Die Verborgenen
ging in Richtung Tür. Emma trottete ihm nach.
»Emma! Wo willst du hin?«
Emma blieb stehen und sah Robin an. Dann wandte sie sich wieder Max zu.
Max musterte Emma schulterzuckend. »Mach dir keine Sorgen, Dummerchen, ich bin sicher, wir werden uns schon bald wiedersehen.«
Er zog die Tür hinter sich zu. Emma starrte die Tür an und stieß ein leises Winseln aus.
Robin klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit der Hündin auf sich zu lenken. »Emma-Baby, möchtest du etwas ganz Feines?« Die Hündin stürmte auf sie zu.
Es mochte sein, dass Bryan Clauser Robin nicht liebte, aber Emma liebte Robin sehr wohl. Und wenn Robin diese Liebe mit Leckereien erkaufen musste, war das in Ordnung. Ein oder zwei besonders köstliche Happen (oder drei oder vier), und dann war es Zeit, ins Bett zu gehen.
Pookie ruft eine Freundin an
S chweiß sammelte sich in Pookies Achselhöhlen. Wenn man einen erwachsenen Mann über vier Stockwerke die Treppe hinauftrug, war das ein ebenso überraschendes wie unwillkommenes Training. Sein dämlicher Partner musste endlich eine Wohnung in einem Haus finden, in dem der Aufzug funktionierte.
»Bri-Bri, wenn du mich vollkotzt, gibt’s was auf die Nase.«
Bryan murmelte etwas Unverständliches. Er wog nicht einmal besonders viel – um die hundertfünfzig Pfund –, doch er konnte kaum gehen. Auch er schwitzte, doch das lag am Fieber, nicht an der Anstrengung.
Pookie hatte schon wieder eine schlechte Entscheidung getroffen, und er wusste es. Er half Bryan hinauf in seine Wohnung? Der Mann konnte ein Killer sein. Kein Heckenschütze, der zwischen sich und seinen Opfern fünfzig Meter Distanz wahrt, sondern jener andere Typ Killer, der einem Jungen den Arm ausreißt und hübsche Bilder damit malt.
Sie erreichten den vierten Stock. Halb zog, halb trug Pookie Bryan zur Tür. Seine Beine waren schwer, und sein Unterhemd klebte an seiner verschwitzten Haut.
»Komm schon, Bryan, versuch, ein paar Schritte zu gehen.«
»Tut mir leid«, sagte Bryan. »Mann, mir tut alles weh.«
»Bist du sicher, dass ich keinen Rettungswagen rufen soll?«
Bryan schüttelte den Kopf. »Ich bin einfach nur fix und fertig, das ist alles.« Er zog den Schlüssel aus der Tasche und versuchte mit zitternder Hand, die Tür aufzuschließen. Pookie nahm ihm den Schlüssel ab und erledigte es für ihn.
»Einfach nur fix und fertig«, wiederholte Bryan, als sie die Wohnung betraten. »Ich fühle mich, als würde ich in dem stecken, was ein Esel zwischen seinen Hinterbacken hat.«
»Ein lebender oder ein toter Esel?«
»Ein toter Esel.«
»Ah ja«, sagte Pookie. »Ich hasse dieses Gefühl.«
»Kann man wohl sagen. Lass mich los. Ich gehe ins Bett.«
Langsam löste Pookie seinen Griff, in dem er Bryan gehalten hatte. Bryan machte drei Schritte, bevor er über einen der vielen Umzugskartons stolperte, die überall in seinem schmalen Flur standen. Pookie trat rasch auf ihn zu, schob ihm die Arme unter die Schultern und verhinderte, dass er stürzte.
»Wow, Bryan. Schon so viel ausgepackt?«
»Ich komm schon noch dazu.«
Pookie führte Bryan zwischen den Kartons hindurch in das kleine Schlafzimmer. Es musste fast ein Schock gewesen sein, aus Robins großer Dreizimmerwohnung in dieses winzige Ein-Zimmer-Apartment zu ziehen, doch war Bryan hier tatsächlich nach sechs Monaten noch immer nicht angekommen? Bryan hatte das Sofa aufgestellt, den Fernseher angeschlossen und seine fast ausnahmslos schwarzen Kleider in den Schrank gehängt, aber auf mehr schien er keinen Wert zu legen.
Pookie ließ Bryan vorsichtig über die Hüfte ins Bett abrollen.
Bryan öffnete eines seiner verquollenen, blutunterlaufenen Augen. »Wirst du mich ausziehen, Daddy?«
»Ich glaube nicht, du Schwuchtel.«
»Du bist homophob.«
»Und ich bin stolz drauf«, sagte Pookie. »Die Bibel ist in dieser Hinsicht ziemlich eindeutig, mein großer Junge. Außerdem bin ich völlig zerschlagen. Also ziehst du dich entweder selbst aus, oder du schläfst in deinen Kleidern.«
Bryan antwortete nicht. Er war von einem Augenblick auf den anderen eingeschlafen.
Pookie spürte, wie der Schweiß auf seiner Stirn kalt wurde. Er wischte ihn weg und trocknete seine Hand dann an Bryans Hosenbein. Was immer Bryan infiziert haben mochte, Pookie war sicher, dass er es sich inzwischen ebenfalls eingefangen hatte.
Pookie starrte auf seinen Partner hinab. Er würde Bryan diese Nacht nicht alleine lassen, so viel stand fest. Außerdem würde irgendjemand, der
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