Die Verdammten: Endzeit-Thriller (German Edition)
Beschwerden helfen, weil ich ein entsprechendes Buch besitze. Ein anderer Arzt hat es im letzten Asyl, in dem ich gearbeitet habe, zurückgelassen. Ohne dieses Buch könnte ich Johanniskraut nicht von Minze unterscheiden. Nein, ich fürchte, ich bin ein Betrüger. Was ich tue, könnte auch fast jeder andere hier drin. Gott, deine Mum ist eine bessere Ärztin als ich. Hast du eine Ahnung, wie oft sie mir schon den Arsch gerettet hat? Ich bin nur ein alter Allgemeinarzt, der gut mit Stethoskop und Eisstielen umgehen kann.«
Doc Emerson atmete tief ein und wischte sich mit dem Arm über seine nasse, glänzende Stirn.
»Manchmal frage ich mich, was das alles noch für einen Sinn hat«, fuhr er dann fort. »Was tun wir hier denn schon Gutes? Schinden wir nur Zeit, bevor das Unausweichliche passiert? Oder versuchen wir, etwas zu erhalten, das in dieser Neuen Welt gar nicht mehr existieren kann? Krankenhäuser … Asyle … Vollstrecker … Wie lange können wir das tatsächlich noch am Laufen halten, bevor alles in sich zusammenfällt? Ich meine, schau dir doch nur mal unseren Früchtevorrat an: gerade mal halb so viel wie letzte Woche. Gott, wenn das so weitergeht, haben wir nicht mal genug zu essen, um noch einen Monat durchzuhalten. Vermutlich hatten Mark und seine Gang ja doch den richtigen Gedanken: jeder für sich allein. Das Konzept, an einer Art Gemeinschaft festzuhalten, ist in dieser neuen Welt wohl einfach nicht angemessen. Warum sonst sollte Gott uns diese Katastrophe schicken, wenn nicht, um ein gewisses Gleichgewicht wiederherzustellen und die Menschheit wieder in primitive Jäger und Sammler zu verwandeln?«
Doc Emerson schnaubte und lächelte schief. »Tut mir leid, ich bin ein echter Stimmungskiller. Das ist das Letzte, was du im Moment brauchst.«
»Schon okay. Wie Sie schon gesagt haben: Die Wahrheit ist immer das Beste. Sie haben nur ausgesprochen, was Sie denken.«
»Ich bin müde, das ist alles. Gott, ich gäbe im Moment alles für eine heiße Schokolade und eine Mikrowellenmahlzeit.«
Maddy runzelte die Stirn. »Eine Mikrowellenmahlzeit?«
»Es ist verrückt, aber das ist es, was mir am meisten fehlt. So ein Fertiggericht für die Mikrowelle. Genial einfach. Als Single habe ich mich praktisch ausschließlich davon ernährt. Klar, sie waren grauenvoll, aber sie waren auch unglaublich gut. Zumindest für mich.«
»Ich vermisse Mikrowellenpopcorn«, meinte Maddy.
Der Doc riss die Augen auf. »Oooh, das ist auch gut. Ja, dieser Duft … himmlisch .«
»Und Lammbraten mit Kartoffeln.«
Der Doc seufzte. »So was hatte ich seit Ewigkeiten nicht. Ja, Braten vermisse ich auch. Und schlechte amerikanische Sitcoms – die Mikrowellenmahlzeiten der Fernsehlandschaft.«
Maddy lachte. »Meinen Sie so was wie Two and a Half Men? «
Der Doc nickte. »Und The New Adventures of Old Christine. «
»Was ist mit Hot in Cleveland? «
»Nicht schlecht, aber ich fand Ehe ist … immer besser.«
Maddy schüttelte den Kopf. »Kenne ich nicht.«
»Oh, das war ganz übler … Nonsens. So schlecht, dass ich es von allen Serien am meisten vermisse, glaube ich.«
»Ist schon komisch, oder? Manchmal sind es die kleinen Dinge, die man am meisten vermisst.«
Der Doc nickte. »Nun, wie dem auch sei, du solltest wirklich versuchen, ein bisschen zu schlafen.«
»Versprochen.«
Er schlurfte davon.
Maddy setzte sich auf die harte, unebene Milchkiste neben ihre schlafende Mutter.
Es bestand kaum eine Chance, dass sie hier einschlafen konnte, umgeben von so vielen kranken und verletzten Menschen und auf einem so unbequemen Sitz.
Trotzdem schloss sie die Augen, auch wenn sie nicht erwartete, einzuschlafen, nur, um sich auszuruhen …
… und erwachte kurze Zeit später mit dem Kopf auf der Brust ihrer Mutter, während ganz in der Nähe jemand gurgelte und ihre Aufmerksamkeit erregte.
Sie setzte sich auf, überrascht, dass sie eingeschlafen war, aber vor allem besorgt darüber, dass sie offensichtlich auf ihrer Mutter geschlafen hatte. Doch ihre Mum schien das nicht zu stören. Ihre Brust hob und senkte sich in kurzen, aber gleichmäßigen Abständen.
Erleichtert wandte Maddy ihre Aufmerksamkeit wieder dem seltsamen Geräusch zu. Das Gurgeln klang nun leiser und schien allmählich zu verstummen.
Sie stand auf und schaute sich in der düsteren Krankenstation um. Im flackernden Lichtschein sah sie Doc Emerson ausgestreckt auf dem Boden liegen. Eine Hand lag an seiner Kehle und Blut strömte zwischen seinen Fingern
Weitere Kostenlose Bücher