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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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paar Landsknechte dabei, die in der Stadt Proviant kaufen wollten. Ach, und die Werber mit ihren Karren, die sind nicht zu vergessen.»
    «Aber keiner, der dir aufgefallen ist?»
    «Woher denn? Die Landsknechte, die jungen Burschen, die tun keinem etwas. Und überhaupt. Was soll es auf einem Friedhof schon zu holen geben?»
    Blettner nickte überzeugt, doch Gustelies blieb hartnäckig. «Wir sollten noch einmal die Gruftwand abschreiten», meinte sie. «Vielleicht entdecken wir noch etwas, das wir bisher übersehen haben.»
    Widerwillig gab Blettner nach. Ihm taten die Füße weh, immerhin war er heute schon drüben in Sachsenhausen gewesen, hatte danach auf dem Römer herumgestanden und lief nun schon wieder auf dem Friedhof herum.
    Mit mürrischem Gesicht stapfte er den Weg entlang, doch er fand weder einen Spaten noch eine Grube.
    Als sie beinahe an der hinteren Friedhofsmauer angelangt waren, blieb Gustelies plötzlich stehen. «Schau mal dorthin», sagte sie und zeigte mit dem Finger nach links. «Siehst du das?»
    Blettner kam ein paar Schritte näher. «Ist das … ist das … ich meine, ist das eine Grube?»
    «Sieht so aus.» Gustelies schüttelte sich ein wenig, als ob ihr kalt geworden wäre. Beide traten an den Rand der Aushebung. Sie war leer. «Der Totengräber hat gesagt, heute und morgen gäbe es keine Beerdigungen. Also weiß er auch nichts von der Grube, oder?»
    Blettner seufzte auf. «Nicht auch noch das! Was sollen wir jetzt tun?»
    «Hole einen Büttel. Er soll die Stelle im Auge behalten. Wenn es sein muss, die ganze Nacht.»
    «Gut, das tue ich. Wartest du hier, bis der Büttel kommt?»
    Gustelies schluckte. Sie deutete mit dem Finger auf ihre Brust. «Ich? Du meinst mich? Du willst mich hier womöglich gemeinsam mit einem Mörder auf dem Friedhof lassen?»
    Blettner zuckte mit den Achseln. «Was sonst? Es ist doch helllichter Tag. Wenn du willst, so kann ich dir den Totengräber zur Unterstützung schicken.»
    Gustelies stieß die Luft aus den Lungen. «Nein, geh nur. Auf den versoffenen Totengräber kann ich gut verzichten. Das ist einer, der versteckt sich im Ernstfall noch hinter mir. Geh. Aber beeile dich bitte.»
    Sie setzte sich auf einen Grabstein, der schon ein ganzes Stück in den Boden gesunken war und sah ihrem Schwiegersohn nach. Als Blettner nicht mehr zu sehen war, griff sie nach einem faustgroßen Stein, der am Boden lag, und behielt ihn vorsichtshalber in der Hand. Dann sah sie sich langsam nach allen Seiten um. Die Sonne strahlte vom Himmel und blendete sie. Nicht weit von Gustelies entfernt stand ein Lindenbaum. Der Wind raschelte leise in den Blättern, und die Sonne malte helle Lichtflecke auf die Grabsteine ringsum.
    Vorsichtig trat Gustelies wieder an den Rand der Grube und blickte hinein. Die Grube sah aus wie jede andere Grube auch. Dann suchte sie den Boden nach Fußabdrücken ab. Und tatsächlich. Ein Abdruck war klar und deutlich in den Boden gedrückt. Sie konnte sogar erkennen, dass der linke Absatz nach innen etwas abgelaufen war, so als ob der Mann, dem die Schuhe gehörten, ein bisschen x-beinig wäre. Gustelies zog einen Faden vom Saum ihres Kleides ab und vermaß die Länge des Abdruckes. Sie rollte den Faden ordentlich zusammen und steckte ihn in ihre Tasche.
    Dann seufzte sie und setzte sich zurück auf den Grabstein. Doch plötzlich schnellte sie hoch wie eine Springmaus. Wenn ich recht habe mit Adele und sie die erste Tote war, dachte sie, und wenn Luise Bäckerin das zweite Opfer desselben Täters ist und er jetzt noch eine weitere Grube ausgehoben hat, so haben wir es hier mit einem Serienmörder zu tun.
    Sie erschrak. Konnte das wirklich wahr sein? Aber wer sollte so etwas tun? Und warum jetzt? Warum ausgerechnet jetzt? Gustelies überlegte, was derzeit anders war in der Stadt. Aber ihr fiel nichts ein. Die Truppen des Landgrafen lagerten vor dem Stadttor. Innen war alles wie immer. Oder?
    Plötzlich fiel Gustelies der Prediger ein. Seit er hier war und seine Reden von der Hölle auf Erden verbreitete, gab es diese Morde.

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    Kapitel 22
    D er Retter hatte zuerst nahe dem Römer gestanden, in einer kleinen Seitengasse und dicht an eine Hauswand gepresst. Niemand hatte ihm Beachtung geschenkt. Die da auf dem Römerberg standen, die warteten auf den Prediger, warteten darauf, dass er ihnen von der Hölle erzählte. Sie waren ganz begierig darauf, von der Hölle zu erfahren, von den schrecklichen Gestalten dort, von den Qualen. Sie

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