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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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hoben sich vor Überraschung und Anerkennung. »Wow, du bist gut. Du lädst sogar den Hund ein?«
    Er deutete eine Verbeugung an. »Man muss das Schlachtfeld kennen, meine Liebe, doch du machst es einem auch ziemlich einfach. Auf deinem Schreibtisch stehen lauter Fotos von ihm. Er sieht verdammt niedlich aus.«
    »Sie.«
    »Verzeihung. Sie. Also, wie steht’s mit dem Abendessen?«
    Sammy war ein hübscher Mann. Er hatte ein kantiges Gesicht, auch wenn er vielleicht ein bisschen zu viel Zeit auf seine blonden Locken verwendete. Robins Mutter hatte immer zu ihr gesagt: Geh nie mit einem Mann aus, der mehr Zeit auf seine Haare verwendet als du. Weil er Kriminaltechniker war, wusste Sammy, mit welchem Grauen sie Tag für Tag konfrontiert wurde. Da hatten sie etwas gemeinsam. Und er respektierte ihre fast obsessive Liebe zu Emma. Offensichtlich war er ein aufmerksamer Mensch. Sich mit ihm zu verabreden, wäre sicher eine hervorragende Idee, doch sie war noch nicht so weit.
    »Danke, aber ich glaube nicht, dass ich für irgendjemanden die geeignete Gesellschaft bin, wenn’s um eine Verabredung geht.«
    »Ich bitte dich! Du und Bryan, ihr habt euch vor sechs Monaten getrennt. Warum lebst du nicht ein bisschen?«
    Sie spürte, wie Ärger in ihr hochkochte, doch sie drängte das Gefühl zurück. Schließlich wollte er tatsächlich mit ihr ausge hen. »Du weißt, wie lange es her ist, seit wir uns getrennt haben?«
    Sammy lächelte. »Natürlich. Die Sechsmonatsregel. Aus Respekt vor dem Terminator konnte ich dich sechs Monate lang nicht um eine Verabredung bitten.«
    Ihr Lächeln verschwand. »Nenn ihn nicht so.«
    Auch er lächelte nicht mehr. Er begriff, dass er einen Fehler gemacht hatte. »Tut mir leid«, sagte er. »Aber das war nicht als Beleidigung gemeint, weißt du.«
    Sie nickte. Sie hasste den Spitznamen. Er unterstellte, dass Bryan vollkommen kaltblütig oder nur eine Maschine war, die ohne Gewissensbisse tötete. Sie wusste, dass das nicht stimmte. Auch wenn der Spitzname in der bizarren Welt männlicher Logik ein Kompliment war und sich Sammy dabei möglicherweise überhaupt nichts gedacht hatte.
    Sie wechselte das Thema.
    »Und was ist die Sechsmonatsregel?«
    »Man darf sich mit der Freundin von jemandem, den man gut kennt, erst sechs Monate nach der Trennung verabreden«, sagte Sammy. »Das ist ein Gesetz unter Männern. Die Sechsmonatsregel ist eine Art umgekehrtes Verfallsdatum.«
    Männer. Robin würde sie nie verstehen. »Dann heißt das also, dass ich bisher saure Milch war. Aber jetzt kann man mich anbieten?«
    »Genau. Wie wär’s, wenn du die Entscheidung über ein Abendessen aufschiebst, bevor du endgültig Nein sagst?«
    »Gut. Dann bin ich für einen Aufschub.«
    Sammys breites Lächeln erschien wieder auf seinem Gesicht. »Das genügt mir. Man sieht sich.«
    Er verließ den Autopsieraum.
    Robin fragte sich, wie viele Menschen wussten, dass Bryan vor sechs Monaten bei ihr ausgezogen war. Wahrscheinlich jeder in der Gerichtsmedizin – und offensichtlich noch ein paar Leute darüber hinaus. Die Stadt war groß, die Polizei war groß, aber die Gruppe der Menschen, die regelmäßig mit neu eintreffenden Leichen zu tun hatte, war immer noch relativ klein.
    Sie konzentrierte sich wieder auf den einarmigen Jungen. Die Schulterwunde stammte definitiv von einem großen Tier, aber sie würde den sichergestellten Speichel untersuchen müssen, um das zu bestätigen.
    Dazu würde sie einen Test zur sogenannten STR durchführen, wodurch sich die Wiederholung kurzer Basenpaar-Muster der DNA feststellen ließ. Es würde nur wenige Stunden dauern, dann bekäme sie mithilfe der STR einen genetischen Fingerab druck des Opfers und seines Angreifers – oder seiner Angreifer. Vorausgesetzt, bei diesen Angreifern handelte es sich um Menschen. Der Test würde ihr Ergebnisse zu fünfzehn entscheidenden Loci der menschlichen DNA liefern, die sie mit CODIS abgleichen konnte, der Datenbank des FBI, in der Informationen über bekannte Kriminelle gespeichert waren. Manchmal war alles tatsächlich so einfach. Man stellte Proben sicher, isolierte die DNA, machte einen CODIS -Abgleich und landete einen Treffer.
    Robin hoffte, dass sie Glück haben und den Killer schnell finden würden. Die exzessive Gewalt, die der Täter ausgeübt hatte, ging weit über die Schuss- und Stichverletzungen oder die Einwirkungen von stumpfen Gegenständen hinaus, an denen die Menschen gestorben waren, mit deren Leichen sie es üblicherweise zu

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