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Die Verborgenen

Die Verborgenen

Titel: Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Stirn. Sie waren auf fast jeder Stelle seiner freiliegenden Haut. Augenbrauen und Wimpern waren ebenso verschwunden wie das meiste Haar an seinen Schläfen und oben auf seinem Kopf. Die geschwärzten Kleider – die Jacke und etwas, das aussah wie ein Football-Trikot – waren mit seiner Haut verschmolzen. In einem schwachen, aber unablässigen Pulsieren strömte Blut aus dem Bauch des Jungen.
    Bryan wollte sich vorbeugen, um gegen die Wunde zu drücken, doch etwas im Gesicht des Jungen ließ ihn erstarren. Ein paar rote Haare unter der Unterlippe des Jungen, ein wenig mehr davon auf seinem Kinn … die Überreste eines spärlichen Ziegenbärtchens. Das meiste war verbrannt, doch das, was noch übrig war, ließ Bryan das von Brandblasen bedeckte Gesicht mit neuen Augen sehen. Ein kleiner Teil von ihm wusste, dass das Jay Parlar war. Der größere Teil – und er war es, der die Herrschaft übernahm – erkannte etwas ganz anderes.
    Dieser Teil erkannte die Beute aus seinem Traum.
    Ein Mutterleib, Wichser.
    Ungezügelter Hass kochte in ihm hoch und verwandelte sich in rasende, mörderische Wut. Bryan erhob sich. Der Junge lag zwischen seinen Beinen, und Bryans Füße balancierten auf dem zerbeulten, blutbeschmierten weißen Blech.
    Er griff nach seinem Schulterhalfter, zog die Pistole heraus und richtete den Lauf direkt zwischen die Augen des Jungen.
    Ein verbrannter Arm mit nach vorn gerichteter Handfläche hob sich, als könnten Fleisch und Knochen eine Kugel stoppen.
    »Du bist einer der Schlägertypen«, sagte Bryan. »Ich werde dich umbringen.«
    Die nässenden Lippen des Jungen mühten sich ab, Worte zu formen. »Bitte, nein .« Er hatte nicht einmal mehr genügend Kraft, als dass er um sein Leben hätte kämpfen können.
    Bryan drückte mit dem Daumen den Hammer der P226 zurück, bis er mit einem Klicken einrastete. » Lang lebe der König! , Arschloch.«
    Die Augen des Jungen wurden noch ein wenig größer. »Genau das hat der Teufel auch gesagt.«
    Bryan beugte sich vor. Er drückte die Mündung der Waffe gegen die Stirn des Jungen. Der Junge kniff die Augen zusammen.
    »Bryan! Waffe runter! Sofort! «
    Pookies Stimme. Pookies schreiende Stimme. Bryan blinzelte und sah hinab auf den Bürgersteig. Pookie … schwer hob und senkte sich seine Brust … mit gezogener Waffe … die Füße in der Position eines Schützen.
    Verdammt, warum richtet mein Partner seine Waffe auf MICH ?
    »Lass die Waffe fallen, Bryan! Lass die verdammte Waffe sofort fallen, oder ich schieße!«
    Bryans Wut schien sich in der kühlen Nachtluft aufzulösen. Irgendetwas hielt er in seinen Händen. Er sah hin. Es war seine Pistole, deren Lauf er gegen die Stirn eines schwer verletzten sechzehn Jahre alten Jungen drückte.
    Bryan ließ den Hammer der Sig Sauer zurückgleiten und schob die Waffe langsam wieder in sein Schulterhalfter. Die Mündung der Pistole hatte einen runden Abdruck auf der rußgeschwärzten, von Brandblasen übersäten Stirn hinterlassen. Alle Energie, die der Junge noch gehabt hatte, schien wie in einem letzten langen Atemzug aus seinem Körper zu strömen. Sein Gesicht wurde schlaff.
    Er bewegte sich nicht mehr.
    Pookie kletterte auf die Motorhaube des Van und dann auf das inzwischen ziemlich dicht bevölkerte Dach. Aus dem Bauch des Jungen floss kein Blut mehr.
    Pookie hob das Handgelenk des Jungen und tastete nach seinem Puls. »Nichts. Scheiße! « Er sah Bryan an. »Verdammt, was hattest du vor, Mann?«
    Bryan antwortete nicht.
    Pookie wandte sich wieder dem Jungen zu. Er ging in die Knie, legte die linke Handfläche auf den rechten Handrücken und begann mit einer Herzmassage. Bryans Blick wanderte zu den Gebäuden auf der anderen Seite der Geary Street. Silhouetten von Oberkörpern und Köpfen waren in den Fenstern der Wohnungen aufgetaucht. Die Leute sahen nach draußen.
    Ohne die Herzmassage zu unterbrechen, sah Pookie zu Bryan auf. »Hattest du vor, diesen Jungen umzubringen?«
    Bryan blinzelte ein paarmal und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Schließlich begriff er die Bedeutung von Pookies Worten.
    »Nein«, sagte Bryan. »Er ist in die Tiefe gestürzt, er hat gebrannt … ich habe die Flammen gelöscht. Ich habe ihm nichts getan!«
    Pookie drückte immer weiter. »Genau. Du hast ihm lediglich deine verdammte Pistole gegen die Stirn gedrückt, oder? Ich habe dich gesehen. Ich habe gesehen, wie du auf diesen Van gesprungen bist. Die Karre ist fast zweieinhalb Meter hoch, und du springst einfach hoch und

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