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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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rasiermesserscharfen, neonweißen Zähne sehen konnte.
    Das Albtraumwesen sprach.
    »Der hier wird süß schmecken.«
    Bryan erwachte mit einem Schrei.
    Er würde diesen Jungen töten.
    Nein, nein, nicht er , sondern … dieses Monster .
    Hämmerndes Blut. Eine Woge Adrenalin. Sein Schwanz war so hart wie ein Schienennagel. Jede Faser seines Körpers schmerzte. Unsichtbare Hämmer schlugen auf sein Fleisch ein. Sogar seine Knochen taten ihm weh.
    Seine Schlafzimmertür flog auf. Pookie stürmte herein, die Waffe in der Hand. Sein Blick fiel zuerst auf Bryan und huschte dann im Zimmer umher. Pookie ging in die Knie, um unter dem Bett nachzusehen.
    Bryan schüttelte den Kopf. »Es ist niemand da. Ein Traum.«
    Pookie richtete sich auf. Er sah verängstigt aus. Als habe er Angst vor Bryan. Und vielleicht sollte er die auch haben.
    »Ein Traum«, sagte Pookie. »Wie der letzte?«
    Bryan hustete und nickte. Ihm war furchtbar heiß. Er hatte sich noch nie so schwach gefühlt; es war, als griffe etwas jede Faser seines Körpers an. »Ja. Wie der letzte. Ich glaube, es passiert wieder.«
    Pookie starrte ihn blinzelnd an. »Willst du mir damit sagen, dass genau in diesem Moment jemand ermordet wird? Und dass du es geträumt hast?«
    Bryan drückte sich im Bett hoch. Seine schweren Füße, die noch immer in den Schuhen steckten, landeten mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden.
    »Noch nicht«, sagte er. »Lauert dem Opfer noch auf.«
    »Wer lauert dem Opfer noch auf?«
    »Ich … ich meine, irgendjemand liegt auf der Lauer, und ich glaube, ich war im Kopf dieses Jemand. So ungefähr jedenfalls.«
    Pookies Gesicht verriet, dass es ihm schwerfiel zu glauben, was er hörte. »Du behauptest, dass jemand einem der Jungen auflauert, genau in dieser Sekunde?«
    Bryan rieb sich die Augen und versuchte, trotz seiner schmer zenden Lunge tief Luft zu holen und nachzudenken. »Sie werden ihn schnappen. Er ist auf der Geary, in der Nähe der Hyde. Wir müssen los.«
    »Ich melde es«, sagte Pookie. »Du gehst nirgendwohin.«
    Bryans Hände tasteten nach seinem Schulterhalfter … leer. »Ich brauche meine Waffe.«
    »Es wäre mir lieber, wenn du auf sie verzichten würdest.«
    Pookie traute Bryan nicht über den Weg, wenn dieser eine Waffe trug? Angesichts dessen, was er mit Bryan hatte durchmachen müssen, war das wahrscheinlich klug, doch Bryan hatte keine Zeit, um mit ihm zu diskutieren.
    »Bryan, vergiss es. Du bist nicht in der Verfassung, um …«
    »Keine Zeit«, sagte Bryan, während er an Pookie vorbei auf den Flur trat. Er sah, dass seine Waffen auf dem Küchentisch lagen und befestigte sie wieder an den Stellen an seinem Körper, an die sie gehörten. Dann drehte er sich um, um zur Wohnungstür und nach draußen zu gehen – und sah, dass ihm Pookie den Weg versperrte.
    Pookie hielt seine Pistole in der rechten Hand. Der Lauf war auf den Boden gerichtet.
    »Bryan, ich kann dich nicht gehen lassen.«
    Bryan blieb stehen. Sein eigener Partner hatte ihm gegenüber die Waffe gezogen. Er war nicht beleidigt oder verletzt. Stattdessen empfand er spontan Verständnis für Pookies schwierige Lage – aber für eine Auseinandersetzung fehlte ihm einfach die Zeit.
    »Pooks, ich werde nicht zulassen, dass dieser Junge stirbt. Ruf Verstärkung, komm mit mir oder bleib hier, aber was auch immer du tust, geh mir verdammt noch mal aus dem Weg.«
    Pookie spannte die Hand an, in der er die Sig Sauer hielt. Würde er sie auf Bryan richten? War es so weit gekommen?
    Bryan drehte sich um und rannte in seine winzige Küche. Eine Sekunde später hörte er Schritte hinter sich, als Pookie reagierte.
    Die Angeln des schmalen Küchenfensters befanden sich auf der linken Seite. Es schwang auf wie eine Tür, die zur Feuerleiter führte. Bryan stieg aus dem Fenster auf das Metallgitter, das dort eine Plattform bildete, und die Nacht zog ihn in ihre dunkle Umarmung. Während er schlief, hatte es geregnet. Das Metallgeländer fühlte sich unter seinen Händen eiskalt an. Bevor Pookie auch nur die Küche erreicht hatte, befand sich Bryan bereits auf Höhe des dritten Stocks und stieg weiter hinab zum zweiten. Als Pookie aus dem Küchenfenster kletterte, stand Bryan bereits auf der Plattform im ersten Stock und …
    … rutschte aus.
    Seine Beine wurden unter ihm weggerissen. Das nasse, rostige Metall der Feuerleiter krachte gegen seine Stirn. Dieser neue Schmerz kam zu dem Fieber und den Gliederschmerzen hinzu, doch Bryan ließ sich davon nicht aufhalten.

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