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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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leere hell gestrichene Ebene, die auf beiden Seiten von schwärzlichen, tiefer gelegenen Schienen eingefasst wurde; die Schienen führten in von Schatten erfüllte Tunnel. Aggie leitete die Gruppe von der Plattform auf einen Schienenstrang. Adam deutete auf die dritte Schiene, sagte allen, dass sie mit neunhundert Volt und viertausend Ampere geladen war und dass sie sich davon fernhalten sollten.
    Bryan war nicht sicher, ob Aggie es schaffen würde. Der Mann zitterte am ganzen Leib. Auf der Fahrt hierher hatte Aggie von einer weißen Zelle, maskierten Männern, einem tief in der Erde begrabenen Schiffswrack und einem aufgeblähten Albtraum namens Mama erzählt. Nach allem, was Bryan während der letzten Tage selbst gesehen und erlebt hatte, gab es für ihn keinen Grund, an Aggies Geschichte zu zweifeln. Auch Aggie selbst glaubte zweifellos alles, was er erzählte. Es war unmöglich, eine solche Angst nur zu spielen.
    Es musste klappen. Bryan musste diese Wesen aufspüren, musste die Frau mit der Kettenpeitsche und Pookie finden.
    Auf einem schmalen Sims, der parallel zu den Schienen verlief, gingen sie durch den Tunnel. Das Licht ihrer Taschenlampen huschte über verschmierte weiße Fliesen und von Blocksteinen umgebene Schienen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, dann würde die Station ihren morgendlichen Betrieb wieder aufnehmen. Bryan ging voran, gefolgt von Aggie und den anderen. John Smith bildete die Nachhut.
    Sie waren erst seit fünf Minuten im Tunnel, als Aggie Bryan auf die Schulter tippte.
    Bryan drehte sich um. »Sind wir da?«
    Aggies Hände zitterten so sehr, dass der Strahl seiner Taschenlampe unkontrolliert über die weißen Fliesen zuckte. »Ich weiß nicht, Mann. Ich glaube, dass ich ungefähr so weit gegangen bin, aber ich kann mich wirklich nicht mehr genau daran erinnern.«
    »Das solltest du aber«, sagte Bryan. »Und zwar schnell.« Aggie sah im Tunnel vor und zurück.
    Er musterte die Wände, suchte nach etwas.
    Dieser Geruch …
    Hatte Bryan sich diesen Geruch nur eingebildet? Er atmete tief durch die Nase ein. Da war er wieder … der Geruch, der in ihm das Bedürfnis weckte, irgendetwas zu tun … etwas beschützen zu wollen.
    Er legte die Hand auf die geflieste Wand und ließ sich dann auf ein Knie hinab. Er sah nach links, schnüffelte, hielt inne, sah nach rechts, schnüffelte.
    Rechts war der Geruch stärker.
    Er stand auf und schob Aggie vorsichtig hinter sich. Dann ging er weiter. Ja, stärker.
    Schritte in seinem Rücken.
    »Na, mein Schweinchen«, sagte Adam. »Wie sieht’s aus?«
    Bryan atmete tief durch die Nase ein, während er immer weiterging. »Aggie hat hier letzte Nacht ein Baby rausgebracht. Ich glaube, ich kann das riechen.«
    Je weiter er ging, umso stärker wurde der Geruch. Genau dieser Geruch hatte ihn in der Klinik so benommen gemacht. Bryan spürte, wie sich die typische Erregung der Jagd in ihm aufbaute. Der Geruch wurde schwächer, zwar nur ein wenig, doch er war eindeutig nicht mehr so ausgeprägt. Bryan drehte sich um und ging denselben Weg zurück. Gleich darauf wurde der Geruch wieder intensiver. An der Stelle mit der größten Intensität blieb Bryan stehen.
    Er ging in die Hocke … der Geruch … je tiefer, umso stärker . Bryan ließ sich auf Hände und Knie nieder. Er reckte den Kopf vor und schnüffelte an der Kante entlang, an der die fliesenbedeckte Wand auf den Sims stieß.
    Am stärksten.
    Bryan sah hoch zu Aggie. »Ist es hier?«
    »Vielleicht«, sagte Aggie. »Ich weiß es einfach nicht.«
    Bryan stand auf. Er hob einen Fuß.
    Aggie packte ihn an der Schulter. »Warte! Gleich dahinter sind mehrere Säulen. Es ist eine Falle, die alles zum Einsturz bringen kann. Sei vorsichtig!«
    Bryan senkte den Fuß wieder. Er klopfte mit den Knöcheln gegen die Fliesenwand. Sie klang hohl. Er schob sich etwas nach rechts und klopfte dort, um den Klang zu überprüfen. Dort hörte sich die Wand solide an.
    »Ich brauche Licht.«
    Die Strahlen mehrerer Taschenlampen tanzten über die schmutzigen sechseckigen Fliesen. Bryan beugte sich vor. Genau hier … war die Linie aus Mörtel hier etwas dunkler? Er nahm sein Messer heraus und fuhr mit der Spitze den Mörtel entlang. Die Klinge drang durch die Furche. Bryan drückte seitlich gegen das Messer. Als Lohn seiner Mühen öffnete sich ein dünner, dunkler Spalt.
    »Leuchtet hier rein.«
    Adam richtete seine Taschenlampe auf den Spalt. Bryan sah Teile eines Tunnels, der dahinter lag. Er schob seine Finger in die

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