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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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einem geheimen Versteck nun als äußerst aufregend. Die Zeitungen, die Notenblätter, der Topf, ja sogar die Fotos – dies alles wäre jedem zugänglich gewesen, der sich dafür interessiert hätte oder der, wie in ihrem Falle, einfach nur aufräumen wollte. Aber dies hier bedeutete etwas anderes! Vorsichtig schob Katja die angekokelte Kordel über das am unteren Ende und an der Seite verbrannte Bündel und griff nach dem obersten Umschlag. Alte Briefe, die jemand in der Wand versteckt hatte, das war nun tatsächlich ein erregender Fund. Würde sie vielleicht Dinge über Phebe erfahren, die noch keiner kannte? Die Anschrift war teilweise leserlich. Der Brief war an ihre Ururgroßmutter adressiert. Vorsichtig schaute sie den kleinen Stapel durch.
    »Alles Briefe an Phebe Parkinson«, erklärte sie dann. »Was meinen Sie? Ob ich die wohl lesen darf?«
    Lambert lachte auf. »Sie wären die erste Frau, die ich kenne, deren Neugier nicht über ihre moralischen Skrupel gesiegt hätte.« Katja schaute ihn mit gerunzelter Stirn an. »Also, los. Machen Sie schon. Ich verrate es auch niemandem.«
    Katja konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Jetzt tun Sie mal nicht so! Sie sind mindestens ebenso neugierig wie ich.«
    »Also gut. Ich gebe es zu. Pandoras Büchse hätte ich sicherlich auch irgendwann geöffnet. Was ist jetzt?« Katja gab den Arbeitern ein Zeichen, dass sie weitermachen konnten.
    »Gehen wir nach draußen, da ist es ruhiger.«
    Sie setzten sich an den kleinen Tisch auf der Veranda. Katja legte die Briefe zur Seite und untersuchte zunächst die Kiste. Außer den Briefen war sie leer. Sie klappte den Deckel zu und griff erneut nach dem obersten Brief. Nachdem sie den Umschlag geöffnet hatte, zog sie vorsichtig zwei beschriebene Bögen hervor, die an den Rändern verbrannt, aber dennoch recht gut leserlich waren. Den Anfang und das Ende des Schreibens hatten die Flammen allerdings vernichtet, und zwischendurch machten Stockflecken einige Textstellen unleserlich. Katja las laut:
(…) wünschte, Du könntest selbst sehen, wie wir in Mt. Isa leben. Alles ist so ganz anders als auf Kuradui. Das Land ist harsch, Phebe, Du machst Dir keinen Begriff! Die australische Sommerhitze ist trocken und sengend, wie ich es auf Raluana nie erlebt habe. Mein geliebter Gemüsegarten muss ständig gewässert werden, und es gibt Wochen, in denen ich Bill gar nicht zu sehen bekomme, weil er das Vieh zu den wenigen Wasserlöchern treibt, die es im Umland noch gibt. Wie anders mein Alltag in Papua doch war!
Wahrscheinlich schüttelst Du den Kopf, wenn Du diese Zeilen liest. Ja, ich weiß, dass ich in Papua spätestens im Februar, wenn die Luftfeuchtigkeit und die Hitze am schlimmsten waren, aus dem Fluchen nicht mehr herausgekommen bin. Und Du hast mich deshalb jedes Jahr aufs Neue ausgelacht und ermahnt. »Finde dich endlich mit den Gegebenheiten ab! Du lebst jetzt in den Tropen!«, hast Du gesagt. »Achte die Schöpfung des Herrn, und beschwere Dich nicht länger!«
Natürlich hattest Du recht. Doch Du hast gut reden. Schließlich stammst Du aus Samoa und kennst gar kein anderes Klima.
Aber weißt Du was? Nun vermisse ich gelegentlich sogar diese fürchterliche Regenzeit. Kannst Du Dir das vorstellen? Ich denke tatsächlich mit einer gewissen Sehnsucht daran zurück, wie mir der Schweiß von der Stirn tropfte, wenn ich mich auch nur im Geringsten bewegte. Daran, wie mir das Wasser den Rücken hinablief und mein Kleid im Laufe des Nachmittags schwerer und schwerer wurde, bis ich es schließlich wechseln musste, um weiterarbeiten zu können. Und all die prächtigen Vögel, die nur in Eurem Klima zu gedeihen scheinen. Wie ich sie vermisse!
Stattdessen ärgern mich hier die Fliegen. Sie kleben am Auge, am ganzen Körper, wenn es längere Zeit nicht geregnet hat. Und dann der Staub! Phebe, Du machst Dir (…)
(…) will nicht wieder nur jammern. Es gibt nämlich auch so manchen Vorteil im Vergleich zu Papua. So haben wir weder Zecken noch Blutegel! Na, klingt das nicht verlockend? Aber dich kriegen ja wohl (…)
    Lambert hatte ihr über die Schulter geschaut, während Katja den Brief vorlas. Sie faltete die Blätter sorgfältig zusammen und schob sie in den Umschlag zurück, den sie dann umdrehte. Sie war enttäuscht, weil sie nichts Neues über Phebe erfahren hatte, und von der Verfasserin der Briefe hatte sie auch noch nie gehört.
    »Absender ist eine Johanna Hunter aus Mount Isa in Queensland, Australien.« Sie legte den Brief

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