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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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erzählte, dass die Adele freilich einen anderen gehabt hat. Als hätte ich es nicht gewusst! Ein Mann wie ich spürt so etwas! Da muss schon jemand anderes kommen als ein Weib, um mir etwas vom Pferd zu erzählen. Aber, Gott sei Lob und Dank, ist das ja jetzt alles vorbei.»
    Gustelies war ganz Ohr. Sie beugte sich noch ein Stück nach vorn. «Sprich, mit wem war die Adele denn zusammen? Wer war ihr Liebster?»
    Andres schluckte, kratzte mit der Schuhspitze im Straßenstaub umher. «Was sollen die alten Geschichten?», fragte er. «Die Toten soll man ruhen lassen. Niemanden hilft es jetzt, wenn Sachen, die längst vergessen sind, ausgegraben werden.»
    «Raus mit der Sprache.» Gustelies sprach so streng wie ein Schulmeister. «Was weißt du? Wer war Adeles Liebster? Und welchem Mädchen gehst du gerade auf den Leim? Ich will alles genau wissen.»
    Andres prallte zurück und verschränkte seinerseits die Arme vor der Brust. «Gar nichts muss ich Euch erzählen. Überhaupt nichts. Wer seid Ihr denn, dass Ihr mir das gebietet?»
    «Ich bin die Schwiegermutter des Richters, Freundchen, und ich rate dir, mir nach bestem Wissen und Gewissen Auskunft zu geben, wenn du nicht heute noch im Verhörzimmer des Richters landen willst.» Ihre Stimme war so klar und bestimmt, dass Andres die Schultern einzog.
    «Der Liebste von der Adele, ich kenne ihn nicht persönlich. Es heißt, er sei mit den Fahrenden gekommen. Einer, der nichts hatte als das, was er am Leibe trug. Nie und nimmer hätte der Henn den beiden seinen Segen gegeben. Deshalb hat er sich wohl zum Heer gemeldet. Er wollte mit Philipp gegen den Kaiser kämpfen, sich dort verdient machen und als anständiger Landsknecht hierher zurückkehren, um die Adele zu heiraten. Ich hab’s vom Werber des Landgrafen selbst gehört.» Er deutete mit dem Finger auf das gegenüberliegende Haus. «Da, der Jüngste vom Perlensticker, der ist auch zum Heer. Zusammen mit dem Fahrenden. Ihr könnt gern seinen Vater befragen.»
    Gustelies nickte, als hätte sie sich so etwas beinahe schon gedacht.
    «Ich muss jetzt wieder», erklärte Andres und wollte sich aus dem Staub machen, doch Gustelies hielt ihn am Kragen zurück. «Und deine Liebste?», fragte sie barsch. «Wen hast du dir eingefangen?»
    Andres lächelte und warf sich noch einmal stolz in die Brust. «Die Elfrun. Sie wohnt nahe dem Stadttor und gilt als Schönheit unter den Frankfurterinnen. Keine ist hübscher als sie. Und keine stellt höhere Ansprüche.»
    Andres’ Augen glänzten voller Stolz. Gustelies gab ihm einen Stoß vor die Brust: «Du bist ein ausgemachter Trottel, Andres. Aber das wirst du schon noch selbst merken.»
    Dann packte sie ihren Korb, ließ den verdutzten Mann stehen und klopfte am Haus von Henn Goldschlag.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 34
    D u kannst sie begraben, Henn.»
    «Was?»
    Henn Goldschlag sah aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Seine Augen waren rot gerändert, dunkle Ringe lagen darunter. Bartstoppeln wucherten in seinem Gesicht, und das Haar stand ihm wirr vom Kopfe ab.
    «Die Adele, Henn. Du kannst die Adele nun begraben. Einen schönen Platz kannst du für sie auf dem Friedhof suchen, nahe bei ihrer Mutter vielleicht.»
    Henn sah auf. «Ist das wahr?»
    Gustelies nickte. Sie hasste sich selbst dafür, Henn ein lächelndes Gesicht zu zeigen, wo sie doch wusste, wie elend Adele gerade jetzt im Henkershaus lag. «Du kannst einen Sarg bestellen. Und Blumen. Es wäre doch schön, wenn Adele Blumen auf ihrem Grab hätte, nicht wahr?»
    Henn nickte, dann blickte er mit großen Augen auf Gustelies. «Warum?», fragte er. «Warum hat mein Mädchen sterben müssen?»
    Gustelies setzte sich. Mit einem Schlag schien es ihr, als laste die Traurigkeit der ganzen Welt auf ihren Schultern. «Sie hat geliebt, Henn. Und sie war mutiger, als ich es damals war. Sie hat zu ihrer Liebe gestanden. Daran ist sie gestorben.» Gustelies war sicher, dass das die Wahrheit war. «Gott weiß, dass sie den Tod nicht verdient hat. Nicht sie. Nicht eine, die für ihre Liebe steht. Es ist nicht gerecht.»
    Plötzlich fühlte sie eine Hand auf ihrer. Henn hatte sich über den Tisch gebeugt, und seine raue, schwielige Hand hielt nun die ihre.
    «Wenn sie aus Liebe gestorben ist, dann wird sie einen besonderen Platz im Himmel bekommen», sagte er leise.
    Gustelies nickte und musste mit den Tränen kämpfen. «Sie war so mutig.» Und dann brach Gustelies in Tränen aus. Sie legte den Kopf auf die

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