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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Mädchen nur.
    Missmutig überlegte Tobbs, was mit dieser Antwort anzufangen war, und stutzte. Für einen Augenblick bildete er sich ein, wieder das goldene Augenpaar in der Menge aufleuchten zu sehen. Doch gleich darauf war es schon wieder verschwunden.
    »Mach dir keine Sorgen, wir finden das Haus, Tobbs. Aber erst einmal gehen wir zum Palast zur großen Festprozession. Und vielleicht können wir auf dem Rückweg ja bei Ger Ti Benten vorbeischauen. Bisher hatte ich noch keine Zeit, sie zu besuchen. Ich würde zu gerne endlich mal dieses Wassertheater sehen!«
    Tobbs setzte zu einem empörten Protest an, aber Anguana hatte sich bereits von ihm abgewendet. Sie war völlig hin und weg von zwei Gauklern, die auf Stelzen durch die Menge liefen und dabei mit sechzehn Orangen jonglierten.
    »Wow!«, sagte sie fasziniert. »Das will ich auch können! Die sind unterwegs zum Palast des Fürsten! Los, komm!«
    Anguana raffte ihren Rock und lief in Richtung der Gaukler davon. Tobbs hatte alle Mühe, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Das Klack-Klack ihrer Stiefel trappelte voraus. Noch so eine geniale Idee von Arnold, dem Angeber: Die Stiefel verbargen Anguanas Ziegenfuß ganz wunderbar.
    Der Palast war ein großes, flaches Holzgebilde, das auf einem Podest thronte, violett lackiert mit einem ausladenden Silberdach. Treppen führten hinauf, die von Soldaten mit finsteren Mienen bewacht wurden. Den Fürsten selbst konnte Tobbs von hier aus kaum erkennen. Er wirkte wie ein kleines, dickes Männchen vor einem viel zu großen Puppenhaus. Eine Prozession von Akrobaten, Gauklern und Tanzmädchen zog vor der Treppe vorbei.
    Tobbs verrenkte sich den Hals, um die Gebäude rund um den Platz zu betrachten: Er sah rote, blaue und sogar schwarz-gelb gestreifte Dächer, doch ein grünes war nicht darunter.
    Allmählich verlor Tobbs die Geduld. Vielleicht befand sich dieses grüne Dach ja auch in einer völlig anderen Stadt und sie verschwendeten hier nur ihre Zeit …
    Ein Kribbeln in seinem Nacken ließ ihn herumfahren. Nichts. Niemand schien ihn zu beobachten.
    Seine anfängliche Angst, Kontrolleur Piksfinger in die Arme zu laufen, hatte sich in den letzten Tagen verflüchtigt: Nicht nur Anguana war gut verkleidet, auch seine eigene Tarnung war ziemlich überzeugend. Er trug ein schlichtes graues Baumwollgewand wie ein Handwerker, sein Fuchsfell und die Uhr hatte Anguana in einen Stoffgürtel eingenäht. Sein Haar war etwas kürzer geschnitten und tiefschwarz – ohne die silberweißen Spitzen – und außerdem so tief ins Gesicht gekämmt, dass er sich selbst kaum wiedererkannte.
    Etwas Raschelndes verfing sich in Tobbs’ Stirnfransen, und als er reflexartig seinen Kopf schüttelte, fiel ein orangefarbener Falter in seine Hand.
    Ich sehe dich, graue Maus!
    Wieso bist du noch hier?
    Erschrocken blickte er sich um. Ein Meer von faszinierten Gesichtern umgab ihn. Doch niemand beachtete ihn, alle bewunderten die Darbietung einer Tänzergruppe.
    Anguana hatte sich bereits vor die Treppe gedrängt und winkte ihm ungeduldig zu.
    Tobbs folgte ihr. Immerhin konnte er jetzt den Fürsten besser erkennen: ein müde blinzelnder, dicklicher Mann mit einem schwarzen Schnurrbart und einem Gesicht, das prall und aufgedunsen war wie ein Wasserballon. Anscheinend machte es keinen Spaß, der Fürst von Katuro zu sein.
    Als der nächste Falter mit voller Wucht seine Oberlippe rammte, schrie Tobbs vor Schreck auf. Der Schmetterling flatterte so aufgeregt um ihn herum, dass es eine ganze Weile dauerte, ihn zu fangen. Und die Worte, die Tobbs dann las, jagten ihm einen Schauer über den Rücken.
    Flieh, du Narr! Sie sind dir auf der Spur!
    Ein metallisches Sirren erklang und endete in einem dumpfen »Tock!«. Die Leute schrien entsetzt auf, die Musiker kamen aus dem Takt, der Fürst sprang erschrocken auf.
    Ein roter Pfeil steckte zitternd von der Wucht des Einschlags in der goldenen Rückenlehne des Throns. Innerhalb eines Augenblicks wurde es über der Stadt sturmdunkel, als hätte jemand einen schwarzen Fächer vor der Sonne aufgeklappt.
    »Die Tanukis!«, heulte eine Frau laut auf. »Die Tanukis kommen!«
    Panik brach aus.
    Die Akrobaten kletterten blitzschnell an Häuserwänden hoch und brachten sich auf den Dächern in Sicherheit.
    »Anguana!«, rief Tobbs. Das Mädchen kämpfte sich durch die zurückweichende Menge zu ihm durch. Tobbs packte sie an der Hand.
    »Ich … höre Hufgetrappel!«, rief sie und wurde weiß wie ein Blatt Papier. »Da

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