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Die Verborgenen

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Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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tun hatte.
    Das war einer der Gründe, warum sie in der Gerichtsmedizin arbeitete und sich nicht auf ein anderes Teilgebiet der Medizin spezialisiert hatte. In einer Welt, die unter ihren Proble men auseinanderzufallen schien, war Robin ein Teil der Lösung. Ihre Aufgabe bestand darin, Informationen sicherzustellen. Informationen im Krieg gegen das Verbrechen. Sie lieferte die Daten, welche die Jungs an vorderster Front unterstützten – Leute wie Bryan und Pookie.
    Bryan. Es war kein guter Zeitpunkt, um an ihn zu denken. Er war aus- und sie weitergezogen.
    Robin schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren. Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen. Und wenn irgendjemand tatsächlich den Arm als Trophäe mitgenommen hatte, war das eine sehr wichtige Aufgabe.

Rex erhält gute Neuigkeiten
    D ie Schule hatte schon vor einer Stunde begonnen, doch Rex war nicht dort. Er konnte nicht zur Schule gehen. Vollkommen unmöglich.
    Der Gipsverband um seinen Arm war ein Schandmal, ein Brandzeichen, das seine Schwäche verkündete. Einige würden heimlich kichern, andere würden ihm lauthals ins Gesicht lachen. Jeder in der Schule würde wissen, wer ihm den Arm gebrochen hatte. Roberta war das egal. Sie war nur daran interessiert, dass er aus der Wohnung verschwand. Er hatte sie angefleht, heute zu Hause bleiben zu können, und er hatte sogar ein wenig geweint. Doch das hatte ihm nichts weiter eingebracht als einen Schlag ins Gesicht und eine kurze, aber eindringliche Lektion über das, was mit Heulsusen geschah.
    Er hasste die Schlägertypen von der BoyCo. Hasste sie wirklich .
    Roberta wusste nichts von seinen Verstecken, wusste nichts von den Orten, an die er heimlich ging. Er war unterwegs zu einem seiner bevorzugten Plätze – dem Sydney Walton Square beim Embarcadero. Dort konnte er sich hinsetzen und sich mit dem Rücken an seine Lieblingseiche lehnen. In seinem Rucksack hatte er seinen Zeichenblock, Bleistifte und sein zerfleddertes Exemplar von George R. R. Martins Game of Thrones .
    Vielleicht konnte er später ein wenig über Ritter und Thronreiche, Könige und Königinnen lesen, doch zunächst musste er zeichnen. Er musste mehr von dem zeichnen, was er in der Nacht zuvor im Traum gesehen hatte. Mehr von den Dingen, die dafür verantwortlich waren, dass seine Hose feucht geworden war. Es war falsch, mehr von diesen Dingen zu wollen, ganz falsch, aber er musste sie einfach zeichnen.
    Wenn der Traum doch nur real gewesen wäre.
    Wenn er selbst doch nur groß und stark genug wäre, um mit einer Axt oder einem Messer oder womit auch immer auf dieses blöde Arschloch loszugehen, ihm den Bauch aufzuschlitzen, ihm die Därme herauszureißen, ihm weh zutun, ihm den Kiefer zu brechen, sodass er nicht schreien, nicht um Hilfe rufen, dass er nur wimmern und leise flehende Geräusche von sich geben konnte. Wenn er doch nur genug Mumm hätte, um Oscar Woody umzubringen.
    Was auch immer Rex im Traum gewesen sein mochte, ein Mensch konnte es nicht gewesen sein. Doch das spielte keine Rolle. Es war der beste Traum, den er jemals gehabt hatte. Der beste aller Zeiten . Oscar, der über diesen schwarzen Zaun kletterte. Oscar, der sich umdrehte, und dann … dieser Blick in seinem Gesicht! Und dann diese Sache mit Oscars Arm … Rex konnte sich nicht genau erinnern. Hatte er Oscar den Arm gebrochen?
    Es hatte sich so echt angefühlt. Aber das war es nicht. Er würde diese Schlägertypen nie loswerden.
    Rex war nicht stark genug. Er war schwach. Ein Jammerlappen. Mitleiderregend.
    Und mehr würde er nie sein.
    Hinter der Spitze des Transamerica Building schob sich die Sonne hervor, als Rex auf der Washington Street in Richtung Osten ging. Gelegentlich hob er kurz den Kopf, um zu sehen, wohin er ging, doch die meiste Zeit hielt er den Blick auf seine Schuhe und die zwei, drei Meter vor sich gerichtet.
    Erst als er die Kearney Street erreicht hatte, sah er sich um, und dabei entdeckte er eine Schlagzeile des San Francisco Chronicle , die ihn aus der durchsichtigen Abdeckung einer zerbeulten Zeitungsbox heraus anschrie.
    Rex blieb abrupt stehen.
    GALILEO-SCHÜLER BRUTAL ERMORDET
    Abgerissener Arm des 16-Jährigen noch immer verschwunden
    Die Worte schienen sich direkt an Rex zu wenden, aber das galt noch mehr für das Bild, das daneben abgedruckt war. Es war ein kleines Schulfoto, das einen lächelnden Oscar Woody zeigte.
    Oscar Woody war tot? Sein Arm war … abgerissen worden?
    Ein älteres Paar ging vorbei. Rex ignorierte die beiden.

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