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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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nicht?«
    Verdes Kiefermuskeln zuckten. Er drehte sich um und starrte Robin an. »Reden Sie schon, Sie fleißiges Bienchen, sagen Sie mir, was Sie gefunden haben.«
    Schon vorher hatte er verärgert gewirkt. Jetzt sah es so aus, als raste er vor Wut.
    »Wenn es einen zweiten männlichen Angreifer gegeben hätte, hätte ich Hinweise auf ein weiteres Y-Chromosom finden müssen«, sagte sie. »Und wenn der zweite Angreifer eine Frau gewesen wäre, hätte es Hinweise auf ein drittes X-Chromosom gegeben. Deshalb glaube ich, dass bei Oscars Mörder eine Trisomie vorliegt, was bedeutet, dass er über drei statt über die normalen zwei Geschlechtschromosomen verfügt. Wenn der Angreifer XXY ist, dann weist er vermutlich das Klinefelter-Syndrom auf.«
    Bobby nickte. Er sah sie mit demselben Blick an, den sie oft bei Bryan beobachtet hatte – für Ermittler wie ihn waren konkrete Hinweise wie Crack, das ihren Puls rasen ließ. »Ich habe vom Klinefelter-Syndrom gehört«, sagte er. »Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit, stimmt’s? Ich meine, könnten nicht zwei Menschen teilweise identische Chromosomen aufweisen? Nicht eineiige Zwillinge, sondern zweieiige?«
    Robin lächelte überrascht. Für einen Laien war das eine brillante Frage.
    »Es wäre möglich, dass es sich bei den Tätern um einen Mann und eine Frau handelt, die Zwillinge sind«, sagte sie. »Ganz abgesehen davon, dass auch normale Brüder mit demselben Vater dasselbe Y-Chromosom haben. Und doch bin ich fast überzeugt, dass die Proben auf einen einzigen Mörder hindeuten. Ich werde jedoch noch einen anderen Test durchführen, um sicher zu sein.«
    Verde kniff die Augen zusammen. »Und was für ein Test soll das sein?«
    »Ein Test zur Karyotyp-Bestimmung«, sagte Robin. »Dazu braucht man lebende Zellen, doch der Speichel an der Leiche war nur wenige Stunden alt, also haben wir genug davon. Die Karyotyp-Bestimmung zeigt uns die vollständige Anzahl der Chromosomen in einem Organismus. Sie, ich, Bobby und so ziemlich jeder Mensch, den wir kennen, hat sechsundvierzig Chromosomen. Das ist normal. Wenn der Test ergibt, dass der Täter ebenfalls sechsundvierzig hat, dann bedeutet das, dass mein zweites X von einer zweiten Person stammt. Aber wenn der Test uns ein Individuum mit sieben undvierzig Chromosomen zeigt, folgt daraus, dass wir es mit einem einzigen Killer zu tun haben, der über eine besondere genetische Disposition verfügt, was für die Ermittlungen außerordentlich hilfreich sein dürfte.«
    Bobby lächelte. »Süß«, sagte er. Mit seinem Goldzahn sah er wie ein Zuhälter aus.
    »Metz hat solche Tests nie durchgeführt«, sagte Rich. »Und Sie sollten das auch nicht tun. Wir brauchen keinen weiteren Test. Wir haben bereits genügend Hinweise, mit denen wir etwas anfangen können.«
    Sie sah, wie Bobby Rich plötzlich überrascht ansah. Wenn es diese Hinweise tatsächlich gab, dann hatte der jüngere der beiden Partner keine Ahnung, worum es sich dabei handelte.
    Robin verschränkte die Arme vor der Brust. »Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie keine weiteren Hinweise benötigen? Wenn Ihr Täter unter dem Klinefelter-Syndrom leidet, dann könnte er möglicherweise Probleme mit seiner sexuellen Identität haben oder bereits wegen Sexualdelikten aufgefallen sein, sodass er in unseren Akten zu finden ist. Sie könnten sich bei Organisationen umhören, die die Interessen von Menschen mit uneindeutigem Geschlecht unterstützen oder …«
    »Beschränken Sie sich auf Ihre Arbeit«, sagte Verde. »Sie wer den dafür bezahlt, dass Sie sich Leichen ansehen. Sie werden nicht dafür bezahlt, dass Sie Fälle lösen. Überlassen Sie die Ermittlungen den Detectives. Halten Sie sich an Ihren Kram. Bobby, wir gehen.«
    Verde stürmte davon. Bobby verdrehte die Augen und lächelte Robin entschuldigend an, bevor er Verde nach draußen folgte.
    Robin drehte sich auf ihrem Stuhl und sah ihnen nach. Seltsam. Warum wollte Rich nicht jedes Mittel ausschöpfen, um einen so entsetzlichen Mord aufzuklären? Vielleicht war das eine Frage, die sie sich besser nicht stellen sollte. Hinter Verde stand die Autorität von Chief Amy Zou, und in einer Hinsicht hatte er recht: Es war nicht ihre Aufgabe, Verbrechen aufzuklären. Aber selbst wenn es sich so verhielt, war er nicht ihr Boss. Genauso wenig wie Chief Zou. Die beiden konnten ihr Vorschläge machen, aber sie konnten Robin nicht anweisen, einen Test nicht durchzuführen.
    Robin würde den Karyotyp mit der neuen

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