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Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verbotene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Dutton
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zu glauben, dass sie es mit einer Popi zu tun hatte, wie die Katholiken im Tok Pisin der Protestanten abwertend genannt wurden. Dabei war dies gar nicht das einheimische Wort für die Papstverehrer. Die Schwarzen bezeichneten die Katholiken als man bilong bisop, was Johanna immer zum Lachen brachte, und auch jetzt schmunzelte sie über die Männer, die im Glauben der Einheimischen Bischof Couppé persönlich gehörten.
    Aus der Küche hörte sie Geräusche. Sicher war Martin aufgewacht und Gumbo zu seinem Bettchen gegangen, um nach ihm zu sehen. Johanna stand mit Mühe auf und ließ das Wasser abtropfen, bevor sie der kleinen Wanne entstieg. Hastig trocknete sie sich ab und streifte ihr frisches Kleid über. Sie bürstete das nasse Haar mit groben Strichen, schlug es ein und steckte den Dutt mit geübten Handgriffen fest.
    Als sie in die Küche trat, wunderte sie sich. Das Bügeleisen stand ohne Aufsicht auf dem Ofen, der noch vom Backen heiß war, und auch die Wiege war leer. Von draußen hörte sie Stimmen. Ihr Gesicht hellte sich auf. Ludwig! Sie eilte auf die Veranda, von wo herab Gumbo mit Martin im Arm sich unruhig mit Phebe unterhielt, die vor dem Haus haltgemacht hatte.
    Johanna runzelte die Stirn und hielt inne. Phebe war nicht allein gekommen. Sie hatte den Arm um eine schluchzende Nonne gelegt und drückte sie immer wieder leicht an sich, so wie man einem kleinen Kind Trost spendete.
    Als sich Johanna der Gruppe näherte, sah sie, dass die Arme und das Gesicht der jungen Frau mit blutigen Kratzern übersät waren; ihre Tracht war schmutzig und am Saum und an den Ärmeln ganz zerrissen. Erschrocken schlug Johanna die Hand vor den Mund, um sie gleich wieder sinken zu lassen.
    »Gumbo, geh mit Martin ins Haus!«
    Gumbo tat, wie ihm geheißen. Johanna hastete die Treppe hinab. »Mein Gott? Sie Ärmste. Was ist denn nur passiert?« Ohne den Blick von der Verletzten abzuwenden, richtete sie ihre Worte nun an Phebe: »Die arme Frau sieht ja fürchterlich aus. Sollten wir sie nicht gleich ins Hospital nach Vunapope bringen?«
    Phebe schüttelte den Kopf und wischte der Frau mit einem feuchten Lappen übers Gesicht, auf dem sich die Striemen sofort wieder rot färbten.
    »Nein, von dort kommen wir gerade«, sagte Phebe. »Schwester Irene wollte nicht bleiben. Die anderen hätten das Hospital nötiger, sagt sie. Ich nehme sie fürs Erste mit zu mir.«
    »Welche anderen? Gibt es etwa noch mehr Verletzte? Miti, in Gottes Namen, nun sag schon, was vorgefallen ist! Von woher kommt Schwester Irene denn?«
    Johanna hatte ein ungutes Gefühl, das sich mit jedem Atemzug weiter in ihr ausbreitete. Hektisch zog sie die Freundin am Ärmel, damit Phebe und die Nonne ihr auf die Veranda folgten, wo Johanna die Frauen zu den Korbsesseln dirigierte. Dann lief sie rasch ins Haus und kehrte wenig später mit einigen Tüchern und einer Emailleschüssel voll Wasser zurück, die sie auf dem Tisch zwischen Phebe und Schwester Irene absetzte. Eine seltsame Spannung lag in der Luft, und Johanna musste sich zusammennehmen, um Phebe nicht anzufahren. Am liebsten hätte sie die Worte aus der Freundin herausgeschüttelt. Diese schwieg beharrlich und wich Johannas forschendem Blick aus. Johannas Hände hatten mittlerweile so stark zu zittern begonnen, dass sie einen Teil des Wassers verschüttete. Sie riss sich zusammen, nahm Phebe den blutgetränkten Lappen aus der Hand und legte ihn zur Seite. Dann tauchte sie ein sauberes Tuch in die Schüssel und drückte es aus. Phebe hatte einen Ärmel von Schwester Irenes Habit hochgeschoben, und Johanna begann vorsichtig, die Wunden der Schwester zu versorgen. Sie wartete immer noch auf eine Erklärung, doch Phebe schwieg weiterhin, während der Nonne unaufhörlich die Tränen übers Gesicht liefen. Phebe kümmerte sich um den anderen Arm der jungen Frau, der weniger abbekommen hatte. Die Kratzer und Abschürfungen erwiesen sich beim näheren Hinsehen als ungefährlich. Sie bluteten zwar, waren aber nicht tief. Mit den Verletzungen ließ sich der Zustand der Nonne also eigentlich nicht erklären, genauso wenig wie das ausweichende Verhalten Phebes, die ihren Blick abwandte, sobald Johanna in ihre Richtung sah. Eine dunkle Ahnung schnürte Johanna die Kehle zu. Nur das Schluchzen der Nonne war zu hören. Warum redeten die beiden denn nicht? Was konnte so schrecklich sein, dass sie es ihr nicht zu sagen wagten?
    Als ihre Wunden schließlich gesäubert waren, verbarg die Nonne ihr Gesicht hinter den

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