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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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in einem der Zimmer ertappt hätte. Mit dem Rücken zur Wand begann er vorsichtig die Treppe hinunterzusteigen und hielt alle paar Stufen an, um wieder zu lauschen, ob sich irgendwo im Haus etwas Verdächtiges rührte.
    Nach Beiles Schilderung war es ein weitläufiges Gebäude, und Ty wußte nicht recht, wo er nun weitersuchen sollte. Doch schien sich nun die Bibliothek als vielversprechende Möglichkeit anzubieten - nicht weil Dysan dort etwas Wichtiges versteckt haben mochte, sondern weil Chris sich ganz bestimmt dort umschauen würde.
    Er bleib zweimal auf einem Treppenabsatz stehen und lauschte. Da er aber nichts Verdächtiges hörte, durchquerte er das Eßzimmer zu der verschlossenen Tür, die seines Wissens nach auf den Korridor hinausführte. Immer wieder horchend und so leise wie eine Katze auftretend, öffnete er die Tür und trat hinaus in den Korridor. Die erste Tür rechter Hand führte in die Bibliothek.
    Sobald er sich dort Zutritt verschafft hatte, blieb er stehen, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Türfüllung und lauschte. Er war sich nicht sicher, was es war, aber er war überzeugt, daß hier etwas nicht stimmte. Er stand so still, daß er mit den Schatten, die ihn umgaben, eins zu werden schien.
    Das Geräusch eines Streichholzes, das angerieben wurde, zwang seinen Kopf zur Seite - und er sah Beynard Dysan in einem Sessel schräg neben sich sitzen, der das brennende Streichholz an die Spitze einer Zigarre führte.
    »Bravo!« sagte Dysan. »Sie waren fast so leise wie eine Fledermaus.« Er beugte sich vor, um die Flamme an den Docht einer Laterne zu bringen, die vor ihm auf einem Tisch stand.
    In diesem Licht vermochte Tynan nun Chris in einem Sessel neben Dysan zu erkennen, mit gefesselten Händen und Füßen und einem Knebel im Mund. Ihre Augen waren wild und verstört, als habe sie etwas Schreckliches mit ansehen müssen.
    »Ich würde so etwas nicht wagen«, sagte Dysan, als Ty einen Schritt auf ihn zu machte. »Ich halte eine Waffe auf sie gerichtet und würde mich nicht scheuen, sie abzudrücken.«
    Tynan blieb an der Tür stehen, bewegte keinen Muskel, versuchte aber, sich im Raum umzublicken.
    Dysan lächelte. »Ich kann Ihnen versichern, daß es hier keinen Fluchtweg gibt. Sie sind nur in dieses Haus eingedrungen, weil ich das geschehen ließ.« Er nahm die Zigarre aus dem Mund und betrachtete sie. »Ich fragte mich nämlich, welche von den beiden Frauen Sie zuerst aufsuchen würden.«
    Dysan stand auf und trat hinter Chris, drückte einen Revolver gegen ihre Schläfe, fuhr mit der Hand an ihrem Hals entlang und zog ihren Kopf nach hinten. »Warum habe ich nur so ein Gefühl, als ob sie nicht das ist, was sie zu sein scheint? Hamilton behauptete, sie sei seine Kusine, ein mausiges kleines Ding, das sich von ihrem Mann schlagen ließ; aber hier ist sie nun, nachdem sie sich im Dunkeln aus dem dritten Stock mit den zusammengeknoteten Streifen eines Bettlakens abgeseilt hat, und das brachte mich auf den Gedanken, daß sie unmöglich sein kann, was sie zu sein scheint.«
    »Was verlangen Sie? Wenn es um Geld geht, werden Sie es bekommen. Alles, was Sie dafür tun müssen, ist, sie freizulassen.«
    »Geld?« sagte Dysan in einem ehrlich überraschten Ton. »Sie haben Geld bei sich, um Sie auszulösen?«
    »Ich kann es beschaffen.«
    Dysan trat wieder von Chris fort, aber nicht so weit, daß er sie nicht sofort hätte erschießen können, falls Tynan einen Befreiungsversuch wagte. »Und was besitzen Sie schon, das Sie mir im Tausch gegen diese Frau geben könnten? Verfügen einige der Prostituierten, die Sie kennen, etwa über ein Vermögen? Oder werden sie ihre kranken Körper so lange zu Markte tragen, bis sie das Geld beisammenhaben, das Sie brauchen? Oder ist etwa dieser Goldgräber, den Sie kennen, endlich auf eine Goldader gestoßen?«
    Tynan blickte den Mann an, ohne ein Wort zu sagen.
    »Aha, der tapfere Ritter, der seine Söhne retten will, möchte mir nicht sagen, was er weiß. Was muß ich tun, um seine Zunge zu lockern? Ein paar Teile dieser kleinen Lady abschneiden?«
    Tynan bewegte sich noch immer nicht von der Stelle.
    Dysan trat wieder näher an Chris heran und begann seine Hände über ihre Arme gleiten zu lassen. »Haben Sie etwas dagegen, daß andere Männer sie anfassen? Bestehen Sie etwa darauf, daß diese Dame Ihnen allein gehört?«
    »Machen Sie mit ihr, was Sie wollen«, sagte Tynan. »Sie ist nur ein Auftrag für mich. Ich werde dafür bezahlt, sie zu ihrem Vater

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