Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich
viel!», zeterte er mit hochrotem Gesicht. «Ich habe doch nur nach einer Nonne gefragt. Ihr habt keine, also gehe ich jetzt.»
Er war so schnell aus der Tür hinausgehuscht, dass die Frauen ihm nur verwundert nachschauen konnten.
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Kapitel 19
A h, Richter, Ihr kommt wie gerufen. Eddi Metzel wird auch gleich hier sein.»
«Wieso, Henker, was ist denn?»
Der große Mann schüttelte den Kopf. «Wisst Ihr nichts? War kein Bote bei Euch?»
«Nein, ich bin … äh … in einer anderen Angelegenheit hier. Was gibt es denn nun?»
Der Henker winkte ab. «Nichts Aufregendes, Richter. Ein Jagdpächter hat oben auf dem Lohrberg eine Leiche gefunden. Sie liegt schon in meiner Halle.»
«Wen? Eine Frau etwa?»
«Keine Ahnung. Der Tierfraß hat die Leiche so entstellt, dass nichts mehr zu erkennen ist.» Er seufzte, doch als er des Richters blasses Gesicht sah, fügte er hinzu: «Keine große Sache, Richter. Passiert immer, wenn der Schnee taut. Solange alles friert, habe ich hier den Himmel auf Erden. Aber im Frühjahr, da zeigen sich die Sünden des Winters. Mädchen werden im Fluss gefunden, Leichen im Wald. Jedes Jahr dasselbe. Aber Bescheid sagen muss ich Euch schon. So lautet die Vorschrift.»
Der Richter beruhigte sich ein wenig. «Kann ich die Leiche sehen? Sie ist gewiss schon eine ganze Weile tot, oder nicht?»
«Weiß ich es? Ich bin der Henker. Der Leichenbeschauer muss sich die Reste anschauen und seine Meinung kundtun. Aber ich sage Euch gleich, viel zu sehen gibt es nicht.»
Der Henker führte den Richter in die Leichenhalle, wo er ein paar Fackeln entzündete. Als die Letzte brannte, kam der Leichenbeschauer gemütlich herangeschlendert.
«Wie sieht es aus?», fragte er. «Oh, so schrecklich wie sonst stinkt es ja heute gar nicht. Die Leiche ist also schon älter oder lag irgendwo gut gekühlt.»
Er stellte seine Tasche hin und krempelte die Ärmel seines Wamses auf. «Dann lasst mich mal sehen.»
Er trat neben den Richter an den Tisch. «Puh. Die oder den hat es ja wirklich schlimm erwischt.»
Er zeigte mit dem Finger auf die Augenhöhlen, die leer und dunkel wie Brunnenschächte waren. «Seht, das kann Vogelfraß gewesen sein. Kaum ist jemand tot, da machen sie sich schon über die Augäpfel her. Dann kommen die Lippen und die Wangen dran. Dabei helfen aber auch andere Tiere mit. Grässlich, sich das vorzustellen. Hier sind zwar noch ein paar Haarsträhnen, und die sind ziemlich lang. Aber, bei Gott, bei den Patriziern ist es jetzt auch in Mode, das Haar lang zu tragen. Sie wollen so sein wie die Italienischen.»
«Ja, grässlich», stimmte Richter Blettner zu. «Ist sie einmal Mann oder Frau gewesen, die Leiche?»
Eddi Metzel schaute sich die Menschenreste an. An vielen Stellen ragten einzelne Knochen aus dem, was einmal ein Körper gewesen war.
«Das kann ich erst sagen, wenn das Skelett freiliegt. Schaut mal, überall sind noch Reste von Fettgewebe und Muskeln vorhanden. Die Knochen sind zum Teil noch miteinander verbunden. Henker, da, in dem Korb, sind das die restlichen Knochen?»
Der Henker nickte.
«Was ist zu tun?», fragte der Richter. «Und könnt Ihr sagen, wie lange das hier schon tot ist?»
Eddi Metzel zerrte an einem Muskelstrang. «Der ist noch ziemlich fest, und ich fühle keinen Leichenkäse. Das ist, musst du wissen, eine schmierige Masse, die sich bildet, wenn der Körper sich langsam auflöst. Kann aber auch von den Tieren weggeleckt worden sein.»
«Zum Himmel, Eddi, kannst du das nicht ein bisschen taktvoller ausdrücken?» Der Richter presste sich ein parfümiertes Tuch an die Stirn. «Mir wird ganz schlecht bei deinen Erzählungen.»
«Verzeih, aber so ist nun mal die Natur. Arvaelo würde dir nichts anderes sagen.»
«Wenigstens würde er es anders ausdrücken.»
«Die Leiche muss gekocht werden», erklärte Metzel und krempelte sich die Ärmel herunter. «Das ganze Fleisch muss von den Knochen gelöst werden. Ich brauche das saubere Skelett, um Genaueres zu sagen. Der Schultheiß muss zustimmen, aber das wird er nicht tun.»
Blettner fuhr auf. «Wie? Hast du ihn schon gefragt?»
Der Leichenbeschauer schüttelte den Kopf. «Er ist zu mir gekommen. Der Bote des Henkers war dabei. Krafft von Elckershausen hat angeordnet, die Leiche zur Beerdigung freizugeben. Er hat mir auch schon gesagt, wie die Todesursache lautet, und er ließ keinen Zweifel daran, dass eine andere nicht in Frage kommt.»
«Und die lautet?»
«Tod durch Erfrieren,
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