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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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aus dem zerfetzten Brustmuskel. Das Blut auf dem gezackten Ende des Schlüsselbeins war bereits getrocknet und braun. Sie sah Kratzspuren auf dem abgebrochenen Knochen – kleine Furchen, die wahrscheinlich von Zähnen stammten. Im Gesicht fanden sich jedoch keine Zahnabdrücke. Die Verletzungen dort waren auf die Einwirkung von stumpfer Gewalt zurückzuführen und dem Opfer höchst wahrscheinlich durch Fäuste, Ellbogen, Füße und Knie beigebracht worden.
    Tiefe Schnitte zogen sich über den Bauch. An mehreren Stellen ragten Darmschlingen aus dem Fleisch wie blutige, graubraune Würste, an denen gelbe Fettstücke klebten. Sie erkannte, dass die Därme herausgezogen, aufgerissen und wieder zurückgestopft worden waren. Das war das Werk eines Menschen. Tiere stopfen ihren Opfern die Därme nicht wieder zurück in den Leib.
    »Irgendwelche Hinweise, die zum Täter führen könnten?«
    »Tonnenweise«, sagte Jimmy. »Das kranke Schwein hat mit dem Blut des Opfers Lang lebe der König! auf eine Backsteinwand geschmiert und verrückte okkulte Zeichnungen angefertigt. Ist alles auf den Fotos für dich.«
    »Gut«, sagte Robin. »Und wo ist der Arm?«
    Sammy zuckte mit den Schultern. »Den haben wir nicht gefunden.«
    Jimmy sah auf die Uhr. »So, das war’s heute für mich. Ich gehe nach Hause. Robin, wenn du irgendwelche Fragen hast, ruf mich an, aber ich bin sicher, dass Pookie und Bryan dir weiterhelfen können.«
    Der Klang seines Namens traf sie vollkommen unvorbereitet. »Das ist Bryans Fall?«
    »Pookie und er waren zuerst am Tatort«, sagte Jimmy. »Ich bin weg. Bis dann.«
    Robin deutete ein Winken an, während Jimmy den Raum verließ. Sie schob die Gedanken an Bryan Clauser beiseite und konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Langsam ging sie um den weißen Autopsietisch herum. Oscar war ziemlich groß gewesen, ungefähr einen Meter achtzig, bei einem Gewicht von etwa hundertsechzig Pfund, als er noch unverletzt gewesen war. Hoffentlich hatte der Täter den Arm irgendwo weggeschmissen, sodass er bald wieder auftauchen würde. Wenn er ihn immer noch hatte, bedeutete das wahrscheinlich, dass er ihn als Trophäe behalten wollte. Und das wiederum hieß, dass sie es möglicherweise mit einem Serienkiller zu tun hatten. Oder, was noch aberwitziger wäre, der Arm hatte dem angreifenden Tier als Belohnung gedient.
    »Es scheint, als würden die Verletzungen des Gewebes bis zum Rücken reichen«, sagte Robin. »Ich will mir das Schulterblatt ansehen. Sammy, kannst du ihn umdrehen?«
    Er tat es. Das Schulterblatt war intakt. Noch immer hingen Streifen klebrigen Fleisches am Knochen. Sie entdeckte zwei lange, parallele Furchen, die etwa siebeneinhalb Zentimeter auseinanderlagen und Bögen und Zickzacklinien beschrieben. Sie hob ihre Kamera, beugte sich vor und machte eine Aufnahme. Zwar hatte Sammy sicher schon zahlreiche Fotos dieser und aller anderen Verletzungen geschossen, doch entscheidende Partien der Leiche nahm Robin vorzugsweise noch einmal aus eigener Perspektive auf.
    Sie ließ die Kamera gegen ihre Brust zurückfallen und tastete dann vorsichtig die zerfetzte Schulter ab.
    »Mit dem Tier habt ihr beide wahrscheinlich recht«, sagte sie. »Die parallelen Furchen passen zu Verletzungen, wie man sie von Hundeangriffen kennt. Als hätte ihn etwas gebissen und geschüttelt.«
    Sammy lächelte sie an. »Sag ich doch. Ein Rottweiler, was?«
    Sie zuckte mit den Schultern, weder zustimmend noch ablehnend. »Vielleicht.« Dann musterte sie den weiten Abstand zwischen den beiden parallelen Vertiefungen und versuchte sich vorzustellen, wie groß ein Hund war, der solche Zähne hatte. »Es wäre durchaus noch möglich, dass Jimmy die Wette gewinnt. Ich würde eine Raubkatze nicht ausschließen, so merk würdig das auch klingen mag, mitten in San Francisco.«
    »Faszinierend«, sagte Sammy. »Das hört sich nach großartigem Gesprächsstoff an, weißt du? Warum unterhalten wir uns nicht bei einem Abendessen darüber? Sagen wir, morgen? Ich hole dich um acht ab.«
    Robin hob den Blick von der Leiche und lächelte. »Sammy Berzon, habt ihr beide wirklich darum gewettet, welche Art Tier diesen Jungen umgebracht hat, oder war das nur ein Trick, um sich hier reinzuschleichen und mich um eine Verabredung zu bitten?«
    Sammy lächelte und hob die rechte Hand. »Schuldig im Sinne der Anklage. Ich kenne da ein Café an der Fillmore, wo man draußen sitzen kann. So können wir deinen Hund mitnehmen.«
    Sie lachte, und ihre Augenbrauen

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