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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ihnen einen Vorwurf machen, selbst Ihre eigene Seele nicht. Sie haben sich nur verteidigt …«
    »Mit einem Schuh … den Kopf zertrümmert …« Die Susskaja ließ den Schuh fallen, drehte sich herum und preßte ihr Gesicht laut weinend an Andreas' Brust.
    Sie standen alle herum, blickten auf den verkrümmt daliegenden Serikow, und die Stille, nur durchbrochen vom Knistern des Feuers und dem Weinen der Susskaja, lag drückend auf ihnen.
    »Soll er als Denkmal herumliegen?« sagte Putkin plötzlich. Manchmal konnte man fast dankbar sein für seine viehische Grobheit. »Lassen Sie die Heulerei, Katja Alexandrowna. Endlich gehören Sie in unseren Kreis: Sie haben einen Menschen umgebracht. Berechtigt, wie Semjon Pawlowitsch schon sagte, und eine Erklärung, warum ein General Ihnen nachfliegt, steht noch aus … Sie sollten also das schöne Maul schließen und Ihrem Liebhaber – oder was er auch war – ein gutes Grab gönnen. Andrej, laß sie los! Steigen Sie vom Ofen, Katja … wir brauchen einen Arzt, der amtlich den Tod feststellt.«
    »Er ist tot!« schrie die Susskaja und klammerte sich an Andrejs Körper. »Ich kann ihn nicht mehr ansehen … ich kann es nicht … Tragt ihn weg … weg … weg …«
    Sie heulte auf wie ein geprügelter Hund, verkroch sich auf dem Ofen an die Wand und preßte die Hände gegen ihre Ohren.
    »Sie wird wie alle Weiber hysterisch«, sagte Putkin zufrieden. »Das macht sie sympathisch. Das beruhigt mich. Sie ist nicht anders als andere Weiber. Welche Angst hatte ich, daß sie so eine Art Wunder sei –«
    Er hob Serikows schlaffen Körper vom Boden, trug ihn wieder zum Tisch und klatschte ihn auf die Platte wie ein großes Stück Schlachtfleisch. Nadeshna schauderte zusammen, Morotzkij – kenne sich einer aus in dem Gemüt eines Verhaltensforschers! – holte die Generalsuniform und einen Eimer mit warmem Wasser vom Herd. Wortlos begann er, das Blut von Serikow abzuwaschen. Die Susskaja drückte sich noch immer auf dem Ofen an die Wand und weinte laut. Andreas saß am Rand, ließ die Beine herabhängen und starrte auf den Toten.
    »Er wäscht Leichen, als sei er in einem Leichenkeller zur Welt gekommen«, sagte Putkin anerkennend. »Semjon Pawlowitsch, das ist heute eine gute Nacht. Wir kommen uns alle näher.« Er zog Serikow die Generalshosen an und knöpfte peinlich genau den Bund und den Schlitz zu. »Er muß verdammt leise gewesen sein. Sonst wachen Sie doch von jedem Furz auf.«
    »Ich war wach –«, sagte Morotzkij gleichgültig und hob den Oberkörper Serikows hoch, damit Putkin die Uniformjacke überstreifen konnte.
    »Sie waren –«
    »Ich habe alles gesehen. Wie er sich aufrichtete, vom Tisch glitt, die Pistole in die Hand nahm …«
    »Und Sie haben geschwiegen, Sie feiger Ochse?«
    »Ich hatte das Gewehr in der Hand.« Morotzkij knöpfte die Uniformjacke zu. »Ich hätte ihm in den Rücken geschossen, wenn er die Pistole erhoben hätte.«
    »Haben Sie überhaupt schon mit einem Gewehr geschossen?«
    »Ja.« Morotzkij legte Serikow zurück auf den Tisch. Er sah in seiner Uniform feierlich und unnahbar aus. Ein sowjetischer General … mit drei Reihen Ordensspangen auf der Brust … ein Held der Nation … erschlagen mit einem Weiberschuh. – Man kann, wie Putkin und Morotzkij, das Militär hassen … in ihrer russischen Seele blieb ein Tropfen Säure zurück: Das hat er nicht verdient. »Ich bin ein paar Augenblicke zu spät gekommen, Igor Fillipowitsch. Leider. Er hätte wie ein Mann sterben können –«
    Man war sich schnell einig: Der General sollte ein schönes Grab bekommen.
    »Es gebührt ihm«, sagte sogar Putkin. »Wer bereit ist, für Katja Alexandrowna sein Leben herzugeben, könnte sogar mein Freund sein. Wenn er bloß keine Uniform getragen hätte … Ich bin ein durch und durch allergischer Mensch, wenn ich Uniformtuch sehe.«
    Auch die Susskaja hatte sich endlich beruhigt. Sie war vom Ofen heruntergekommen, hatte ihren nackten Körper in die Felldecke gewickelt und hockte nun auf der Bank hinter dem Tisch, auf dem Serikow aufgebahrt war … schön anzuschauen, wahrhaftig, denn die Pelzmütze bedeckte seine zertrümmerte Hirnschale, und auf den Einschuß im Uniformrock hatte Nadeshna die holzgeschnitzte Maria ihrer Krippe gelegt. Sogar Putkin hatte nichts dagegen, nicht, weil sein Herz plötzlich aufgeweicht war, sondern weil solch ein heiliges Drecksding – wie er es nannte – weniger im Haus war, wenn Serikow es mit ins Grab nahm.
    »Wie begraben wir

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