Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)
auf den Tisch zurück.
»Das nenn ich mal einen interessanten Fund«, kommentierte Lambert. Katja zuckte mit den Schultern. »Sind die anderen Briefe von derselben Frau? Darf ich mal?« Er wartete gar nicht erst auf ihre Antwort, sondern griff gleich neugierig nach den Briefen, um sie sich genauer anzusehen. »Sieht ganz danach aus. Ein Absender, eine Adressatin«, sagte er, ohne den Blick zu heben. »Die beiden müssen gute Freundinnen gewesen sein.« Er gab Katja die Briefe zurück. »Haben Sie schon irgendeine Idee, was Sie mit Ihrer Entdeckung anstellen wollen?«
Sie schob den kleinen Stapel vorsichtig zusammen. »Was sollte ich Ihrer Meinung nach denn damit tun?«
»Vielleicht übergeben Sie die Briefe an Phebes Enkel. Wie hieß der noch gleich? Der alte Herr, der die Grabrede gehalten hat.«
»Ütersen. Stimmt, das wäre wahrscheinlich das Beste.«
»Wenn Sie wollen, nehme ich Sie mit zurück nach Kokopo.«
»Ich kann die Arbeiter doch nicht allein lassen.«
»Doch, das können Sie. Die beiden sind zuverlässig. Lassen Sie uns fahren. Sie können die restlichen Briefe auch noch im Auto lesen.«
Auf der Fahrt fielen Katja einige Fragen zu den gerade entdeckten Briefen ein. Sie sprach zu Lambert, doch eigentlich führte sie ein Selbstgespräch.
»Wer die Briefe wohl ins Feuer geworfen hat? Phebe selbst? Aber warum? Es ist doch nur ein harmloser Briefwechsel zwischen zwei Freundinnen.«
Lambert setzte den Blinker und bog aus Kuraduis Auffahrt nach links auf die Landstraße.
»Sie haben bislang doch nur einen einzigen gelesen. Vielleicht waren die beiden Frauen ja gar nicht so harmlos, wie es den Anschein hat. Wer weiß? Vielleicht hatte die angeblich so herzensgute Phebe in Wirklichkeit eine Leiche im Keller?«
»Wollen Sie mich verschaukeln?« Katja war viel zu müde, um Lambert Paroli zu bieten. Der setzte eine Unschuldsmiene auf.
»Wie Sie meinen. Ich gebe nur zu bedenken, dass es immerhin möglich wäre, dass diese Johanna eine andere Phebe kannte als die, um die man hier allerorts trauert.«
Nach einer weiteren Woche war Katja so weit, dass sie Lambert und Takari als Dank für ihre Hilfe zu einem Abendessen auf ihrer Veranda einladen konnte. Es gab würzige Fleischbällchen in Tomatensauce, dazu selbstgebackene Brotfladen. Die Männer schaufelten das Essen nur so in sich hinein. Katja trank Wein, für Lambert und Takari hatte sie Bier besorgt. Nach einer Weile unterhielten sich die beiden über Sport, und sie klinkte sich aus dem Gespräch aus. Ein plötzliches Knacken im Unterholz ließ sie zusammenfahren. Die Nacht war stockdunkel. Am bewölkten Himmel waren nur der Mond und ein paar verlorene Sterne zu sehen.
»Keine Angst, das war nichts. Höchstens ein Bushturkey, der nach Würmern scharrt, oder eine Fledermaus, deren Radar versagt hat«, sagte Takari.
»Ja, sicher. Entschuldigen Sie, ich bin einfach kaputt.« Katja strich sich mit Daumen und Zeigefinger über die Augenlider. Es war wieder ein langer Tag gewesen. Lambert verstand.
»Zeit aufzubrechen, Takari! Es ist schon spät.« Takari erhob sich umständlich aus dem alten Sessel und reichte Katja die Hand. »Danke für das leckere Essen. Schlafen Sie gut!« Dann drehte er sich zu Lambert, der noch saß. »Kommen Sie denn nicht auch?«
»Gleich. Fahr ruhig schon mal! Ich hab noch was mit Frau Gruner zu besprechen.«
Takari nickte und verabschiedete sich. Katja wartete, bis er in der Dunkelheit verschwunden war.
»Was haben Sie denn mit mir zu besprechen?«, fragte sie neugierig.
Lambert leerte den Rest seiner Bierflasche und stellte sie auf dem Tisch ab.
»Katja, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich schon wieder wie ein Besserwisser anhöre, aber lassen Sie mich Ihnen einen Rat geben: Sie können auf der Farm nicht allein leben. Nicht so weit draußen. Stellen Sie eine Haushaltshilfe ein, eine Köchin oder von mir aus auch einen Haus Boi. Wenn es sich nämlich erst einmal herumgesprochen hat, dass eine Weiße mutterseelenallein auf Kuradui lebt, kann kein Mensch für Ihre Sicherheit garantieren. Bitte, hören Sie auf mich! Wollen Sie mir das versprechen?«
Katja hob die Hände. »Schon gut, schon gut. Pfarrer Reuter hat mich auch schon mehr als eindringlich vor Überfällen gewarnt. Ich werde jemanden einstellen. Zufrieden?«
»Ja, da bin ich sehr erleichtert.« Lambert stand auf und begann, auf der Veranda auf und ab zu gehen.
»Ist sonst noch was?«
Lambert zog sich am Ohrläppchen, räusperte sich.
»Ich lasse Sie
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