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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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nicht.»
    Gustelies fuhr herum. «Hella, meinen Umhang. Aber hastig.»
    Hella schluchzte noch einmal auf. «Was willst du mit dem Umhang?»
    «Ich gehe natürlich mit aufs Malefizamt. Da wird sich ja herausstellen, was hier eigentlich gespielt wird.»
     
    Das Zimmer von Richter Blettner im Malefizamt war so voll wie noch nie. Das Pult des Schreibers war in die Ecke gerückt worden, sodass der Schreiber mit dem Rücken an der Wand lehnen konnte. Daneben hatte der Gerichtsdiener zwei bequeme Sessel aufgestellt. In dem einen hockte der Schultheiß Krafft von Elckershausen, in dem anderen ein Vertreter der Diözese von Mainz.
    Vor dem Schreibtisch saß Pater Nau auf einem Hocker, dahinter Richter Blettner. Gustelies stand hinter dem Pater, und neben der Tür waren zwei Büttel, die Schlagstöcke griffbereit. Außerdem war noch der Leichenbeschauer Eddi Metzel zugegen.
    Blettner war blass, unter seinen Augen lagen tiefe Ringe, und seine Mundwinkel hingen nach unten.
    Er seufzte, klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tisch und sah endlich Pater Nau an.
    «Was hast du uns zu sagen?»
    Der Pater schwieg.
    «Wie sind die Kopfschwarten und der Zopf in deinen Besitz gelangt?»
    Der Pater schwieg.
    «Gibst du wenigstens zu, dass du derjenige warst, der sie auf den Liebfrauenberg ausgestellt hat?»
    Pater Nau nickte.
    «So. Und warum hast du das gemacht?»
    Der Pater blickte zu dem Vertreter aus Mainz. Der nickte ihm aufmunternd zu, verzog sogleich darauf aber das Gesicht in unverkennbarer
     Abscheu.
    Pater Nau sah Heinz in die Augen. «Ich konnte mit der Schuld nicht mehr leben», sagte er.
    Krafft von Elckershausen sprang auf. «Mit der Schuld, Pater? Also wart Ihr es, der ein grausames Verbrechen begangen hat?»
    Der Pater schwieg.
    «Wart Ihr es, der drei Frauen skalpiert oder geschoren hat?» Krafft von Elckershausen, groß und breit wie ein Fuhrknecht, beugte sich zu dem kleinen Pater hinunter. Der duckte den Kopf zwischen die Schultern und sah starr auf seine Hände.
    «Tut den Mund auf!», brüllte Krafft von Elckershausen so laut, dass die Federn im Becher des Schreibers leise klapperten.
    «Schreit ihn nicht so an», mischte sich Gustelies ein. «Ihr schüchtert ihn doch nur ein.»
    Krafft von Elckershausen baute sich vor Gustelies auf. «Ihr sagt mir jetzt also, wie ich die Verhöre zu führen habe, ja, Weib?»
    Gustelies streichelte Pater Naus Schulter. «Ich sage nur, dass Ihr ihn nicht einschüchtern sollt. Das ist alles. Er war es nämlich nicht. Er kann es überhaupt nicht gewesen sein.»
    «So? Und warum nicht?» Der Schultheiß beugte sich nun zu Gustelies.
    «Weil sich ihm schon der Magen umdreht, wenn nur eine Schweineschwarte im Kessel brodelt.»
    «Na, das ist natürlich eine überzeugende Begründung!» Krafft von Elckershausen straffte sich. Seine Stimme wurde gefährlich leise: «Und es erklärt nicht, warum der Pater dann mit einem Korb voller Kopfschwarten und Weiberzöpfe um Mitternacht durch Frankfurt spaziert. Also, Pater, ich warte!»
    Pater Nau schwieg und sah auf seine Hände.
    «Bernhard, jetzt hör einmal zu.» Richter Blettner versuchte es etwas sanfter. «Wenn du uns erzählst, was geschehen ist, dann wird dir leichter. Ich könnte dafür sorgen, dass deine Strafe ein wenig gemildert wird.»
    «Mir ist leicht», erklärte Pater Nau. «So leicht wie schon lange nicht mehr.»
    Der Schultheiß winkte ab. «Das geht den meisten Verbrechern so, wenn sie endlich ertappt werden. Für mich klingt diese Bemerkung fast wie ein Schuldeingeständnis.» Er wandte sich an den Geistlichen aus Mainz. «Monsignore, was sagt Ihr dazu?»
    Der Monsignore wiegte den Kopf. «Wenn es sich um einen normalen Menschen handeln würde, so müsste ich Euch wohl recht geben. Hier aber haben wir es mit einem Geistlichen zu tun. Unser Pater kennt die Zehn Gebote, er liebt unseren Herrn und würde nichts tun, was dieser ihm verboten hat und was unserer Heiligen Mutter Kirche Schaden zufügen könnte. Nicht wahr, Pater?»
    Pater Nau seufzte und nickte.
    Krafft von Elckershausen breitete die Arme aus. «Na, dann ist ja alles ganz einfach. Geistliche scheiden von vornherein als Verbrecher aus, und unser Pater hier sowieso, weil er schon vom Geruch der Schwarten kotzen muss. Aber die Frage bleibt: Wie kamt Ihr, Pater Nau, in den Besitz der Skalpe und des Zopfes?»
    Der Pater schwieg weiter.
    Nach einer Weile, in der der Schreiber die Geschehnisse auf dem Römer und der Monsignore seine Fingernägel betrachtete, Krafft von

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