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Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die verbotene Reise: Die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wensierski
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hatten sie nicht viel mitnehmen können. Jens lief täglich in den Ort hinunter, um Brot und andere Lebensmittel zu kaufen und sich zu erkundigen, ob ein Lkw angekommen sei. Der traf tatsächlich nach drei Tagen Warten ein und brachte ihr Gepäck mit, in dem sie auch die Fotoausrüstung hatten zurücklassen müssen.
    Jetzt machten sie sich mit den Fotoapparaten auf den Weg und durchstreiften Shinejinst. Sie erschraken darüber, wie konsequent die kommunistischen Machthaber ihren Plan, die Nomaden sesshaft zu machen, in die Tat umgesetzt hatten. Im Zuge der Kollektivierung war ein trostlos aussehendes Nomadenghetto am Ortsrand entstanden. Jurte neben Jurte, durch Holzzäune auf engstem Raum abgetrennt. Was für ein Bild vom Ende einer langen Freiheit, dachte Jens, als er durch den Lichtschachtsucher seiner Kamera schaute.
    SIE BEKAMEN noch am selben Tag die Gelegenheit, mit einem Postauto weiter zur Oase Echin Gol zu fahren. Die Fahrt ging in die Nacht hinein. Im Fahrzeug war es eng, die anderen Menschen hatten viele Gepäckstücke dabei. Kurz nach Mitternacht stoppte der Fahrer mitten in der Wüste vor dicht beieinanderstehenden Jurten.
    Marie und Jens wunderten sich, dass offenbar sämtliche Bewohner noch hellwach waren. Vielleicht lag es daran, dass mitten in der Nacht die Temperaturen viel erträglicher waren als am Tage, vielleicht aber auch daran, dass nur selten Gäste vorbeikamen. Eine aufgeregte Kinderschar lief auf das Postauto zu. Die Hunde kläfften und zerrten an ihren Leinen. Die Bewohner der Jurten freuten sich über den Besuch. Sie baten sämtliche Fahrgäste in die größte Jurte hinein, es gab salzigen Milchtee und Kekse aus getrocknetem Quark mit einem intensiven Molkegeschmack. Auf dem Schrank mit den Familienfotos stand ein Bild des Dalai Lama, davor brannte ein aus Schafwolle gedrehter Docht in einem Gefäß mit flüssiger Butter.
    Marie bewunderte die alten Truhen, sie waren kräftig rot und blau bemalt. Auch alle Eingangstüren, die sie gesehen hatte, waren stets bunt bemalt, die dicken Filzmatten, die in mehreren Lagen als Wand und Dach der Jurten dienten, leuchteten dagegen immer weiß.
    Marie interessierte die Bedeutung der Farben. Blau, erfuhr sie, stand für den Himmel, für Beständigkeit und Aufrichtigkeit. Rot, die Farbe der Sonne, für Freude, Glück und Sieg. Gelb und Weiß für Liebe und Reinheit. Das gefiel ihr.
    Jens musste die Frage eines der Kinder beantworten, woher er denn komme. Er lachte und antwortete, man müsse wohl mehr als ein Jahr mit dem Pferd dorthin reiten. Dann zeigte er sein Bestimmungsbuch mit den vielen Bildern von Vögeln und hatte rasch eine Traube von kleinen Kindern um sich, die ihm von Vögeln, die sie erkannten, die mongolischen Namen zuriefen. Er versuchte, die Namen zu wiederholen, was zur Heiterkeit der Kinder beitrug. Ein besonders Vorwitziger in der Gruppe zupfte an seinem Bart. Ob es ein Junge oder Mädchen war, vermochte Jens kaum zu sagen, denn auch die kleinen Jungen trugen geflochtene Zöpfe.
    Niemand schien den Kindern hier wegen der späten Stunde Vorschriften zu machen, sie würden später mit den Eltern zur gleichen Zeit in einem Bett schlafen und am Morgen mit den Erwachsenen aufstehen, erfuhr Jens.
    ERST ALS DER TAG ANBRACH , ging die Fahrt mit dem Postauto weiter. Doch stoppten sie bald erneut, diesmal unplanmäßig, mitten auf der Fahrpiste, mitten in der Wüste. Der Motor versagte seinen Dienst. Der Fahrer klappte das Führerhaus hoch, sodass er an den Motor des Lkws herankam.
    Mehr als eine Stunde verging, aber es gelang ihm nicht, den Schaden zu beheben. Es kamen andere Fahrzeuge vorbei. Deren Fahrer stiegen kurz aus, bestaunten das liegen gebliebene Postauto, schauten in den Motorraum, zuckten dann mit den Schultern und fuhren weiter. Leider in die Gegenrichtung, daher boten sie sich nicht als Umsteigemöglichkeit an.
    Das Warten wurde lang, heiß und ungewiss.
    Die erste Nacht verbrachten einige Fahrgäste auf der Ladefläche, andere schliefen, wie Marie und Jens, mit ihren Filzmatten direkt auf dem Wüstenboden.
    Der Fahrer meinte, man habe ein Ersatzteil bestellt, das komme aus Echin Gol. Vielleicht, fügte er noch hinzu.
    Marie und Jens übten sich in Gleichmut. Morgens kochten sie auf einem Spirituskocher dampfenden Tee, als es wärmer wurde, legten sie sich mit den anderen in den Schatten, den das Postauto warf und dösten vor sich hin.
    Als die Sonne hoch am Himmel stand, krochen sie und die anderen Passagiere direkt unter den

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