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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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modernen Psychiatrie totalen Mutismus, im Fall von Bibi höchstwahrscheinlich durch einen Schock ausgelöst. Was er wohl beobachtet hatte?

    Katja klopfte an Reuters Tür, obwohl sie offen stand.
    »Bitte, kommen Sie herein.« Er stand auf und ging um seinen Schreibtisch herum, um Katja zu begrüßen. »Schön, dass Sie wieder bei uns sind. Konnten Sie das Problem mit Ihrem Visum lösen?«
    Er klang, als hätte er nichts anderes erwartet, und wies ihr einen der Besuchersessel an. Dann setzte er sich in den anderen.
    »Ja, es war keine große Sache. Es hat mich überrascht, wie leicht es war, aber das weiß man bei Behörden vorher ja nie so genau. Ich hätte den neuen Antrag vielleicht ebenso gut im Deutschen Konsulat in Port Moresby stellen können.«
    Reuter lachte warmherzig. »Ja, im Nachhinein ist man immer schlauer. Behörden sind eine echte Plage. Ich hoffe, Sie bedauern Ihre Reise nach Deutschland nicht.«
    »Natürlich nicht. Es war schön, meine Familie zu sehen, und außerdem habe ich ein unerwartet interessantes Gespräch mit meinem Großvater geführt.«
    »Das freut mich für Sie. Jedenfalls ist es gut, dass Sie wieder in Kokopo sind. Hier ging es in der Zwischenzeit hektisch zu. Besonders im Krankenhaus, wie Sie sich denken können. Sie haben uns gefehlt. Dr. Lambert wird Ihnen sicher noch persönlich sein Leid klagen.«
    Katja war nicht entgangen, dass Reuter ausweichend reagiert hatte, als sie ihren Großvater erwähnte. Abgesehen davon konnte sie an seinem Verhalten keine Veränderungen entdecken. Noch immer gab er sich ihr gegenüber offen und herzlich, doch nun, da sie sich nahezu sicher war, dass Reuter an ihren Großvater berichtete, musste sie in Gesprächen mit ihm überlegt vorgehen.
    Katja lächelte den Pfarrer mit einem Mädchenblick an. Zeit für eine vertrauensbildende Maßnahme. Wenn sie sich ihm öffnete, würde sie sich weniger verdächtig machen.
    »Ich freue mich auf die Arbeit im St. Mary’s. Habe ich Ihnen eigentlich schon von meinem Trip nach Australien erzählt? Sie wissen sicherlich, dass mein Mann bei einem Helikopterunglück verstorben ist. Ich wollte mir schon längst den Ort ansehen, wo er ums Leben kam, doch irgendwie hatte ich nie den Mut.«
    Mit Befriedigung stellte Katja fest, wie Reuter nun Haltung und Gesichtsausdruck eines Geistlichen annahm.
    »Bestimmt haben Sie diesen Schritt nicht bereut. Konnten Sie an der Unglücksstelle einen Abschluss für sich finden?«
    »Es war sehr schmerzhaft, aber ja, die Reise hat mich ein gutes Stück weitergebracht. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer öfter nach vorne schaue, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ich verstehe Sie sogar sehr gut«, sagte Reuter befriedigt, »und es freut mich aufrichtig, dass Sie diesen Schritt gewagt haben.«
    Katja lehnte sich im Sessel zurück und lächelte sanft. So weit, so gut. »Danke«, sagte sie und bemühte sich, ihre Stimme positiv klingen zu lassen. Sie lehnte sich nach vorne. »Ich habe Ihnen doch vorhin vom Gespräch mit Großvater erzählt.«
    Reuter horchte auf. »Ja?«
    »Ich bin so unglaublich froh darüber. Sie müssen wissen, dass Großvater und ich … Wir haben uns jahrelang nicht sonderlich gut verstanden. Was in der Hauptsache an mir gelegen hat. Aber dieses Mal war es so anders zwischen uns. Wie soll ich es beschreiben? Voller Hoffnung. Leider darf ich noch nicht darüber reden, aber was Großvater mir da unterbreitet hat … es geht um ein wirklich aufregendes Projekt.«
    Sie sah auf und strahlte Reuter mitten ins Gesicht. Diesem fiel es sichtlich schwer, sein Interesse am Thema zu verbergen. Seine Hand nestelte nervös an seinem Ärmel.
    Er ist nichts anderes als eine weitere Figur im Spiel von Großvater Albert, dachte sie verächtlich und senkte den Blick, um sich nicht zu verraten.
    »Gut für Sie.« Reuters Haltung entspannte sich. Er wirkte zufrieden. Katja nickte.
    »Eigentlich bin ich aber wegen etwas anderem hier. Ich hätte da nämlich eine Bitte an Sie. Kürzlich habe ich aus einer sentimentalen Anwandlung heraus ein wenig in meiner Familiengeschichte gestöbert. Die Tatsache, dass Phebe ein Teil meiner Familie ist, hat mich dabei inspiriert. Sie stand als gläubige Katholikin in enger Verbindung mit Vunapope, und da hab ich mich gefragt, ob es in Ihren Archiven nicht mehr über sie zu erfahren gibt.«
    Sie sah ihn aus großen Augen an, die pure Begeisterung an der Sache versprühen sollten.
    »Natürlich, ich helfe Ihnen gerne. Über Phebe haben wir ganz

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