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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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hatte drei parallele Tests durchgeführt, um sicher zu sein, dass die Proben von einem einzigen Täter stammten. Eine Woge der Erregung durchlief sie. Entweder verfügte der Mörder über drei Geschlechtschromosomen – XXY –, oder seine genetische Ausstattung, die sie allerdings erst noch näher bestimmen musste, wäre noch seltener.
    Sie hörte, wie sich jemand näherte. Sie sah auf und erkannte Rich Verde und Bobby Pigeon, die auf ihren Tisch zukamen. Bobby lächelte ihr zu, Rich trug eine knurrige Miene zur Schau. Und er zog sich wirklich scheußlich an, mein Gott.
    »Hudson«, sagte Verde, »ich bin hier, um mit Ihnen über Oscar Woody zu sprechen.«
    Sie fühlte einen Stich der Enttäuschung. »Ich dachte, Bryan Clauser und Pookie Chang bearbeiten den Fall.«
    Verde schüttelte den Kopf. »Der Fall gehört mir. Wurde vollgepisst, oder?«
    Das war eine Frage, die man nicht jeden Tag hörte. Sie nickte.
    »O Mann«, sagte Verde. »Normalerweise würde Metz so eine Sache bearbeiten.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass ich vollkommen qualifiziert bin …«
    »Sei’s drum«, sagte Rich. »Der Fall wird ein wenig anders laufen, als Sie es möglicherweise gewohnt sind. Besondere Vorgehensweise. Rufen Sie den Chief an. Sofort. Sie erwartet, von Ihnen zu hören.«
    Robins Augenbrauen hoben sich. »Ich soll Chief Zou anrufen?«
    »Genau«, sagte Verde. »Und fassen Sie sich kurz. Ich habe noch jede Menge zu erledigen.«
    Metz sprach häufig mit Chief Zou. Da Robin die Abteilung vorübergehend leitete, konnte es durchaus sein, dass es jetzt an ihr lag, alle Fragen zu beantworten, die Zou vielleicht hatte. Robin nahm den Hörer ab und begann, auf einer Liste, die sie an die Trennwand ihres Arbeitsbereichs getackert hatte, nach dem Anschluss der Polizeichefin zu suchen.
    Verde beugte sich vor und tippte die Nummer für sie in den Apparat.
    »Bitte schön«, sagte er.
    Sie starrte ihn an, während sie darauf wartete, dass jemand abhob. Hätte er ihr die Nummer nicht einfach sagen können?
    »Büro von Chief Zou.«
    »Hier Robin Hudson von der Gerichtsmedizin. Man hat mir gesagt …«
    »Einen Augenblick, Doktor Hudson. Chief Zou erwartet Ihren Anruf bereits.«
    Die Polizeichefin meldete sich. Am Telefon sprach sie ge nauso knapp und trocken wie von Angesicht zu Angesicht. »Dok tor Hudson?«
    »Ja.«
    »Rich Verde leitet die Ermittlungen im Fall Oscar Woody«, sagte Zou. »Ich habe ein besonderes Interesse an dieser Sache. Ich möchte nicht, dass irgendetwas nach außen zu den Medien dringt. Haben Sie verstanden?«
    Gerichtsmedizin und Polizei arbeiteten eng zusammen, doch Zou war nicht Robins Vorgesetzte. Robin versuchte sich vorzustellen, wie Metz mit so einer Situation umgegangen wäre. Der Silberadler hätte sich wohl zugleich freundlich und entschlossen gezeigt. »Chief Zou, Sie sollten eigentlich wissen, dass wir nichts an die Medien rausgeben.«
    »Und doch erhalten die Medien immer wieder Informationen aus den verschiedensten Quellen«, sagte Zou. »Doktor Hudson, ich unterstelle Ihnen nichts, ich möchte Sie nur um etwas bitten. Machen Sie Erkenntnisse, die Oscar Woody betreffen, so wenigen Menschen wie möglich zugänglich. Bringen Sie die Leiche in den privaten Untersuchungsraum, den Doktor Metz benutzt. Elektronisch gespeicherte Unterlagen dürfen ausschließlich Inspektor Verde zur Verfügung gestellt werden. Der Bürgermeister lässt mitteilen, dass Sie sich gerne an sein Büro wenden können, wenn Sie irgendwelche Fragen haben.«
    Sie konnte sich an den Bürgermeister wenden? Dieser Hinweis war deutlich. Wenn Sie bis ganz nach oben wollen, dann halten Sie sich an die Spielregeln. Aber war das, worum Chief Zou sie bat, wirklich so ungewöhnlich? Vielleicht gab es einen Grund für diese Geheimniskrämerei. Vollgepisst, hatte Verde gesagt. Wieder dachte Robin an Paul Maloney. Vielleicht hatte ihre ursprüngliche Ahnung sie nicht getrogen, und es gab eine Verbindung zwischen den beiden Fällen. Es konnte sein, dass sich da draußen ein potenzieller Serienkiller herumtrieb. Jede Information, die zu früh nach außen drang, konnte die Ermittlungen gefährden.
    »Ja, Chief«, sagte Robin. »Ich werde den privaten Raum benutzen und die Untersuchungsergebnisse sicher nicht an die große Glocke hängen.«
    »Danke für Ihre Zeit, Doktor.«
    Chief Zou legte auf. Ein merkwürdiger Anruf. Es ärgerte Robin, wie Zou ihr anscheinend die Stelle der Leitenden Gerichtsmedizinerin als Belohnung für ihr Wohlverhalten vor der

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