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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Unterkunft hier in der Nähe? Wenn das Gewitter vorbei ist, wird der Fluß auch bald wieder abschwellen. Dann kommen wir hinüber ans andere Ufer.«
    Ty sagte nichts, sondern starrte stumm in das brodelnde, reißende Wasser.
    »Tynan«, überschrie Chris das Donnern. »Laß uns wieder unter die Bäume reiten. Vielleicht finden wir einen überhängenden Felsen, der uns Schutz vor dem Regen gewährt.«
    »Es gibt eine Blockhütte in der Nähe.«
    »Was hält uns dann noch hier auf?«
    Das Pferd tänzelte nervös, und es goß wie aus Kübeln, und doch wollte sich Tynan nicht von der Stelle rühren.
    »Was ist denn los?« schrie sie. »Was hält uns noch davon zurück, zu dieser Blockhütte zu reiten?«
    »Du bist es, der mich davon zurückhält!« schrie er zurück, wendete dann aber das Pferd und ritt nach Norden.

Kapitel 15
    Die Blockhütte war einst für einen Landvermessungstrupp gebaut worden, der in diesen Wäldern gearbeitet hatte. Seither war die Hütte in brauchbarem Zustand erhalten worden, vermutlich von Owen, da ihm der Wald gehörte - oder vielmehr Lionel, wie ihn Chris energisch zurechtwies. Die Hütte bestand aus einem kleinen Raum, in dem sich eine Herdstelle und ein Stapel Feuerholz befanden. Irgendwelche Möbel gab es nicht.
    Tynan hatte das Pferd in einem Anbau an der Hinterseite der Hütte untergestellt, dann ein Feuer in der primitiven Herdstelle entfacht und die Kaninchen ausgenommen und abgehäutet, die nun an einem Spieß über dem Feuer brieten. Trockenes Feuerholz gab es hier in Hülle und Fülle. Dann hatte Ty den Sattel mit der Bettrolle auf den Boden geworfen, damit Chris sich darum kümmern konnte, während er das Pferd versorgte.
    Sie entfernte die Decke aus der Bettrolle und freute sich, daß sie relativ trocken geblieben war. Sie schüttelte die Decke aus und erschauerte in ihren nassen Kleidern. Ihr wurde plötzlich bewußt, warum Tynan sich scheute, bei ihr in der Hütte zu bleiben. Da der Regen draußen ununterbrochen vom Himmel rauschte, das Feuer in der Hütte lustig prasselte und sie im Begriff war, ihre nassen Kleider auszuziehen, an deren Stelle sie sich nur eine Decke um den Leib wickeln konnte, wurde ihr klar, wohin das führen mußte.
    Mit einem leisen Seufzer ließ sie sich auf den Sattel fallen, die Decke auf ihren Knien. Was würde ihre Mutter gesagt haben, wenn sie gewußt hätte, was ihr einziges Kind nun vorhatte? Würde sie entsetzt sein? Würde Judith Montgomery diesen Tynan geliebt haben - diesen Mann ohne Nachnamen, für den der Begriff »Heim und Herd« ein Fremdwort war?
    Chris drehte die Kaninchen über dem Feuer und versuchte so ruhig und besonnen wie möglich zu überlegen. Sie hatte noch nie zuvor in ihrem Leben mit dem Gedanken gespielt, einen Mann zu verführen. Zuweilen dachte sie, was für eine Ironie es doch war, daß sie ihr ganzes Leben hindurch Männer von sich abgewehrt hatte. Das hatte schon als kleines Kind begonnen, als ihre Mutter sie davor gewarnt hatte, von fremden Männern Süßigkeiten anzunehmen, und sie später ermahnte, bis zu ihrem Hochzeitstag immer nein zu sagen. Wie konnte sie also jetzt etwas anderes sagen? Und noch wichtiger: Wie sollte sie eine Frage mit ja beantworten, die ihr überhaupt nicht gestellt wurde?
    Sie stand einen Moment vor dem Herd und starrte in die Flammen. Vielleicht wollte Tynan sie gar nicht haben; möglicherweise war das sogar der Grund dafür, daß er all ihren Avancen widerstand. Vielleicht genügte ihm die schöne Pilar vollkommen.
    Sie erschauerte abermals in ihren nassen Kleidern und begann sich diese vom Körper zu schälen, während sie sich, immer noch in das Feuer starrend, fragte, was sie tun sollte und ob sie es tun sollte. In diesem Augenblick kam Tynan in die Hütte zurück.
    Instinktiv zog sie die Decke in die Höhe, um ihre Blöße zu verstecken.
    Ty, der nur kurz in ihre Richtung schaute, hängte den Zügel an einen Nagel an der Tür, nahm dann seinen Hut ab und schüttelte das Wasser aus der Krempe. »Sieht so aus, als würde das Gewitter die ganze Nacht andauern. Sind die Kaninchen schon gar?«
    Chris wickelte die Decke um ihren Leib und ging zum Herd, um das Fleisch zu kosten. »Ich denke ja, aber ganz sicher bin ich mir nicht.«
    Sie sah hoch, bemerkte, daß Tynan sie anstarrte, und wurde sich bewußt, daß die Decke oben und unten klaffte. Sie senkte den Kopf, damit er ihr Lächeln nicht bemerkte, und sah dann wieder auf die Kaninchen. Wenigstens machte sie etwas Eindruck auf ihn, dachte sie,

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