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Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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zwischen Lippe und Nase bekommen. Grindschnut nannten das die Leute in Hessen. Oh, das war gut, das würde helfen.
    Gustelies kannte ihre Tochter und wusste genau, dass ihr sonst keine Möglichkeit blieb, ihr neugieriges Kind von der Straße fernzuhalten. Von wem sie das wohl hat?, überlegte sie. Diese Neugier, die gefährlich werden kann. Der Meine war doch nicht so, jedenfalls habe ich das nie so empfunden.
    Dann zuckte sie mit den Achseln, rührte im Topf herum und überlegte, wie sie Hella dazu bringen konnte, sich zu ekeln. Die Ehe hatte sie ein wenig abgehärtet, aber irgendwas musste sich doch finden lassen! Wenn der Pater doch da wäre! Der wüsste sicher einen Rat.
    Unversehens begann Gustelies zu weinen, doch gerade als ihre Schultern unkontrolliert zuckten und die Tränen als Rinnsale von ihrem Kinn aufs Brusttuch tropften, hörte sie den Klopfer an der Tür. Zur selben Zeit begannen auch die Glocken zu läuten, und Gustelies war klar, dass innerhalb weniger Augenblicke ihre Abendgesellschaft, die wie immer aus Heinz und Hella, Jutta und Bruder Göck bestand, kommen würde.
    Das Klopfen draußen wurde energischer. Das konnte nur Jutta sein!
    Seufzend wischte sich Gustelies ihr tränennasses Gesicht mit einem Küchentuch ab und schlurfte zur Tür.
    «Du hast geweint?», fragte Jutta und zog die Freundin an sich. «Es wird alles gut, du wirst sehen. An Ostern sitzen wir alle friedlich beieinander und essen von deinem Osterkuchen.» Jutta strich Gustelies über den Rücken und versuchte dabei, zuversichtlicher zu wirken, als sie es war.
    «Genug», sagte Gustelies irgendwann und löste sich von Juttta. «Die anderen werden gleich da sein, und Hella muss nicht sehen, dass ich geweint habe.»
    Jutta nickte, ging hinter Gustelies in die Küche, nahm die Steingutteller vom Bord und verteilte sie auf dem Tisch.
    Sie legte gerade Hornlöffel aus, als Bruder Göck mit griesgrämiger Miene das Pfarrhaus betrat.
    «Was ist los, Antoniter?», wollte Jutta wissen, doch der Geistliche winkte ab. «Die Erde ist ein Jammertal und das Leben ein Graus, jawohl.»
    Er setzte sich seufzend und trommelte mit seinem leeren Becher auf dem Tisch herum. «Gibt’s keinen Wein heute Abend?», wollte er wissen. «Ein guter Tropfen würde mich schon aufheitern.»
    «Alles der Reihe nach, Bruder», bestimmte Gustelies. «Wir warten auf Heinz. Soll er in den Keller steigen und den Wein holen. Mir sitzt heute das Alter in den Knochen.»
    Der Antoniter murrte noch ein wenig und war dann ruhig.
    Endlich klopfte es wieder. Jutta öffnete und brachte Heinz in die Küche. «Einen wunderschönen Abend zusammen. Ich bringe wunderschöne Neuigkeiten. Aber zuerst will ich meine wunderschöne Frau küssen.»
    «Als Dichter wärst du ein Reinfall», stellte Gustelies fest. «Und Hella ist doch wohl mit dir gekommen, oder nicht?»
    Heinz schüttelte den Kopf. «Wir hatten ausgemacht, dass wir uns im Pfarrhaus treffen. Sie wollte dir beim Kochen helfen.»
    «Hella wollte beim Kochen helfen? Das hast du geglaubt?» Gustelies schüttelte den Kopf, aber dann wurde sie ernst. «Und wo ist sie jetzt?»
    Heinz zuckte mit den Achseln. «Ich habe keine Ahnung.»
    Für einen Augenblick erstarrten alle. Dann rief Heinz: «Ich laufe rasch nach Hause und hole sie», und war schon aus der Tür, bevor sein letztes Wort verklungen war.
    Bruder Göck faltete die Hände und sprach ein Gebet, während Gustelies dastand, als wäre sie am Küchenboden festgenäht.
    Nur Jutta, deren inneres Zittern man nicht sehen konnte, fuhr fort, den Tisch zu decken. «Rühr den Eintopf, Gustelies, sie werden gleich da sein», sagte sie und glaubte ihren eigenen Worten nicht.
     
    Sie saßen zu dritt stumm am Tisch. Bruder Göck starrte in seinen leeren Weinbecher und seufzte hin und wieder.
    Gustelies malte mit dem Zeigefinger die Astlöcher nach, als kriegte sie das bezahlt, und Jutta Hinterer betrachtete sorgenvoll ihre Freundin. In die Stille hinein platzte Heinz. Er stand in der Küche, das Gesicht vollkommen leer, nur die Angst hockte in seinen Augen.
    Niemand sagte ein Wort. Da stand Gustelies auf, ging in den Keller und kam mit einer riesigen Kanne Wein zurück. Wortlos füllte sie reihum die Becher. Erst, als alle getrunken hatten, sagte Heinz: «Sie ist weg. Niemand weiß, wohin sie gegangen ist. Unsere Magd hat nichts gehört und gesehen, weiß nur, dass sie Hella seit dem Mittag in ihrer Stube geglaubt hat.»
    Gustelies wirkte wie zu Eis erstarrt.
    Jutta dagegen zappelte

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