Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften

Titel: Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ceming Jürgen Werlitz
Vom Netzwerk:
selbsterzeugte Engel ist in der sethianischen Gnosis für die transzendente Welt verantwortlich, während die geschaffene, in der wir leben, das Produkt niederer Kräfte ist. Oftmals gilt sie als Resultat des Schöpfungsversuchs der Sophia (Weisheit), die eigenmächtig etwas schaffen möchte, was ihr aber misslingt. Im Judasevangelium ist von der Sophia als Weltenschöpferin jedoch nichts zu finden. Hier ist es der Gott des Alten Testaments mit seinen zwei Helfern, Nebro alias Jaldabaoth und Saklas, der die irdische Welt erschafft. Demzufolge ist Christus, der im Judasevangelium mit Seth identifiziert wird und der als Erlöser auf die Erde kam, natürlich auch nicht der Sohn dieses Weltschöpfergottes, wie es die Großkirche lehrt, sondern er stammt aus dem Bereich des obersten Geistes. Dennoch ist Christus hier nicht mit dem selbsterzeugten Engel gleichzusetzen. In welcher Beziehung diese beiden zueinander stehen, bleibt im Judasevangelium unklar. In anderen sethianischen Texten sind Christus und der Selbsterzeugte oftmals identisch
.
    Die Menschen werden in der sethianischen Gnosis in zwei Gruppen unterteilt: in diejenigen, die den göttlichen Lichtfunken in sich tragen und aus dem Geschlecht des Seth stammen und in diejenigen, die keine unsterbliche Seele besitzen. Sie haben nur einen geliehenen Geist. Mit dem körperlichen Tod verlieren sie diesen und vergehen zu nichts, im Gegensatz zu den mit dem göttlichen Lichtfunken versehenen Menschen, die nach ihrem Tod in ihre geistige Heimat zurückkehren. Im Judasevangelium ist Judas der Vertreter dieses geistigen Geschlechts
.
D IE Ü BERSCHRIFT
(33,1–6)
    „Wort“, griechisch lógos.
    „Leiden“, griechisch páscha. Auch das Pesachmahl kann gemeint sein.
    |33| Das verborgene Wort der Offenbarung, das Jesus dem Judas Iskariot kundtat während acht Tagen, bis drei Tage vor seinem Leiden.
J ESU W IRKEN IN DER W ELT
(33,6–21)
    Zu „Zeichen“ und „Wunder“ vgl. Joh 4,48.
    Zur Wahl der Zwölf vgl. Mk 3,12–19.
    Nachdem er auf der Erde erschienen war, tat er große Zeichen und Wunder zum Heil der Menschheit. Und da einige zwar auf dem Weg der Gerechtigkeit gingen, andere (aber) auf dem der Übertretung, wurden die zwölf Jünger berufen und er begann ihnen die überirdische Geheimnisse kundzutun und über das, was bis zum Ende geschehen werde. Häufig aber zeigte er sich seinen Jüngern nicht (unmittelbar), sondern als ein Kind fand man ihn in ihrer Mitte.
E INE D ISKUSSION MIT DEN J ÜNGERN
(33,22–36,11)
    Zur Danksagung vgl. 1 Kor 11,23f.: „Der Herr Jesus nahm in der Nacht, in der er verraten wurde, Brot, sagte Dank …“
    Eines Tages war er in Judäa bei seinen Jüngern. Er fand sie versammelt sitzend bei Andachtsübungen vor. Als er seine Jünger (so) antraf, |34|versammelt beieinander sitzend und über das Brot Dank sagend, lachte er. Die Jünger aber fragten ihn: „Meister, weshalb lachst du über unsere Danksagung? Was wir getan haben, ist (doch das), was sich gehört.“
    Er antwortete und sagte zu ihnen: „Ich lache nicht über euch, ihr macht das (schließlich) nicht eurem eigenen Gutdünken entsprechend, sondern damit dadurch euer Gott Segen empfängt.“
    Vgl. dazu das Messiasbekenntnis des Petrus in Mt 16,16.
    Sie aber sagten: „Meister, du … bist der Sohn unseres Gottes.“
    Jesus fragte sie: „Wie solltet ihr mich kennen? Amen, ich sage euch: Nicht ein einziges Geschlecht der Menschen, die unter euch sind, wird mich erkennen.“
    Als seine Jünger das hörten, wurden sie unwillig und zornig und begannen ihm in ihrem Herzen zu fluchen. Jesus aber, als er ihr Unverständnis sah, sagte zu ihnen: „Weshalb der Zornausbruch? Euer Gott, der in euch ist, und seine… |35| sie waren unwillig in euren Seelen. Der, der von euch Menschen stark (genug) ist, er soll den vollendeten Menschen vorführen und soll sich vor mein Angesicht hinstellen.“ Und sie sagten allesamt: „Wir sind stark (genug)“. Aber ihr Geist besaß nicht die Kühnheit sich vor ihn zu stellen, außer Judas Iskariot. Er vermochte es, sich vor ihn hinzustellen, er vermochte es aber nicht, ihm in die Augen zu sehen, sondern er wandte sein Gesicht ab.
    „Barbelo“ ist eine der Hauptgöttinnen in der sethianischen Gnosis, die Mutter alles Lebendigen.
    Judas sagte zu ihm: „Ich weiß, wer du bist und von welchem Ort du gekommen bist: Du bist aus dem unsterblichen Äon der Barbelo gekommen. Und der, der dich ausgesandt hat, – ich bin nicht würdig, seinen Namen

Weitere Kostenlose Bücher