Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich

Titel: Die Verbrechen von Frankfurt. Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
Vom Netzwerk:
Mädchen, wenn sie ihre Kinder zur Welt gebracht haben?», fragte Hella den Mann, der mittlerweile ein paar Holzscheite in den Kamin geschichtet hatte und sie mit einem Fidibus zum Brennen brachte.
    «Was geschieht mit den Mädchen und ihren Neugeborenen?», drängte sie.
    Der Mann lächelte, wandte sich zu Hella. Seine Stimme war nur ein Flüstern, als er sagte: «Seid sicher, sie sind allesamt an einem Ort, an dem ihnen nichts geschehen kann.»
    Und bei diesen Worten wurde es Hella noch kälter zumute.

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 33
    W ärter, spuckt aus, was Ihr wisst!»
    Heinz hatte den Mann mit beiden Fäusten beim Kragen gepackt und schüttelte ihn wie einen Wäschesack hin und her.
    «Nichts weiß ich!», krächzte der Mann. «Sie war heute Vormittag hier, gekleidet wie eine Magd, die ihre Tugend verloren hat. Beinahe hätte ich sie nicht erkannt und mit einem Fluch weggeschickt. Sie war im Verlies beim Pater. Gott allein weiß, was die beiden da ausgeheckt haben.»
    «War irgendetwas anders an ihr?», wollte Jutta wissen. Ihre ruhige Stimme schien dem Wärter gutzutun.
    «Anders? Pfft! Ein Richtersweib im Magdkostüm, das seinen Onkel im Verlies besucht! Wie anders wollt Ihr es denn noch haben?» Der Wärter schüttelte verständnislos den Kopf.
    «Was hat sie gesagt? Erzählt jedes Wort!», befahl Blettner mit seiner donnernden Ratsversammlungsstimme.
    «Als ich mich von meinem Schrecken über ihren Anblick erholt hatte, fragte sie mich nach den schwangeren Frauen, die manchmal hier einen Platz suchen, um die Frucht ihrer Sünden bei uns abladen zu können.»
    «Was?» Gustelies riss die Augen auf. «Heißt das, die Frauen kommen selbst hierher zu Euch, wenn sie spüren, dass ihre Stunde gekommen ist?»
    «Ihr sagt es!», bestätigte der Wärter. Dann zeigte er mit dem Finger auf den Richter. «Der selbst war es, der mitbeschlossen hat, dass wir die Frauen weiterschicken müssen. Damit uns keine hier drinnen verreckt und wir mit den Bälgern dastehen.»
    Gustelies fuhr herum. «Stimmt das? Hast du eine solche Verordnung erlassen?» Ihr Gesicht glühte, und Blettner schien es, als würden sich jeden Augenblick ihre Haare aufstellen.
    Er nickte verunsichert. «Erlassen habe ich nichts, aber – ich gebe es zu – unterschrieben habe ich.»
    Gustelies hob den Finger. «Darüber reden wir später noch.»
    Sie trat einen Schritt auf den Wärter zu. «Was hat sie dann gesagt? Denk genau nach. Jedes Wort ist wichtig, jeder Seufzer von Bedeutung.»
    Der Wärter war völlig durcheinander. Es war ihm anzusehen, dass er sich vor Gustelies mehr fürchtete als vor dem Richter. Er schloss die Augen, biss sich auf die Unterlippe, schüttelte schließlich den Kopf. «Ich weiß es nicht mehr, der Herr im Himmel ist mein Zeuge. Ich habe alles vergessen.»
    Gustelies gab ihm einen Stoß. «Dann denk jetzt nach!», befahl sie.
    Der Wärter gab sich Mühe, jeder konnte es ihm ansehen. «Ein Mann», sagte er dann. «Von einem Mann hat sie gesprochen. Ob ich ihn kenne.»
    «Und? Wer war der Mann? Los, mach den Mund auf, Wärter.»
    Der schüttelte den Kopf. «Lieber Himmel, ich weiß es nicht mehr. Gegrüßt hat er sie wohl. Das hat sie gewundert. Ich habe gesagt, dass ein jeder das Richtersweib grüßt. Und sie hat erwidert, dass er sie unmöglich hat erkennen können. Eine Verwechslung, dachte ich noch. Das geschieht doch allenthalben in einer großen Stadt wie der unseren. Vielleicht war’s auch ein frommer Bruder, der sich mit Gott gutstellen wollte, indem er eine Ausgestoßene gegrüßt hat. Außerdem hält sich hier jede Menge Gesindel auf. Mein Gott, ich kann mich doch nicht um alles kümmern!»
    Beinahe schien es, als würde der Wärter in Tränen ausbrechen wollen.
    Gustelies wandte sich an Jutta. «Sie hat also hier, in der Nähe des Verlieses, mit einem Mann gesprochen. Das kann ein Hinweis sein.»
    «Sie wurde gegrüßt», präzisierte Jutta.
    «Wärter, hat sie den Kerl beschrieben?»
    Der zuckte mit den Achseln. «Nicht richtig. Gesagt hat sie, er sähe aus wie Jedermann. Wenn Ihr damit etwas anfangen könnt? Ich kann es jedenfalls nicht.»
    «Er sah aus wie Jedermann?», fragte Blettner nach.
    Der Wärter nickte.
    «Was meinte sie damit?»
    Jutta erklärte: «Vielleicht wollte sie damit sagen, dass an ihm ganz und gar nichts Hervorstechendes, nichts Außergewöhnliches war.»
    «Und nach wem sollen wir dann suchen?» Blettner schlug verzweifelt die Hände vor das Gesicht.
    Die anderen standen

Weitere Kostenlose Bücher