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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wieder.
    Niemand fragte, wo er Serikow hingetragen hatte, nicht einmal Andreas. Niemand sprach auch mehr von Waska Janisowitsch, nur Morotzkij sagte einmal: »Ein Gutes hatte es doch. Wir haben jetzt auch noch eine Pistole und zweihundert Schuß Munition.«
    Andreas und Putkin besichtigten das Flugzeug und trafen dabei auf eine große Überraschung. Es war völlig intakt, nur die rechte Kufe und das dazugehörende Eisenrohrgestänge waren an der Uferböschung zerbrochen.
    »Sieh mich nicht von der Seite an, Andrej!« sagte Putkin und begann, sich eine Zigarette zu drehen. Man hatte jetzt Papier genug … im Flugzeug lagen ein Stapel Zeitungen, sogar ein Buch, Gorkis ›Die Mutter‹ und andere Erzählungen. Eine große Blechdose besten Tabaks hatte Serikow ebenfalls mit auf die Reise genommen, dazu die köstlichsten Konserven, Dauerwürste, Fettbüchsen, Platten schwarzen Tees, Dosen mit gemahlenem Kaffee, vier Flaschen Wodka … ein Flugzeug aus dem Schlaraffenland.
    »Wie sie da draußen leben!« brummte Putkin, nachdem man diese Schätze aus der Kanzel getragen und am Ufer geordnet hatte. »Es ist, als wenn der Satan einem das schönste Weib ins Bett legt, aber wenn man dran will, ist sie unten zugewachsen. Andrej, lassen wir uns nicht verführen durch diese Dinge aus unserer Erinnerung.«
    Er köpfte eine Wodkaflasche, nahm einen tiefen Schluck, rülpste vor Wohlbehagen und zeigte mit der Flasche wieder auf das Flugzeug. »Ich weiß, was du denkst! Die Maschine ist flugfähig. Zwei Ingenieure wie wir … was ist da eine zerbrochene Kufe und ein Gestänge? Das flicken wir ohne ein Stück Werkzeug, wenn's sein muß. Aber wir haben Werkzeug … Serikow hat einen ganzen Werkzeugkasten mitgebracht. Und du denkst weiter, Söhnchen: Wenn wir alles geflickt haben, brauchen wir nur den Propeller anzuwerfen und hui, geht's hinauf in die Wolken und hinaus in die Freiheit. Sag es ehrlich, Andrej: Du hast daran gedacht!«
    »Ja, Igor Fillipowitsch.«
    »Kannst du ein Flugzeug bedienen?«
    »Ich war Segelflieger.«
    »Das ist etwas anderes.« Putkin klopfte gegen die Glaskanzel. »Aber ich kann fliegen. Nicht eine Iljuschin … aber solch ein Ding da. Ich habe Material und Verpflegung herangebracht, wenn wir in der Taiga trocken saßen. Einen Hubschrauber und ein Sportflugzeug besaß unser Lager, und ich konnte beide bedienen. Wir könnten also weg … ich am Steuer, die Weiber hinten, Morotzkij und dich binden wir rechts und links draußen an der Kanzel an. Du könntest es überleben, Morotzkij, das Gerippe, nicht … aber wir wären draußen! Nur –« Er blickte über den Fluß, die in das Eis geschlagenen Löcher, die aufgerissene Uferböschung, die fertige Hütte und seinen noch ungedeckten ›Kreml‹. »Das Gold, mein Söhnchen! Das Gold! Millionen Rubel! Sollen wir es liegen lassen? Andrej, wir haben das Glück zur Geliebten: Wir werden Gold schürfen, bis wir jeder ein reicher Mann sind … und wir haben ein Flugzeug, es auch wegzubringen!«
    »Gold und wir alle? Das trägt die Maschine nicht.«
    »Das Gold ist da.« Putkin kratzte mit den Stiefeln über die Erde. »Aber weiß man, wer später von den Menschen noch da sein wird?«
    Das war eine Drohung, und Andreas beschloß, es Katja sofort zu sagen und auch Morotzkij und Nadeshna zu warnen.
    In den nächsten Tagen baute Putkin sein Haus weiter. Er konnte es sich leisten, das Dach mit Brettern zu decken, denn im Werkzeugkasten des Flugzeuges lag auch ein Hobel, über den man sich sehr wunderte, denn an einem modernen Flugzeug gibt es nichts zu hobeln.
    Ein paarmal strich Putkin um die Maschine herum und beobachtete mit großem Mißtrauen, wie Andreas in der Kanzel saß und die Instrumente studierte.
    »Ich weiß, du bist kein Idiot –«, sagte er einmal. »Aber du wärst der dümmste Mensch auf der Welt, wenn du versuchen würdest, den Motor anzulassen. Von heute ab schlafe ich in der Kanzel!«
    Das alles aber war es nicht, was Putkin in Andreas' Augen zu einem Saukerl machte … es war eine Entdeckung, die er zufällig machte.
    Niemand – das hatte man sich vorgenommen – fragte mehr nach Serikow. Wo Putkin ihn hingebracht hatte, wollte keiner wissen. Er mußte ihn weit weg getragen haben, denn weder Morotzkij, der mit seiner Elchkuh Maruta und Nadeshna weite Spaziergänge machte und viel Mühe darauf verwandte, Maruta zunächst den Druck eines Sattels auf dem Rücken anzugewöhnen, noch Andreas und die Susskaja, die ihre Fallen kontrollierten und auf Jagd

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