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Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wensierski
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stürzte sich auf eine lichte Stelle am Uferstreifen, um dort etwas zu erbeuten, und verschwand im Wald.
    Am nächsten Morgen waren nur Fledermäuse im Fangnetz verstrickt. Beim Versuch, sich zu befreien, hatte sich eine davon besonders schlimm verwickelt. Marie knüpfte sie behutsam heraus, die Fledermaus war erschöpft, und Marie, die noch nie ein solches Tier von Nahem gesehen und berührt hatte, konnte sie noch eine Weile in der Hand halten und betrachten, ihr weiches Bauchfell und die kleinen Finger mit Daumen, die dünne Flughaut.
    Marie hatte Jens von ihrer nächtlichen Begegnung berichtet, und Jens erklärte ihr, dass sie tatsächlich einen Uhu, der orangefarbene Augen habe, gesehen haben müsse und dass der Uhu in der Mongolei beinahe ausgerottet worden sei, obwohl er als heiliger Vogel galt. Die früheren mongolischen Anführer hätten sich seine Federn an ihren Hut gesteckt in der Hoffnung, dass die Kraft und Scharfsicht des Vogels auf sie übergehe. Darum habe man Jagd auf ihr Gefieder gemacht.
    Er beneidete Marie um ihr Erlebnis.
    Mit seinem Fernglas suchte Jens Bäume und Himmel nach Vögeln ab. Mehr als drei Dutzend verschiedene Arten trug er in sein Buch ein.
    So weit entfernt von der Zivilisation änderte das Leben seinen Takt. Marie und Jens blieben am Chöwsgöl Nuur, ohne die Tage zu zählen. Marie überkam das seltene Gefühl, einfach da zu sein und sich ganz und gar treiben lassen zu können.
    Mittags war es heiß, um die dreißig Grad, nachts konnte die Temperatur auf wenige Grad über null absinken. Jens blickte in der Nachmittagssonne schläfrig auf den See und beobachtete Marie. Sie hatte sich bis zu den Knien ins Wasser des blau schimmernden Sees gewagt. Ihr Rücken hatte inzwischen die gleiche ockerbraune Farbe wie die Steppe, die sie durchfahren hatten. Marie schöpfte sich mit der Hand das Wasser über die Schultern. Es war wirklich glasklar, kalt und erfrischend, doch lange baden konnte man darin nicht.
    Jens machte vom Ufer aus ein Foto, blinzelte und schloss dann die Augen. Er ließ sich zurücksinken. Er spürte die harten Grashalme unter seinem Rücken.
    Chöwsgöl Nuur, inzwischen war der Klang dieses Namens ihm vertraut. Als sich Marie neben ihn legte, spürte er, wie kalt ihre Haut vom Baden war.
    Was ist, wenn wir die letzten Menschen auf dieser Erde sind?
    Jens musste lachen: Wie meinst du das?
    Na, stell dir doch mal vor, es gäbe niemanden mehr außer uns. So wie hier. Und wir könnten tun und lassen, was wir wollen. Wir könnten doch für immer hier an diesem blauen See liegen.
    Jens küsste sie.
    Na, dann wäre das Leben wahrscheinlich irgendwann ganz schön langweilig.
    Sie lächelte und tat erbost.
    Na warte … mit dir reise ich noch mal ans Ende der Welt.
    Er wurde wieder ernst, sah sie an und sagte:
    Ich bin froh, dass bis hierhin alles so gut geklappt hat. Und wie schön, dass du mit mir hier bist. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen.
    Jens machte eine Pause. Marie schwieg.
    Du willst für immer hier bleiben? Mich zieht auch nichts zurück. Ich kann es mir nicht mehr vorstellen, wieder so eingeengt zu leben.
    Sie lagen lange einfach nur da, es war fast windstill, außer dem leisen Rufen der Sandregenpfeifer war nichts zu hören. Der See schien unbewegt, wie eine spiegelglatte blaue Fläche lag er in der Landschaft.
    Marie summte ein Lied und sagte dann:
    Seitdem ich hier mit dir am See bin, Jens, habe ich die Sehnsucht, einer der Vögel hier zu sein und da landen zu können, wo es gut für mich ist …
    Sie dachte an ihre Schwester und ihre Eltern und daran, was sie in diesem Moment wohl machten. Schnell schob sie diesen Gedanken zur Seite.
    … und ich bräuchte gar nicht über solche Fragen nachzudenken und könnte überall hinfliegen und bleiben, wo ich will.
    Jens ging ein paar Schritte zum Feuer, auf dem eine Suppe aus Steinpilzen und Kräutern köchelte.
    Aber das können wir doch jetzt, Marie!
    Er hatte eine Bank und einen kleinen Tisch aus Ästen gezimmert, darauf stellte er zwei Teller. Es war, als wohnten sie jetzt hier.
    DIE TAGE VERGINGEN . Marie zeichnete und schrieb in ihrem Tagebuch, Jens suchte Pilze, beobachtete Vögel und trug alles über sie in ein kleines Heft ein. An einem Nachmittag saßen beide am Ufer des Sees und sahen zu, wie sich am Himmel die Wolken auftürmten. Es wurde seltsam still um sie herum. Selbst die Vögel waren verstummt.
    Die Sonne verschwand und ein starker Wind kam auf. Über die Berge, die den See einrahmten, trieben

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