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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tastete ihn ab und zog einen Krummdolch und einen alten Revolver aus den Taschen.
    »Wieder sechs Schuß mehr«, sagte er mit einer noch nie bei ihm gehörten monotonen Stimme. Dann gab er dem Toten einen gewaltigen Tritt und schleuderte ihn damit den flachen Abhang hinab zum Ufer.
    »Das ist unser Tod, Igor Fillipowitsch –«, sagte die Susskaja. Sie stand vor der Tür und nahm ihm den Revolver des Jakuten ab.
    »Er hat damit uns alle ermordet!« schrie Andreas unbeherrscht. Putkin verabreichte ihm einen Stoß, der Andreas gegen die Wand warf.
    »Erklär es ihm, deinem hirnlosen Männchen!« sagte er. Am Waldrand stieg Rauch auf. Die Jakuten hatten ein Feuer entfacht, bei dieser Trockenheit fast ein Selbstmord. »Er glaubt alles, was man ihm sagt. Der typische Deutsche. Man kann ihm das Fell verhauen, aber wenn man ihm erklärt, das sei nur eine heilsame Massage, nimmt er es hin und bedankt sich noch dafür.«
    »Sie werden uns töten, mit oder ohne Gold, Andrejenka«, sagte die Susskaja ruhig. »Damit müssen wir uns abfinden.« Sie drehte die Trommel des Revolvers, kontrollierte, ob alle Kammern voll waren, und nickte zufrieden. »Sie können gar nicht anders, wenn sie tatsächlich Nadeshna und Morotzkij umgebracht haben. Wir wären die einzigen Ankläger.«
    Am Waldrand flammten neue Feuer auf. Putkin knirschte mit den Zähnen und lief unruhig hin und her. Er ahnte als einziger, was die Jakuten planten. Immer wieder sah er hinüber zu dem kleinen Flugzeug, das auf seinen hölzernen, schiefen Schwimmern im Wasser schaukelte … der einzige Weg zurück ins Leben.
    Es gelingt nicht, dachte Putkin und zwang sich, das Flugzeug nicht mehr anzusehen. Auch wenn wir es schaffen, bis an die Maschine heranzukommen … um den Motor anzuwerfen, um die Geschwindigkeit zu erlangen, mit der man starten muß, fehlen jetzt die Minuten. Man würde uns abschießen wie auf einem Schießplatz, eine schöne, sich bewegende Zielscheibe, die der erste Volltreffer in ein Flammenmeer verwandelt. Bleibt eine große Auswahl des Sterbens? Verbrennen oder erschossen werden … das ist keine Frage mehr. Lebendig zu verbrennen, ist ein scheußlicher Tod.
    »Ihr solltet in den Fluß gehen«, sagte Putkin plötzlich. »Bindet Amalja in der Decke fest, hebt sie auf euren Kopf und dann hinein ins Wasser …«
    »Bist du völlig verrückt geworden?« schrie Andreas.
    »So ein hirnloser Mensch! Bist du geboren worden, um als Schmorbraten zu enden?« Putkin zeigte zum Waldrand. Die Jakuten hatten die Feuer niedrig gehalten, sie hockten um sie herum und beschäftigten sich mit etwas, was man von hier aus nicht erkennen konnte. »Warum haben sie Feuer gemacht, ha? Frieren sie etwa in dieser Sonne? Ist für ihre Hintern der durch die Hitze gerissene Boden zu kalt? Geh hinüber und frag sie mal, welchen Paragraphen der Genfer Konvention sie jetzt verletzen wollen …«
    Die Susskaja verstand Putkin sofort. Ihr schönes Gesicht mit den Mandelaugen wurde kantig und merkwürdig männlich. »Das können sie nicht tun, Igor Fillipowitsch, das ist unmöglich –«, sagte sie rauh.
    »Sie bereiten es in aller Ruhe vor.« Putkin rannte wieder wie ein gefangenes Tier hin und her. »Sie können alles, mein Täubchen. Die Taiga gehört ihnen. Sie können sie abbrennen lassen, wann sie wollen.«
    »Was wollen sie?« fragte Andreas tonlos.
    »Uns braten, du Idiot!« schrie Putkin. »Sie sitzen da und drehen Brandfackeln! Der ganze Wald ist ein einziger Zunder. Geht ins Wasser, sage ich euch! Ha! Was sage ich: Sie sitzen auf! Die Hölle ist offen!«
    Er drängte Andreas und die Susskaja zurück ins Haus und schob mit dem Fuß die Kiste mit den Handgranaten vor seine Beine. Von allen zog er die Schutzkappen ab und kippte die massive Sitzbank um, die neben der Tür stand. Dahinter ging er in Deckung, ein für seine Größe geradezu lächerlicher Schutzwall, aber es war immer noch besser, als frei herumzustehen und als Kugelfang zu dienen.
    Und dann kamen sie … in drei Wellen ritten die Jakuten heran, schreiend und eins mit ihren kleinen schnellen Pferdchen, schwangen Fackeln aus Ästen, mit Gras umwickelt, über ihren Köpfen und schleuderten sie auf die Häuser und die Goldwaschmaschine.
    Putkin lag hinter der Bank und schoß die Tokarew leer. Viermal traf er, die Reiter flogen von den galoppierenden Pferden, überkugelten sich und blieben dann liegen. Die reiterlosen Pferde rannten weiter, wendeten mit den Reihen der anderen und kamen wieder zurück, an Disziplin

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