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Die verbotene Pforte

Die verbotene Pforte

Titel: Die verbotene Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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aus tiefster Seele. »Für das viele Glück.«
    »Tobbs!«, ertönte Sids aufgeregte Stimme. »Komm her! Onkel Jestan und ich werden den Mancor einfangen. Euer fetter Wirt sagt, wir sollen uns beeilen.«
    Tobbs und Anguana fuhren auseinander. Das Gesicht des Mädchens glühte. Jestan fletschte sein Hundegebiss und blickte Tobbs düster an, dann begann er, sich zu verformen. Seine Schultern verbeulten sich und zogen sich in die Länge, die Finger wuchsen zusammen und wurden zu Pfoten, Haare sprossen. Allerdings schien Jestan nichts davon zu halten, die Verwandlung gleichmäßig auszuführen, denn die unterschiedlichen Körperteile veränderten sich nicht alle zur gleichen Zeit. Tobbs musste wegsehen. Als er wieder hinschaute, hatte der Dämon sich in einen riesigen schwarzen Hund verwandelt, seine beiden Begleiter glichen grauen Windhunden. Jestan knurrte.
    »Onkel Jestan sagt, du sollst genau das tun, was er dir befiehlt. Eine einzige Dummheit und er beißt dir den Kopf ab«, übersetzte Sid.
    Der Blick aus den gelben Augen ließ Tobbs erschauern. Irgendetwas in ihm wollte Jestan höflich darauf hinweisen, dass der Ausflug mit dem Streitwagen nicht seine Idee gewesen war, aber die funkelnden Zähne waren ein gutes Argument dafür, diese Behauptung nicht gerade jetzt vorzubringen. Er wagte sich nicht zu rühren, lediglich ein kurzes Nicken gelang ihm. Der Hund ließ ein grollendes Bellen hören, dann drehten die drei Ungeheuer sich zum Glück um und trabten in Richtung Meer.
    »Wir müssen los«, drängte Sid. »Onkel Jestan wird dafür sorgen, dass du und Anguana in die Taverne zurückkehren könnt.«
    Tobbs räusperte sich. »Und Jamie?«, fragte er. »Wenn wir ihn nicht warnen, wird die Meute ihn holen und ihm etwas antun.«
    Sid zuckte mit den Schultern. »Dann beeil dich!«, rief er und rannte über die Wiese dem Hund hinterher. Anguana nestelte verlegen an dem Seil und sah Tobbs mit einem Lächeln an.
    »Ich komme mit dir«, sagte sie entschlossen. »Wohin müssen wir gehen, um diesen Jamie zu finden?«

PFERDCHEN, LAUF GALOPP
    Der Türklopfer hatte die Form eines Schafkopfes. Donnernde Schläge hallten durch die Flure, doch nichts rührte sich. »Jamie schläft bestimmt«, meinte Tobbs. »Dann müssen wir eben Steine gegen die Fensterläden werfen.«
    Megan tauchte so plötzlich aus dem Nichts auf, dass Tobbs einen erschrockenen Satz von der Tür weg machte und beinahe in der verwilderten Ligusterhecke gelandet wäre, die den Weg zum Haus säumte.
    »Was machst du denn für einen Lärm!«, zischte sie. »Du weckst ihn auf.«
    »Genau das habe ich vor! Die Leute aus dem Dorf sind auf dem Weg hierher. Vermutlich mit Forken und Fackeln, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Wenn sie nicht ohnehin schon eine weiße Hautfarbe gehabt hätte, wäre Megan nun sicher blass geworden. »Das dürfen sie nicht!«, hauchte sie.
    »Dann sag uns, wie wir ins Haus kommen.«
    Megan deutete auf die Hecke. »Unter dem gelben Stein dort versteckt er einen Schlüssel.«
    Von innen sah das Haus aus wie eine Tanzhalle für Geister. Die Möbel waren an die Wand gerückt und mit Laken abgedeckt. Offensichtlich hatte Jamie sich nur vorübergehend in dem verlassenen Gebäude einquartiert.
    Die Tür zu Jamies Zimmer war nur angelehnt. Als Tobbs sie aufstieß, fiel der schwache Lichtschein aus dem Flur auf ein blasses, schlafendes Gesicht. Kleidungsstücke – allesamt schwarz – lagen überall im Zimmer verstreut.
    »Jamie! Aufwachen!«, rief Tobbs und schüttelte ihn. Der junge Mann murmelte verschlafen etwas vor sich hin. Tobbs war mit zwei Schritten beim Fenster und stieß die Fensterläden auf.
    Jamie blinzelte wie ein Maulwurf, den man in der prallen Sonne ausgesetzt hatte. Dann musterte er verblüfft Tobbs’ blaue Haare. »Wer …«
    »Aufstehen«, kommandierte Tobbs. »Du musst hier verschwinden.«
    Megan schwebte heran und legte schützend ihre wolkigen Arme um seine Brust.
    »Schrei ihn nicht an«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Ich schreie nicht, er soll nur mitkommen!«
    »Mit … wem redest du?«, fragte Jamie und sah sich um. Einen Moment starrte er direkt in Megans Gesicht, natürlich ohne sie wahrzunehmen.
    »Mit mir spricht er«, sagte Anguana schnell. »Und jetzt komm mit, Jamie. Bitte!«
    »Wohin?«
    »Nach draußen. Schnell!«
    Tobbs warf einen besorgten Blick aus dem Fenster. Jamie musste an seiner Miene gesehen haben, dass draußen etwas vor sich ging, denn er blinzelte noch angestrengter aus dem Fenster. Dann

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