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Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wensierski
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sowjetischer Sicht der politisch zuverlässigste Mann bekam den Posten. Ausländer mussten sich bei dem Natschalnik eines Ortes anmelden. Jens brauchte außerdem seine Hilfe.
    Er erzählte ihm seine Geschichte von der in Ulan Bator wartenden Ornithologen-Gruppe und fragte nach der nächsten Mitfluggelegenheit zum Reservat am Chöwsgöl Nuur. Der See war kaum eine Flugstunde entfernt, aber nur schwer mit Fahrzeugen zu erreichen. Der Natschalnik half gern, es schien sich um eine wichtige Sache zu handeln. Schon am nächsten Tag sollten Marie und Jens in einer kleinen Maschine mitfliegen können.
    Morgens kamen die beiden rechtzeitig zum vereinbarten Ort und staunten, als sie das Propellerflugzeug am Rande eines Geländes entdeckten, das kaum als Flugplatz zu erkennen war. Um den Motor der Maschine war noch eine vergilbte Abdeckplane befestigt. Jens erklomm eine der Tragflächen, um einen Blick durch das Kabinenfenster zu werfen.
    Nach einer Weile trafen der Pilot und einige weitere Personen ein. Der Pilot ging mehrfach um die Maschine herum, klopfte hier, klopfte dort. Doch als es endlich losgehen sollte, gab es nur noch einen freien Sitz.
    Der Natschalnik, der auch gekommen war, überzeugte einen der Einheimischen, auf seinen Platz zu verzichten, damit Marie und Jens mitsamt ihrem Gepäck mitfliegen konnten. Marie wollte dem Natschalnik klarmachen, dass sie doch recht schmal sei und sich womöglich einen Platz mit Jens teilen könne, doch der Natschalnik wollte nichts davon wissen. Der Motor stotterte beim Anlassen und rumpelte zur Startbahn und Marie fragte sich kurz, ob es nicht doch besser gewesen wäre, der Einheimische hätte seinen Platz behalten.
    EIN LÄRCHENWALD reichte bis ans Ufer des Chöwsgöl Nuur. Der tiefblaue See war von Steinen umsäumt, die in der Sonne leuchteten. Skelette von Bäumen und Wurzeln, von Wind und Sonne gebleicht, ragten aus dem Wasser. Das Flugzeug hatte die beiden nahe einer Bohrstation in der Nähe des Sees abgesetzt und war mit den anderen Passagieren weiter gen Norden gestartet.
    Sie hatten nun alle Zeit der Welt, das war ihr Gefühl. Hier wollten sie vorerst bleiben.
    Jens wusste, dass der riesige See auf Deutsch auch »Mongolisches Meer« genannt wurde, er fand den Namen nun, da er ihn sah, sehr berechtigt. Der See samt den hohen Bergen, die ihn umrahmten, wirkte auf ihn majestätisch.
    Das Wasser des Chöwsgöl Nuur, hatte er gelesen, wurde auch im Sommer kaum wärmer als zehn Grad. Knapp fünfzig Flüsse mündeten in den See, aber nur einer fließe wieder heraus, erzählte er Marie. Und in jedem Winter friere er vollständig zu, auf dem meterdicken Eis kürzten dann schwer beladene Lastwagen ihre Wege ab. Eine solche Tour würde er zu gerne einmal mitmachen.
    Jens wusste auch, dass aufgrund der niedrigen Wassertemperatur keine Algen entstehen konnten. Er sah nun mit eigenen Augen, dass das vom Ufer aus blau schimmernde Wasser wirklich glasklar war und man viele Meter in die Tiefe schauen konnte.
    Sie bauten ihr Lager am Ufer zwischen den Lärchen auf. Durch Risse und Wunden in der rauen Rinde der Lärchen waren an vielen Stellen bernsteinfarbene Tropfen ausgetreten, und es umgab sie ein wunderbar würziger Duft von Baumharz.
    Jens wollte die Vögel beobachten, deren Rufe von allen Seiten ertönten. Er hatte ein kleines Netz dabei, um sie zu fangen, zu begutachten und wieder freizulassen. Er spannte es zwischen zwei Bäumen auf.
    Marie hatte Lust bekommen zu zeichnen und setzte sich auf einen Baum, der mehr lag als stand und seinen Wipfel schräg in den Himmel reckte. Im eiskalten Wasser schwammen Hunderte Enten.
    Nachts wurde Marie von einem Rascheln an der Zeltwand wach. Jens rührte sich nicht. Sie öffnete vorsichtig das Zelt und schlüpfte durch die Öffnung nach draußen.
    Es war eine Vollmondnacht. Marie staunte, wie hell es um ihren Lagerplatz herum war. Das Wasser des Sees glänzte, die Lärchen warfen lange Schatten. Es war etwas windig, sie fröstelte, doch die klare Nacht lockte sie weiterzugehen. Neben dem leichten Schlagen der Wellen, das sie jetzt deutlicher als am Tag hörte, drangen tiefer aus dem Wald noch andere Geräusche, die sie nicht einordnen konnte.
    In einem der Bäume entdeckte Marie ein orange leuchtendes Augenpaar, dessen Besitzer seinen Kopf leicht bewegte. Sie erinnerte sich nicht daran, jemals eine so große Eule gesehen zu haben. Vielleicht war es ein Uhu? Jens hätte es sicher gewusst. Mit einem kräftigen Flügelschlag erhob sich das Tier,

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