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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Kopf, damit niemand ihre Augen sah. Ein Schwarm blitzschneller schwarzer Falter überholte sie – vermutlich überbrachten sie die Nachrichten an die anderen Wachen. Und richtig: Als sie wenige Minuten später um eine Ecke bogen, entdeckten sie im Schein einer Leuchtfalterlaterne zwei Wächter, die eine Frau in einem gelben Kleid festhielten und an ihrer Frisur zupften.
    »Wir sitzen in der Falle«, stellte Tobbs gehetzt fest.
    »Noch nicht!« Blitzschnell holte Anguana den Spinnenkokon hervor, zog das geflügelte Visitenkärtchen hervor und ließ es frei.
    »Ger Ti Benten?«, flüsterte Tobbs. »Und wenn sie uns verrät?«
    »Freunde des Wassers helfen einander«, sagte Anguana bitter. »Anders als die Menschen.«
    »Ach wirklich? Dann gehört zu den Freunden des Wassers auch der Kappa?«, fragte Tobbs gereizt.
    »Hast du eine bessere Idee?«, fuhr Anguana ihn an.
    Nein, hatte er nicht. Der Falter taumelte in der Luft, als müsse er erst einmal feststellen, wo er sich befand, dann hatte er seine Navigation offenbar neu justiert und schoss davon. Er flog gen Osten, über menschenleere Marktplätze, und von dort aus in die Randbezirke des Vergnügungsviertels.
    Staunend betrachteten die Leute den Steckbrief am Himmel. Anguana und Tobbs hetzten dem Schmetterling nach und kamen schließlich keuchend vor einer schmalen Tür zum Stehen. Camera Cabuki stand auf einem verwitterten Schild. In zwei Aquariensäulen auf der Veranda wanden sich gleißend weiße Leuchtaale. Irgendetwas roch seltsam stechend, aber Tobbs konnte diesen Geruch nicht zuordnen.
    »Tobbs!«, flüsterte Anguana. »Sieh mal!«
    Er folgte ihrem Blick und erstarrte. Ein grünes Dach! Und goldene Fenster.
    »Das hätten wir auch früher haben können!«, sagte Anguana triumphierend und trat zur Tür.
    Tobbs wurde schwindlig vor Aufregung. Ger Ti Benten? Wusste sie, wer seine Eltern waren? Oder war er sogar … selbst mit ihr verwandt? Diese Vorstellung machte ihn völlig fertig.
    Ein kleiner, roter Falter umflatterte ihn hartnäckig. Im selben Augenblick, als die Tür aufschwang, flog er Tobbs ins Auge.
    »Au!«, entfuhr es ihm. Unwillig schnappte er sich das aufdringliche Insekt und versteckte es in seiner hohlen Hand. Sein Auge tränte, deshalb erkannte er Ger Ti Benten nur verschwommen.
    »Endlich!«, sagte sie herzlich zu Anguana. »Ich habe dich schon erwartet!«
    Sie streckte ihre Hand aus, die Anguana erleichtert ergriff, und zog das Mädchen ins Haus. Tobbs schaffte es gerade noch, über die Schwelle zu springen, bevor die Tür ihm die Nase amputieren konnte.
    »Du tust gut daran, dein Haar zu verbergen«, sagte die Theaterchefin anerkennend. »Wie ich höre, steckst du in Schwierigkeiten. Und dein … Begleiter ebenfalls.«
    So abfällig, wie sie das Wort »Begleiter« betonte, hätte sie ebenso gut »diese menschliche Fußmatte« sagen können. Tobbs schluckte. Falls sie tatsächlich miteinander verwandt waren, würden die nächsten Familienfeste wirklich interessant werden.
    »Das mit der Schlange war keine Absicht«, sprudelte Anguana heraus und riss sich die Perücke vom Kopf. »Tobbs hat sie in Notwehr umgebracht. Wir wussten doch nicht, dass sie …«
    Ger Ti Benten hob beschwichtigend die Hand.
    »Hier bist du in Sicherheit! Komm, schau dich erst einmal um. Willst du mein Nixarium sehen?«
    Tobbs sah Anguana deutlich an, dass sie noch eine ganze Menge zu Ankou Arnold, den Wachen und den Tanuki-Kriegern zu sagen gehabt hätte, aber das Wort »Nixe« setzte sie wie immer auf der Stelle schachmatt.
    »Du meinst, bei dir wohnen Nixen?«
    Ger Ti Benten lächelte geheimnisvoll und schnippte mit den Fingern. Wie von Geisterhand öffnete sich eine breite, mit blauem Papier bespannte Schiebetür.
    »Das gibt es doch nicht!«, rief Anguana aus und verstummte andächtig. Und auch Tobbs musste zugeben, dass er sprachlos war. Die Wände des quadratischen Raums bestanden aus dickem Glas – und dahinter sprudelte und gluckste es. Langes Haar wallte, Fischschwänze schlugen hin und her. Nixen aus den verschiedensten Ländern tummelten sich in den Aquarien und blickten den Besuchern neugierig entgegen. Tobbs entdeckte eine rusanische Nixe mit blauer Haut, doch noch viel mehr faszinierten ihn einige fremdartige Wassergeschöpfe, halb Goldfisch, halb Mensch, und Wesen, die sich ständig gefährlich verfärbten wie Drachenfische und lange, spitze Zähne hatten wie Vampire.
    »Sie sind die besten Akrobaten, die ich habe. Sieh sie dir ruhig aus der Nähe

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