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Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wensierski
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Lkw, wo es den einzigen Schatten weit und breit gab. Bis zum Horizont erstreckte sich eine weite und ebene Wüstensteppe. Der mongolische Fahrer verbreitete Optimismus: Er habe genug Trinkwasser geladen, versicherte er nebenbei.
    Nur für die beiden Agamen war es zu heiß geworden. Als einer fast reglos in der durchlöcherten Plastikdose lag, schenkte Marie lieber beiden ihre Freiheit zurück. Arlecchino und Pantalone verschwanden rasch zwischen den Steinen und trockenen Pflanzen, nur ihre alte Tarnfarbe passte noch nicht zu ihrer neuen Umgebung.
    Am zweiten Tag hielt ein Lkw, der aus der Oase kam, und die Wartenden erfreuten sich an seinen Melonen und Tomaten. Der Fahrer teilte auch Wasser mit ihnen und gab über Funk Bescheid, dass hier immer noch Hilfe nötig sei.
    Erst am dritten Tag ging es weiter, als ein Lkw eintraf, der ihr Fahrzeug abschleppte.
    Auf den letzten Kilometern vor der Oase machten sie noch einmal Halt bei Kamelzüchtern. Die lebten an einer kleinen Wasserstelle, um die einige spärliche Sträucher und Gräser wuchsen. Lange Streifen von Kamelfleisch hingen zum Trocknen im Wind. Marie und Jens bekamen mit dem Fleisch gefüllte Teigtaschen angeboten. Sie schmeckten würziger als die mit Hammelfleisch gefüllten, die sie vorher öfter gegessen hatten.
    DIE OASE ECHIN GOL war ein wunderbarer Ort. Etwa zehn Familien lebten dort vom Anbau von Obst und Gemüse in den Gärten rund um eine große und ständig sprudelnde Quelle.
    Eine Frau bot ihnen eine Schale mit Wassermelone und Rhabarber an, dazu gab es Tomaten. Nach der Zeit in der Steppe und einer Ernährung, die fast nur aus Fleisch, Nudeln, Brot und Milcherzeugnissen bestanden hatte, war dies eine willkommene Abwechslung. Jens und Marie aßen sich satt. Rhabarber hatte Marie in der Wüste Gobi nicht erwartet, er erinnerte sie an ihren Lieblingskuchen zu Hause.
    Die Wasserstelle der Oase lockte viele wilde Tiere an, die sie ausgiebig beobachteten. Jens, der hier sein Fernglas ständig umhängen hatte, entdeckte seltene Falken.
    Sie nutzten die Gelegenheit, um einige Kleidungsstücke zu waschen, die sie zum Trocknen auf Sträucher legten.
    In der Abenddämmerung gingen sie zusammen ein Wadi mit steilen Ufern entlang. Sie staunten über die vielen grünen Pflanzen in der rötlichen Erde des ausgetrockneten Flusstals, durch das schon lange kein Wasser mehr geflossen war. Als sie zurückgingen, kamen ihnen einige Yaks entgegen, Jens wunderte sich, was sie an den Hörnern hängen hatten. Es waren ihre gewaschenen Kleidungsstücke. Vorsichtig näherten sie sich den Tieren und pflückten die Kleidung wieder von den Hörnern ab.
    EIN FLUGZEUG, das voll beladen war mit Tomaten aus den Gärten der Oase, bot sich als nächste Möglichkeit zum Weiterkommen an. Es gab einen freien Sitz, den sie sich teilen sollten. Doch als sie einsteigen wollten, kam die dicke Frau des Parteisekretärs der Oase an und schimpfte lauthals, weil sie auch an Bord wollte. Marie und Jens protestierten, da ihnen der Platz schon zugesagt worden war.
    Doch am Ende stieg die Dame zu den Tomaten und die beiden nahmen einen Lkw-Sammeltransporter, und so ging es mit singenden Mongolen über die Wüstenpiste zur nächsten möglichen Startbahn.
    Einen Tag später saßen sie dann an Bord eines Doppeldeckers zusammen mit einem mongolischen Bauern und seiner Ziege, unter ihnen lag die riesige Weite der Gobi. Ein Seitenfenster der Maschine war zersprungen und schloss nicht mehr richtig, aber der sonnengegerbte Bauer lachte, als Marie ihn darauf hinwies. Er zeigte während des kurzen Fluges immerzu mit ausgestrecktem Arm auf Berge und nannte ihre Namen und freute sich wie ein Kind.
    Marie und Jens wechselten noch mehrmals zwischen Flugzeug und Lkw, bis sie zurück in der Hauptstadt waren. Aus der Luft sahen sie beim Anflug auf Ulan Bator die zusammengepferchten Jurtensiedlungen am Stadtrand, ähnlich wie in Shinejinst.
    Was für ein Unterschied zu den frei in der Landschaft verstreuten Zelten der Nomaden , sagte Jens zu Marie.
    Nachdem sie gelandet waren, schauten sie in der Baracke nach Mischa, doch der war mit seiner AN2 unterwegs.
    BRAUNGEBRANNT und staubverdreckt stiegen Marie und Jens in der Wohnung von Galsan Tschinag in die Badewanne. Marie fragte sich nach dem Bad vor dem Spiegel, ob sie den Dreck wirklich abgewaschen hatte, denn ihre Haut war immer noch dunkelbraun.
    Später saßen sie mit ihm am Tisch. Der Schriftsteller gestand ihnen, dass er es, als sie vor zwei Monaten bei ihm

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