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Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Frevlerhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Liebe?», fragte sie und konnte das leichte Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
    «Nein», erwiderte Henn. «Für die Liebe ist es nicht zu spät.»

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    Kapitel 35
    R ichter Blettner presste sich hinter der Tür an die Wand seines Amtszimmers und machte dem Schreiber ein Zeichen, um Gottes willen den Mund zu halten. Auf dem Flur waren eilige Schritte zu hören, die unverkennbar den Schultheißen Krafft von Elckershausen ankündigten.
    Schon flog die Tür auf, und Blettner presste sich noch enger an die Wand.
    «Wo steckt der Richter?», wollte der Schultheiß vom Schreiber wissen.
    «Ich bin mir nicht sicher, Herr. Er sagte, er sei in dringenden Ermittlungen unterwegs.»
    «Hmm. Hat er gesagt, was er da ermittelt?»
    Die Blicke des Schreibers huschten in die Ecke, in der sich der Richter verbarg. Der deutete mit dem Finger auf einen silbernen Becher auf seinem Schreibtisch.
    «Hast du meine Frage nicht verstanden?»
    «Doch, doch, Herr. Ich denke, der Richter geht einer Spur nach, die zum Verschwinden des Ratsschatzes führt. Es handelt sich um einen Silberbecher, der ganz plötzlich aufgetaucht ist.»
    Hinter der Tür nickte der Richter heftig mit dem Kopf und hielt den Daumen hoch.
    «Was für einen Silberbecher?» Krafft von Elckershausen trat näher. Die Tür schwang ein wenig nach vorn, und Blettner streckte sich, um sie wieder dicht an sich zu ziehen.
    «Na ja, der Becher hier. Die Tote trug ihn in ihrer Tasche, als wir sie heute Morgen aus dem Abfallgraben am Friedhof geholt haben.»
    «Aha. Und Blettner hat eine Spur?»
    Der Schreiber nickte.
    «Wohin hat ihn diese Spur geführt?»
    «Das weiß ich nicht, Herr. Ich bin ja nur der Schreiber und mache, was mir aufgetragen wird.»
    «Hmm», brummte der Schultheiß und trat unschlüssig von einem Bein auf das andere. «Gib mir Bescheid, sobald der Richter wieder da ist. Ich muss ihn sprechen. Es ist äußerst dringend.»
    «Äußerst dringend», wiederholte der Schreiber und nickte. «Ich werde es bestellen.»
    «Ja. Sag ihm, die Sache duldet keinen Aufschub. Es geht um den Ratsschatz. Wir dürfen in dieser Angelegenheit keine Zeit mehr verlieren.»
    Wieder nickte der Schreiber, und Krafft von Elckershausen verließ die Amtsstube des Richters.
    Blettner kroch aus seinem Versteck hervor. «Gut gemacht, Schreiber. Jetzt wird er wohl ein Weilchen Ruhe geben. Ich muss trotzdem zusehen, dass ich hier wegkomme. Der Schultheiß kriegt es wahrhaftig fertig, mich weiter mit dem blöden Ratsschatz zu drangsalieren, während in der Stadt ein Mörder umgeht.»
    Wieder nickte der Schreiber, hob dann aber zaghaft einen Zeigefinger. «Was machen wir mit dem Prediger und seinem Weib?», wollte er wissen. «Das Gesetz sagt, dass wir sie nicht unendlich lange ohne Verhandlung im Verlies belassen können.»
    «Da hast du wohl recht», gab der Richter zu. «Aber freilassen können wir sie auch nicht. Immerhin steht der Prediger unter dringendem Tatverdacht. Hmm.» Er rieb sich das Kinn. Dann hob er einen Zeigefinger. «Ich habe es!», rief er aus. «Du beschaffst mir die ganzen Mädchen und Frauen, die er geküsst hat. Alle werden von uns befragt. Gleich nach dem Mittagessen fange ich damit an. Vorher aber werde ich von hier verschwinden.»
    «Und wohin, wenn ich das fragen darf?»
    Blettner runzelte die Stirn. «Es ist besser, du weißt nur das, was du unbedingt wissen musst. Deine Ausrede von vorhin kommt mir sehr gelegen. Wiederhole einfach, was du dem Schultheißen gesagt hast.»
     
    «Ich komme mit!»
    «Was?» Heinz Blettner hätte sich gern die Augen gerieben, doch er wusste, dass das nicht half. Gustelies stand leibhaftig vor ihm, so entschlossen wie immer.
    «Ich komme mit ins Heerlager. Du hast ja gar keine Ahnung, wen du dort nach der fremden Toten fragen musst.»
    «Aber du. Du hast die Ahnung, nicht wahr? Weil du schon so oft in einem Heerlager gewesen bist.» Blettner verzog den Mund, doch Gustelies schüttelte den Kopf. «Ich muss noch nicht einmal bis dorthin gehen, mein lieber Schwiegersohn. Ich befrage nämlich einfach die Torwächter. Das wäre das erste Mal, dass die sich nicht an ein junges, williges Ding erinnern. Oder was meinst du, wie die anderen Huren in die Stadt hineinkommen?»
    Blettner schnappte nach Luft und hob sogleich dozierend den Zeigefinger. «Die Torwächter sind städtische Bedienstete. Es ist ihnen bei Strafe verboten, Geschenke anzunehmen. Ganz gleich, in welcher Form.»
    Darauf hatte Gustelies nur einen

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