Die Verborgenen
…
Der Junge hörte, wie Pookie näher kam. Er wollte sich gerade umdrehen, doch es war zu spät. Pookie warf sich gegen die Beine des Jungen. Der kleine Killer schwankte einen kurzen Augenblick lang, während seine Arme durch die Luft wirbelten, dann fiel er in das Loch.
Bryan sah, wie der Kleine mit dem Feueratem durch das Loch im Oberdeck flog. Die Worte eines sterbenden, von Brandwunden bedeckten Teenagers schossen ihm durch den Kopf: Dämon, Drache.
Er hob seine Fünf-Siebener und feuerte dreimal, während Jay Parlars Mörder mit dem Gesicht voran in die zerschmetterten Holzplanken krachte.
Bryan sprang wieder nach oben, und diesmal stieß er sich mitten im Flug mit seinem rechten Fuß vom Zwischendeck ab, sodass er mit einer Art anderthalbfachem Sprung volle viereinhalb Meter senkrecht nach oben schwebte.
Bryan landete direkt neben Pookie Chang.
»Scheiße, Mann, mach mich los!«
Bryan schob die Fünf-Siebener in ihr Holster und zog sein Ka-Bar-Messer. Er durchtrennte Pookies Stricke und half seinem Partner auf die Beine.
Aus der Kapitänskajüte drangen die Schreie einer mächtigen, dröhnenden Stimme. »Elle brûle, elle brûle!«
Explosionen hallten vom Höhlensims wider und mischten sich in die Kakophonie aus Schüssen, prasselnden Flammen und widerhallenden Schreien, die von Angst, Schmerz und Wut erfüllt waren.
Bryan zog die Fünf-Siebener und reichte Pookie die Waffe zusammen mit dem Messer. »Schneid alle los!«
Pookie nickte und rannte zu Chief Zou.
Bryans andere Fünf-Siebener musste noch irgendwo hier oben sein. Vielleicht hatte er sie auch unter Deck verloren. Wie auch immer, er hatte nicht die Zeit, danach zu suchen. Er sah hinauf zu dem gekreuzigten Erickson, der neun Meter über ihm schwebte. Er konnte den Mann nicht dort oben lassen. Bryan rannte auf den Mast zu, der völlig umringt war von … menschlichen Schädeln?
Mit allen Augen … mit allen Zähnen.
Bryan sprang auf den Mast zu, und während er nach oben kletterte, splitterten die Schädel unter seinen Füßen. Er war jetzt so stark, so beweglich. Er huschte den Mast so schnell hinauf wie ein Schimpanse einen Baumstamm. Seine gebrochenen Finger beschwerten sich mit weißglühenden Schmerzen, doch es gab keine andere Möglichkeit.
Sekunden später fand er sich von Angesicht zu Angesicht dem Erlöser gegenüber.
ba-da-bum-bummmm
Bryan starrte Jebediah Erickson an. Jebediah Erickson starrte zurück.
Dieser Mann war sein Bruder .
Bryan legte seinen linken Arm über den Querbalken. Mit seiner rechten Hand packte er den langen Eisennagel, der aus Ericksons rechter Handfläche ragte.
Wieder sah er Erickson in die Augen. »Bist du bereit?«
Erickson lächelte mit blutigen, aufgerissenen Lippen. »Ich bin froh, dass ich mich in dir getäuscht habe.«
Neun Meter über dem Deck schwebend riss Bryan den Eisennagel aus dem Holz. Erickson stieß ein Knurren aus, doch er schrie nicht. Blut spritzte auf die weißen Schädel und das trockene Holz unter ihnen.
Bryan schwang sich hinter dem Mast herum und schob sich auf die andere Seite. Wieder legte er den linken Arm über den Querbalken, packte das Eisen, das Ericksons linke Hand an das Holz nagelte, und riss es heraus.
Der alte Mann schob seinen rechten Arm hinter den Mast, um sich festzuhalten, während er sich vorbeugte, in die Hocke ging und mit der linken Hand den Nagel aus dem Holz riss, der seine Füße durchbohrte.
Wieder eine Explosion, noch mehr Schreie. John und die anderen setzten ihre Thermit-Granaten ein – setzten alles ein, was sie hatten. Rauch erfüllte die Höhle. Sogar hoch oben auf dem Mast spürte Bryan die Hitze der brennenden Kajüte.
»Bryan!« Pookies Stimme von unten, gefolgt von Schüssen.
Bryan ließ den Querbalken los und schwebte nach unten. Er ging in die Hocke, als er landete, um den Aufschlag abzufedern, konnte aber nicht verhindern, dass er nach rechts stolperte. Mr. Biz-Nass ging hinter dem mit Schädeln verkleideten Mast in Deckung. Zou und ihre Töchter rannten zu ihm. Robertson hatte das Messer in der Hand und schnitt Verdes Stricke durch. Pookie stand aufrecht da und feuerte auf eine heranstürmende Woge von Männern in weißen Roben. Die Maskierten stürzten oder duckten sich weg, doch es waren zu viele, als dass er sie allein hätte aufhalten können.
Das Feuer breitete sich immer weiter aus. Die Flammen tanzten über die trockenen Holzplanken des Decks. Einige der weißen Roben brannten bereits. Aus der Kapitänskajüte wallte die
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