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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Fingern in den Korb, dann eilte er zurück auf den Liebfrauenberg. Die Ratte folgte ihm.
    Pater Nau wartete im Schatten der Kirche, bis der Nachtwächter auf dem Berg erschien. Dann stellte er den Korb mitten auf den Weg und rannte mit wehender Kutte davon, verbarg sich hinter einem Mauervorsprung und beobachtete die Gasse.
    Der Nachtwächter schlich heran, schwenkte seine Öllampe und leierte seinen Spruch herunter. Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen, beugte den Oberkörper so weit nach vorn, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor, und äugte in den Korb. Dann stöhnte er auf, schüttelte sich, leuchtete mit der Ölfunzel, schüttelte sich wieder und sah mit schreckweiten Augen nach allen Seiten umher. Die Ratte kauerte neben dem Korb und ließ den Nachtwächter nicht aus den Augen. Aus der Töngesgasse kam eine Katze herbeigesprungen, setzte sich neben die Ratte und streckte ihre Schnauze in Richtung des Korbes.
    «Weg mit euch», schrie der Nachtwächter in hoher Not und schwenkte die Funzel. Dann packte er den Korb und lief davon.
    Pater Nau in seiner Ecke aber atmete auf, wusch sich am Brunnen die Hände sauber und stieg dann zurück in seine Studierstube. Er machte sich nicht die Mühe, die Soutane auszuziehen, sondern legte sich, wie er war, in sein Bett, zog die Decke über den Kopf, betete in Gedanken und war eingeschlafen, noch bevor das Kissen warm wurde.

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 11
    P ater Nau schlief so tief und unschuldig wie ein Neugeborenes und schwelgte dabei in süßen Träumen. Er sah sich im Himmel, umgeben von liebreizenden Engeln, die Hosianna sangen und an goldenen Harfen zupften. Links neben ihm stand ein Fass mit Spätburgunder aus Dellenhofen, rechts neben ihm saß Bruder Göck.
    «Sag, Pater Nau, bekommt man im Himmel vom Wein auch einen Kater?», fragte der Antoniter gerade.
    Pater Nau schüttelte den Kopf. «Wein trinken mit Kopfschmerzen am nächsten Tag, das kann nicht der Himmel sein. Brummt dir denn der Schädel?»
    Bruder Göck ließ sich ins sattgrüne Gras sinken. «Nein, mein Kopf ist so klar wie schon lange nicht mehr», murmelte er träge.
    «Dann sind wir also wirklich im Himmel», erklärte Pater Nau heiter und ließ sich neben dem Antoniter ins Gras sinken.
    «Herr im Himmel!» Eine schrille Stimme unterbrach seinen himmlischen Traum. «Werd endlich wach!»
    Der Pater öffnete ein Auge und erblickte seine Schwester, die mit den Fäusten in den Hüften neben seinem Bett stand. «Ich bin nicht im Himmel?», fragte er.
    «Im Gegenteil», erklärte ihm seine Schwester. «Hier wird dir gerade die Hölle heißgemacht.»
    Er öffnete auch das andere Auge und erblickte zwei Büttel, von denen einer einen Kälberstrick in der Hand hielt. Dahinter stand Hella und trocknete sich mit einem bestickten Tüchlein die Augen.
    «Was ist denn?», fragte der Pater.
    «Was ist?», keifte Gustelies. «Das solltest du doch am besten wissen. Die Büttel sind hier, um dich zum Verhör zu führen.»
    «Verhör?»
    «Ja. Verhör. Vor unserer Kirche wurden in einem Korb zwei Kopfschwarten gefunden. IN MEINEM WEIDENKORB ! Und ein brauner Zopf lag auch dabei. Geflochtenes Frauenhaar.»
    «Und warum verhaftet man dann nicht dich?», wollte der Pater wissen.
    «Also! Das ist doch die Höhe!» Gustelies riss ihrem Bruder die Bettdecke weg. «Dich hat man auf dem Liebfrauenberg gesehen. Jawohl, dich, mein Lieber. Der Nachtwächter hat deine Kutte um eine Ecke wehen sehen. Und dein Nachthemd hast du auch jetzt noch nicht an. Schämen solltest du dich.»
    Der Pater gähnte, streckte sich herzhaft, dann kroch er aus dem Bett, streifte die Ärmel auf und hielt den Bütteln seine Handgelenke hin. «Na, macht schon. Bindet mich und bringt mich zum Verhör.»
    «Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?», keifte Gustelies weiter. «Wie sind diese … diese … Dinger in meinen Weidenkorb gekommen? Und was hast du damit zu tun? Warum schleichst du nachts auf dem Liebfrauenberg umher? Los, raus mit der Sprache!»
    Sie fuchtelte mit den Händen vor Pater Naus Gesicht herum und machte Anstalten, ihn am Ohr zu ziehen.
    «Büttel, ihr Laffen, seht ihr nicht, dass ich bedroht werde», wollte der Pater wissen. «Jetzt macht schon, bindet mich und bringt mich ins Malefizamt. Dort bin ich sicherer als hier.»
    Gustelies versetzte dem Pater einen Knuff in die Seite. «Sag mir auf der Stelle, was das alles soll!», verlangte sie, doch Pater Nau hob nur die Schultern. «Bei Gott, ich weiß es selber

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