steifes, von Kristallen bedecktes Tuch aus dem Fenster. »Er ist nicht nach unten gekommen?«
Alder schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Bryan, beweg dich. Wir müssen von hier verschwinden.«
Bryan starrte noch immer hinauf, als erwartete er, dass Pookies Gesicht plötzlich auftauchen und sein Partner irgendeine Obszönität nach unten rufen würde. Doch Pookies Gesicht war nirgendwo zu sehen. Er musste im Treppenhaus sein, unterwegs nach draußen. Vielleicht war er auch schon im Auto.
»Adam, in meiner Hosentasche, mein Handy.«
Ausnahmsweise reagierte Adam nicht mit einer bissigen Bemerkung. Er zog das Handy aus Bryans Tasche und reichte es ihm. Bryan hielt es in seiner rechten Hand, während er auf die Zwei-Wege-Taste drückte.
Bi-bup: »Pookie? Bist du da?«
Es dauerte einen Augenblick, dann kam die Antwort.
Bu-bip: »Hallo?«
Die Stimme eines Jungen.
Von einer Sekunde zur anderen vibrierte Bryans Körper unter der überwältigenden Woge von Wut, Angst, Hass und dem Gefühl des Verlusts . Er musste etwas tun, doch er wusste, dass er nichts tun konnte.
»Ist dort Rex?«
»Hmm.«
Bryan schloss die Augen. Er fühlte sich anwesend und abwesend zugleich. »Ist mein Partner am Leben?«
»Klar«, sagte der Junge. »Möchten Sie nicht wissen, ob der Erlöser ebenfalls noch am Leben ist?«
»Der Erlöser geht mir am Arsch vorbei«, sagte Bryan. Er war von seiner eigenen Ehrlichkeit nicht im Geringsten überrascht. Die Wahl zwischen einem biologischen Bruder und jemandem, der im Lauf des Lebens zu einem wahren Bruder geworden war, existierte in Wirklichkeit gar nicht. »Behaltet den Erlöser. Lasst Pookie gehen.«
»Nein«, sagte Rex. »Mister Chang muss für seine Verbrechen bezahlen.«
Bryan wusste, dass der Geruch, der Rex anhaftete, eigentlich dafür sorgen sollte, dass Bryan sich dem Jungen anschloss und ihm half. Auf einer fundamentalen Ebene war Bryan sich darüber im Klaren, doch alle Gerüche der Welt konnten nichts gegen den Drang ausrichten, seine Hände um den kleinen Hals des Jungen zu legen, das Leben aus ihm herauszudrücken und ihn um Gnade flehen zu lassen.
»Lass Pookie gehen«, sagte Bryan. »Wenn du das nicht tust, werde ich dich finden, Rex. Ich werde dich umbringen. Aber bevor du stirbst, werde ich dir wehtun .«
»Sie finden mich nicht«, sagte Rex. »Aber wir finden Sie schon bald. Sie sind ein Mörder, Mister Clauser. Sie haben Sucka umgebracht. Wir werden Sie wie alle anderen vor Gericht stellen. Auf Wiederhören.«
Rex beendete die Verbindung.
Wieder schloss Bryan die Augen. Sein bester Freund war verschwunden.
Pookie hatte alles gemeinsam mit ihm durchgestanden. Pookie und Robin.
Robin.
Er riss die Augen auf. »Bring mich zur Shotwell Ecke Twenty-First, sofort.«
Während die drei Männer zum Magnum humpelten, tippte Bryan eine Textnachricht an den einzigen Menschen in sein Handy, dem er, so hoffte er, noch vertrauen konnte. Er brauchte Verstärkung, und er würde dabei nicht wählerisch sein.
Sie erreichten den Kombi der Jessups und stiegen gerade ein, als der erste Streifenwagen auf den
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