Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
wenn sie auch nur seinen Blick auf sich zog.
    »Ich werde das Fleisch kosten«, sagte Ty.
    Sie blickte durch ihre Wimpern zu ihm auf.
    »Treten sie zurück«, sagte er gewaltsam. »Stellen Sie sich an die Wand. Nein, nicht an diese, sondern an die entfernte. Dort bleiben Sie so lange, bis ich das Fleisch geprüft habe.«
    »Tynan«, sagte sie erbost, »Sie benehmen sich so, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Ich kann Ihnen versichern, daß ich absolut frei von irgendwelchen Leiden oder Beschwerden bin.«
    »Hmm!« machte er nur und riß eine saftige Keule aus dem Kaninchenbraten. Seine Kleider waren naß und klebten an seinem muskulösen Körper, so daß jeder Hügel und jedes Tal auf seinem Rücken deutlich zu erkennen waren. Sie konnte sehen, wo die Peitsche Narben hinterlassen hatte. »Sie sind schlimmer als jede Krankheit, Lady - Sie sind Gift.«
    »War es wirklich so schlimm im Gefängnis?« fragte sie mit sanfter Stimme.
    »Leider vergißt man viel zu schnell. Hier, nehmen Sie das«, sagte er, als er die Kaninchen von den Spießen nahm. »Oder besser- Sie holen sich das Fleisch, wenn ich mich dort in die Ecke gesetzt habe.«
    »Du meine Güte, Tynan! Ich werde Sie schon nicht umbringen! Sie benehmen sich, als würde ich mit einem geladenen Gewehr auf Ihren Kopf zielen.«
    Er musterte sie eine halbe Sekunde lang von Kopf bis Fuß.
    »Ich hätte es lieber mit zwanzig Gewehren zu tun als mit Ihnen. Essen Sie das Fleisch, und legen Sie sich dann dort drüben hin, um zu schlafen. Wir werden morgen früh sehr zeitig aufbrechen, damit Sie noch vor dem Morgengrauen Prescott warnen können. Dann reiten wir sofort weiter. Ich möchte Sie keine Sekunde länger in der Nähe von Hamilton lassen.«
    Chris streckte sich auf dem harten Holzfußboden aus, kaute auf ihrem Stück Fleisch herum und versuchte, es sich bequem zu machen. Vergeblich. Die Decke war klein und ließ ihre Beine von den Knien abwärts frei. Sie suchte sie unter dem Stoff zu bergen, enblößte dabei jedoch nur ihre Schultern, so daß sie oben herum fror. Und wenn sie sich oben bedeckte, fror sie unten.
    »Wollen Sie nicht endlich stillhalten?« rief Tynan plötzlich.
    Sie sah überrascht hoch. Er saß auf dem Sattel, knabberte an seiner Kaninchenkeule und starrte ins Feuer. »Also, ich versuche nur, so zu liegen, daß ich nicht erfrieren muß, und das ist unter den gegebenen Umständen gar nicht so einfach.«
    »Es war Ihre Idee, in dieser Hütte zu übernachten. Also hören Sie auf, sich zu beschweren, und machen Sie das Beste daraus. Versuchen Sie zu schlafen.«
    »Wie soll ich denn schlafen können, wenn ich hier vor Kälte schlottere? Und warum haben sie immer noch Ihre nassen Kleider an?« Sie setzte sich auf. »Schauen Sie mal Ihre Haut an! Sie ist blau vor Kälte. Gibt es denn hier nichts, was wir als Kaffeetopf verwenden können? Ich werde Ihnen etwas kochen, das Sie wärmt.«
    Er machte sich nicht die Mühe, ihr zu antworten, sondern saß nur da, kaute auf seinem Fleisch herum und hielt den Blick auf die Flammen gerichtet, als wäre sie gar nicht vorhanden.
    Chris setzte sich vor ihm hin, und als er fortfuhr, über sie hinwegzusehen, nahm sie seine Hände in die ihren. »Stimmt etwas nicht? Erinnert diese Hütte Sie an etwas Schlimmes, das Ihnen früher widerfahren ist? Vielleicht an eine Bande von Gesetzlosen, mit der Sie ritten? Oder an den Mann, der Ihr Freund war und aufgehängt wurde?«
    Ty sah mit einem Gesicht auf sie hinunter, das zu fragen schien, ob sie nun völlig den Verstand verloren habe.
    Seine Hände waren so kalt wie ein Stück Eisen, das man im Schnee vergessen hatte. Sie begann sie zu reiben, darauf zu hauchen und sie auf jede denkbare Weise zu erwärmen.
    »Chris«, sagte er mit einer heiseren Flüsterstimme. »Ich glaube nicht, daß ich das noch länger ertragen kann. Also setzen Sie sich jetzt dort drüben in die Ecke und lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Es wird Ihnen nicht warm werden, wenn Sie weiter in Ihren nassen Kleidern herumsitzen. Sie sollten sie lieber ausziehn.« Sie sah zu ihm hoch und wußte, daß sich das, was sie für ihn empfand, in ihren Augen spiegelte. Doch er schien überhaupt nicht darauf zu reagieren. Er saß nur da und sah sie an, und wenn sich etwas in seinen Augen spiegelte, dann war es Trauer.
    Sie wollte gerade etwas sagen, als er sich plötzlich bewegte, sie in seine Arme nahm, sie zu sich emporzog und seinen Mund auf ihre Lippen preßte. Wenn Tynan schon ein Meister im Offnen von Knöpfen war,

Weitere Kostenlose Bücher