Die verbotenen Evangelien: Apokryphe Schriften
wollt ihr also, dass ich ihn euch freilasse?“ Sie riefen: „Barabbas!“
Mt 27,22
Pilatus fragte: „Was soll ich dann mit Jesus tun, der Christus genannt wird?“
Joh 19,12: „Wenn du diesen freiläßt, bist du nicht Freund des Kaisers; jeder, der sich selbst zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser.“
Die Juden antworteten: „Er soll gekreuzigt werden!“ Einige der Juden aber sprachen: „Du bist kein Freund des Kaisers, wenn du ihn freilässt, weil ernämlich von sich selbst sagt, er sei Sohn Gottes und ein König. Also willst du diesen als König und nicht den Kaiser!“
(2) Da wurde Pilatus zornig und sagte zu den Juden: „Stets war euer Volk rebellisch, sogar euren Wohltätern widersprecht ihr!“
Die Juden fragten: „Welchen Wohltätern?“
Ex 12–31
Ex 32,1–14
Pilatus sprach: „Wie ich höre, hat euch euer Gott aus dem Land Ägypten aus harter Knechtschaft heraus und euch durch das Meer wie über festes Land rettend geführt. In der Wüste hat er für Nahrung gesorgt, hat euch Manna und Wachteln gegeben, ließ euch Wasser aus einem Felsen trinken, und auch ein Gesetz hat er euch geschenkt. Und trotz allem habt ihr euren Gott zum Zorn gereizt, ein (aus Metall) gegossenes Kalb verlangt und euren Gott damit erzürnt, so dass er euch zu töten suchte. Nur auf die Fürsprache von Moses hin wurdet ihr verschont. Und jetzt unterstellt ihr mir, dass ich den König hassen soll!“
Joh 19,15
Mt 2,1–18
(3) Er stand vom Richterstuhl auf und wollte weggehen. Da riefen die Juden: „Wir erkennen als König den Kaiser an und nicht Jesus. Wohl überbrachten ihm die Magier aus dem Osten Geschenke wie einem König. Als aber Herodes von den Magiern erfahren hatte, dass ein König geboren sei, fahndete er nach ihm, um ihn zu töten. Sobald aber sein Vater Josef davon erfuhr, nahm er ihn und seine Mutter und floh nach Ägypten. Und als Herodes es hörte, ließ er die (neu)geborenen Kinder der Hebräer in Bethlehem umbringen.“
(4) Als Pilatus diese Worte hörte, erschrak er. Er brachte die Menge zum Schweigen, weil sie immer nochlärmten, und fragte sie: „Ist er also der, den Herodes gesucht hat?“
Die Juden bestätigten: „Ja, er ist es.“
Mt 27,34–35
Da nahm Pilatus Wasser, wusch sich seine Hände in Richtung zur Sonne und sprach: „Unschuldig bin ich am Blut dieses Gerechten. Ihr aber seht euch vor!“ Wiederum riefen die Juden: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“
Gemeint ist der Garten Gethsemani nach Mt 26,30–56. Zu den beiden Verbrechern siehe Lk 23,32; Mt 27,38; Mk 15,27. Ihre Namen finden wir in den kanonischen Evangelien nicht.
(5) Daraufhin befahl Pilatus, den Vorhang vor dem Richterstuhl, auf dem er saß, zuzuziehen, und sprach zu Jesus: „Dein eigenes Volk hat dich als König überführt. Deshalb erkläre ich, dass du zuerst gemäß der Sitte der frommen Könige ausgepeitscht und dann am Kreuz aufgehängt wirst, in dem Garten, wo du festgenommen worden bist. Und Dysmas und Gestas, die beiden Verbrecher, sollen mit dir zusammen gekreuzigt werden.“
10. K APITEL
Joh 19,2; vgl. Petrusevangelium 3,8.
Lk 23,34
(1) Jesus verließ das Prätorium, und die beiden Verbrecher mit ihm. Nachdem sie an der (vorgesehenen) Stelle angekommen waren, zogen sie ihm sein Gewand aus, umgürteten ihn mit einem Leinentuch und setzten ihm einen Kranz aus Dornen auf den Kopf. Ebenso kreuzigten sie auch die zwei Verbrecher. Jesus aber sagte: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“
Mt 27,35; Petrusevangelium 4,12.
Mt 27,40–47
Die Soldaten verteilten sein Gewand, und das Volk stand da, um ihm zuzuschauen. Die Hohenpriester und mit ihnen die Vorsteher spotteten über ihn und sagten: „Andere hat er gerettet, (jetzt) soll er sichselbst retten. Wenn er der Sohn Gottes ist, soll er doch vom Kreuz herabsteigen!“
Lk 23,36
Ihr Spiel mit ihm trieben auch die Soldaten, die hinzutraten, ihm Weinessig mit Galle anboten und zu ihm sagten: „Wenn du der König der Juden bist, dann rette dich doch selbst!“
Mt 27,37; von einer dreisprachigen Inschrift ist in Joh 19,20 die Rede.
Pilatus aber hatte nach seinem Urteilsspruch befohlen, seine Schuld in griechischen, römischen und hebräischen Buchstaben auf eine Tafel zu schreiben, so wie sie die Juden angegeben hatten, dass er (nämlich) der König der Juden sei.
Lk 23,39–43
(2) Einer der gekreuzigten Verbrecher sprach zu ihm: „Wenn du der Messias bist, dann rette dich und uns!“
Aber Dysmas fuhr ihn
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