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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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sehr war er, wie ein Polizist sein sollte: mutig, engagiert, aufopferungsvoll. Er war kein Mörder.
    Mag sein, er war kein Mörder, aber er hatte sehr wohl schon Menschen umgebracht, oder etwa nicht?
    Pookie wusste nicht mehr, was er noch fragen oder sagen sollte. Er sah wieder in die Gasse. Die Leiche des Jungen lag noch immer im Schatten des Baums, auch wenn sie alle paar Sekunden vom Blitz an Jimmy Hungs Kamera erhellt wurde. Den abgetrennten Arm hatte man noch nicht gefunden. Dort, wo er gewesen war, befand sich eine ausgefranste, klaffende, tief in den Torso gegrabene Wunde, die vom Hals bis knapp unter die Stelle verlief, an der sich die Achselhöhle befunden hatte, als der Arm noch mit dem Körper verbunden gewesen war. Ein Teil des Schlüsselbeins stand nach oben ab. Der weiße, von roten Streifen überzogene Knochen leuchtete jedes Mal hell auf, wenn Jimmy ein Foto machte.
    An der Backsteinwand hinter den dünnen Bäumen stand in Buchstaben von über einem halben Meter Höhe eine Botschaft in Form eines Graffitis – eines Graffitis, das mit dem inzwischen getrockneten Blut des Opfers geschrieben worden war:
    Lang
lebe
der König!
    Pookie tippte Bryan sacht mit dem Ellbogen an und deutete auf die Buchstaben.
    »Und was ist damit? Klingelt da irgendwas?«
    Bryan sah hin, und während er das tat, bemerkte Pookie deutliche Zeichen des Wiedererkennens bei seinem Partner. Die Wörter hatten eine Bedeutung für Bryan. Würde er darüber reden oder lügen?
    »So etwas Ähnliches gab es auch in meinem Traum«, sagte Bryan. »Ich kann mich nicht genau erinnern, aber da waren ein paar Wörter … oder vielleicht Gedanken … sie dröhnten in meinem Kopf, als schickte mir jemand eine Botschaft.«
    »Wie ein Anruf?«
    Bryan schüttelte den Kopf. »Nein, nicht wie bei einem Telefon. Sie waren eher … in meinem Kopf. Verrückt, oder?«
    Ja, verrückt . Genau das war das Wort, das Pookie unbedingt vermeiden wollte. Es war zwar leichter zu verdauen als psychotisch , aber trotzdem nichts, was man gern zur Beschreibung seines besten Freundes benutzte.
    Pookie nickte in Richtung der Leiche des Jungen. »Bevor wir ihn gefunden haben, hätte es sich vielleicht verrückt angehört. Aber im Augenblick bin ich bereit, alles in Erwägung zu ziehen. Erzähl mir mehr.«
    Bryan leckte sich über die Lippen. Pookie wartete.
    »Es ging um irgendeinen König«, sagte Bryan schließlich. »Nein, nicht um irgendeinen König, um den König.«
    »Bist du sicher? War es das, was du in deinem Traum gehört hast?«
    Bryan Clauser wandte sich von der blutigen Szene ab. Er starrte Pookie an. Seine Miene wirkte nicht länger leer und emotionslos. Er hatte Angst.
    »Pooks, du redest mit mir wie mit einem Verdächtigen.«
    Es hatte keinen Sinn, alles unter Zuckerguss zu begraben. Pookie musste Bryan wenigstens einige Fragen stellen. Hätte er darauf verzichtet, hätte er einige der Polizisten, die hier am Tatort waren, herbeirufen und bitten müssen, ihm dabei zu helfen, Bryan Handschellen anzulegen und ihn zum Verhör abzuführen.
    »Du bist verdächtig, und das weißt du auch«, sagte Pookie leise. »Du hast uns zur Leiche geführt. Du hast mir sogar gesagt, was wir vorfinden würden.«
    Wieder schüttelte Bryan den Kopf. »Es war nur ein Traum. Nur ein verdammter Traum, Mann. So eine Scheiße passiert nicht. So etwas kann einfach nicht passieren.«
    Pookie sah zu den uniformierten Beamten hinüber, um zu erkennen, ob sie versuchten, etwas von dem Gespräch mitzubekommen. Das taten sie nicht. »Verlier nur nicht die Nerven, Bryan. Sag niemandem ein Wort darüber. Wir klären die Sache.«
    Pookie wollte gerade weggehen, als eine kräftige Hand seinen Oberarm packte und ihn zurückhielt. Pookie wandte sich zu Bryan um und sah die Qual in den Augen seines Partners.
    »Glaubst du wirklich, dass ich so etwas tun könnte?«
    Der logische Teil von Pookies Gehirn wollte Ja sagen, doch auch das war verrückt. Warum hätte Bryan diesen Jungen töten sollen? Wo war das Motiv?
    »Wenn ich dich nicht als Verdächtigen betrachten würde, wäre ich als Bulle keinen Cent wert, das weißt du«, sagte Pookie. »Du solltest nicht mal hier stehen, und auch das weißt du. Du solltest in einem Verhörzimmer sitzen. Doch du bist mein Freund, und ich mache diesen Job schon ziemlich lange. Wir werden die Sache klären. Aber im Augenblick solltest du einfach die Klappe halten und hier nichts anfassen .«
    Wieder warf Pookie einen Blick in die Gasse und sah dem CSI-Team zu.

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