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Die Verdammten der Taiga

Die Verdammten der Taiga

Titel: Die Verdammten der Taiga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Feldscher und ich. Bis zum Lagerarzt war's zu weit, da hätte er die schönste Blutvergiftung gehabt … also einen Ast ins Maul und losgeschnitten. Der Kerl hat drei Scheite aufgefressen, aber nicht gebrüllt. Können Sie das auch, Professor?«
    »Ich will's versuchen, Igor Fillipowitsch.« Morotzkijs Augen trübten sich vor Angst ein. Nadeshna begann, sein knochiges Gesicht zu streicheln, und flüsterte ihm zärtliche Worte ins Ohr. Es war nicht sicher, ob er sie überhaupt verstand oder nur noch an die kommenden Schmerzen dachte.
    Die Susskaja kam unter das ausgespannte Zeltdach, mit entblößten Armen und geröteter Haut. Sie hatte die Hände und Arme über dem Feuer erwärmt und bewegte jetzt die Finger, als spiele sie auf einem Klavier, das in der Luft hing. Morotzkij starrte ihr entgegen, als sei er verurteilt worden, von ihr geschlachtet zu werden.
    »Muß das sein?« fragte er heiser.
    »Wollen Sie lernen, auf den Händen zu gehen, Semjon Pawlowitsch?«
    »Opfern Sie einen Schuß für mich, Katja.«
    »So einen Blödsinn müssen Sie gerade einem Arzt sagen!«
    »Ich werde nie wieder laufen können. Warum sprechen Sie es nicht ehrlich aus? Ich bleibe ein Krüppel.« Er legte den Arm um Nadeshna, die noch näher an ihn herankroch. »Ihre Arbeit ist eigentlich Dummheit, Katja. Sie bringen mich nur wieder auf die Beine, um mir die Möglichkeit zu geben, auf andere Art Schluß zu machen. Das nächste Mal hänge ich mich auf.«
    »Bei Ihrem Pech wird der Strick reißen«, sagte Putkin roh.
    »Oder ich stürze mich von einem Baum.«
    »Dazu müßten Sie ihn erst erklettern. Mit diesen Knochen schaffen Sie das nie.« Putkin hielt das Aststück hin. »Für Sie wird's immer schwerer, Schluß zu machen. Los, nehmen Sie das Holz zwischen die Zähne!«
    Er drückte Morotzkij den Ast in den Mund und schlug die Decke zurück. Nadeshna rutschte nach oben und umfaßte Morotzkijs Kopf. Seine Augen stierten sie an, und alle Qual eines Menschen lag in diesem Blick. Vom Feuer kam Andreas. Er brachte die angewärmten Schienen und die Deckenstreifen.
    »Haltet ihn fest –«, sagte die Susskaja mit dunkler Stimme. »Andrej, du die Arme. Igor, Sie sorgen dafür, daß der ganze Körper still liegt.«
    »Er wird daliegen wie ein kalter Pfannkuchen.« Putkin legte sich über Morotzkij mit seinem ganzen gewaltigen Gewicht, und es wäre wirklich etwas Unerklärliches gewesen, hätte Morotzkij sich darunter noch rühren können. »Stell dir vor«, sagte Putkin grinsend, »ein Klasseweib läge auf dir, Professorchen. So eine blonde, stämmige Kuh aus der Schwarzen Erde.«
    »Das ist unmöglich, wenn ich Sie ansehe, Igor –«, stammelte Morotzkij. »Mein Gott, wann fängt sie an …«
    »Sofort …«
    Morotzkij wollte noch eine Antwort geben, aber ein Schmerz, der wie ein Blitz durch seinen Körper zuckte, verschlug ihm die Stimme. Er biß auf das Holzstück, seine Zähne gruben sich knackend hinein, der fürchterliche Schrei, der hinauswollte aus diesem gepeinigten Körper, dieser Schrei zerschellte an dem kleinen Stück Ast, das wie ein Riegel den Ausgang verschloß.
    Der zweite Schmerz, der dritte … und dann nur noch Schmerz, höllisches Feuer in allen Adern, die Schwelle des Erträglichen zertrümmernd, Schmerzen, die kein Nerv mehr aufnehmen konnte … Morotzkij bäumte sich auf, er schaffte es, Putkins gewaltigen Körper mit einem wilden Ruck hochzuschleudern und Nadeshnas Hände, die seinen Kopf umklammerten, beiseite zu reißen.
    »Ah!« schrie er dumpf, das zerbissene Holz noch immer zwischen den Zähnen. Speichel, durchsetzt mit Blut und Holzsplittern, floß aus seinen Mundwinkeln, die Augen quollen aus den Höhlen … »Ah! Ah!« Und die Susskaja hörte man keuchen, sie arbeitete gegen die Zeit, gegen diese alles zerstörenden Schmerzen, sie tastete die Brüche ab, zog und bog, streckte und fügte zusammen, nur auf ihre Finger kam es jetzt an, auf dieses Tastgefühl, auf dieses Wissen, daß die verdammten zerbrochenen Knochen jetzt wieder aufeinander saßen, Bruchstelle auf Bruchstelle, und die Beine wieder gerade wurden. Dann mußte sich neuer Kallus bilden, diese segensreiche Brücke zwischen den Frakturspalten, die den Knochen wieder zu einer massiven Einheit machte.
    Andreas reichte die Schienen an, wischte Katja den strömenden Schweiß vom Gesicht, half ihr, das rechte Bein auf der Schiene zu umwickeln, legte dicke Äste um das Bein wie einen Knüppeldamm und warf sich dann wieder auf Morotzkij, um die um sich

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