Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Truppen des Königs stehen an der Küste bereit, und die nördlichen Abteilungen sind in Stellung. Ist es sicher, dass die Queen bei jenem Anlass dabei sein wird?«
»Ja, das wird sie.«
»Ihre Rolle dabei ist hier drin beschrieben.«
Lord Petre nickte.
»Sie werden von der Verhaftung anderer Agenten hören, die heute Nacht aus dem Norden gekommen sind. Keiner von denen hat Papiere von Wert bei sich. Dies hier sind die korrekten Anweisungen. Ich bin aus Sicherheitsgründen übers Wasser gekommen. Soll ich hier in diesem Haus bleiben?«
»Mein Diener wird sie an einen sicheren Ort bringen«, sagte Lord Petre. »Dort bekommen sie zwei Tage lang Schutz.«
»Sehr gut. Viel Glück, Mylord. Im Namen des Königs.«
»Im Namen des Königs.«
Einen Augenblick später war Menzies mit Jenkins verschwunden. Lord Petre ging wieder nach drinnen, schlich in seine Wohnung zurück und verschloss das Bündel in seinem Schreibtisch. Es schien unglaublich, dass die Rebellion endlich stattfinden würde. Und wieder überfiel ihn die Verwunderung, dass es ihn traf, dass von allen anderen ausgerechnet er eine so zentrale Rolle dabei spielen sollte. Er war begierig, die Details des Plans zu erfahren, aber die Papiere würden verschlüsselt sein, und er wusste, er konnte Arabella nicht so lange allein lassen, wie er brauchte, sie zu lesen. Er zog sich bis aufs Hemd aus und schlüpfte neben sie ins Bett zurück, wo sie nackt und gelöst schlummerte. Es war fast vier Uhr.
Kurz vor fünf schüttelte Lord Petre, der nicht schlafen konnte, sie wach und entzündete eine Kerze.
»Nein … Es kann doch noch nicht Zeit sein«, murmelte sie. »Es ist ja noch dunkel. Meine Eltern denken doch, ich bin bei Henrietta.«
»Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte er, unfähig, seine nächtliche Einsamkeit noch länger zu ertragen, und erpicht darauf, seine Gedanken von der bevorstehenden Aktion abzulenken.
Bedächtig öffnete sie ein Auge.
»Welcher Art?«
»Einer Art, die es nötig macht, dich aus deiner jetzigen Position zu erheben«, sagte er und zog sie an sich.
»Ich kann nicht«, antwortet sie und stieß ihn fort, wenn auch nicht sehr ernsthaft.
»Es wird bald hell«, beharrte er. »Wir fahren jetzt mit einem Boot auf der Themse und beobachten den Sonnenaufgang. Das gehört zu den schönsten Sehenswürdigkeiten Londons. Aber wir müssen fort sein, bevor das Haus hier lebendig wird.«
»Aber ich habe doch nur mein Schwanenkostüm«, sagte sie, setzte sich auf und rieb sich die Augen.
»Zieh es einfach wieder an«, sagte er. »Ich gebe dir ein Cape, es zu verdecken, wenn wir auf dem Boot sind.«
Als Lord Petre nach dem Treffen in den Ställen wieder zu Bett gegangen war, brachte Jenkins Menzies zum Häuschen seiner Eltern in den Außenbezirken der Stadt. Als er schließlich wieder beim Haus der Petres anlangte, war es Zeit, einen neuen Arbeitstag zu beginnen. Er hatte kein bisschen geschlafen. Als er Lord Petres Zimmer betrat, um wie jeden Morgen die Kamine zu heizen, sah er, dass das Paar bereits fort war. Doch er stellte irritiert fest, dass sie den Fußboden vor dem Kamin mit kleinen weißen Federn bestreut hinterlassen hatten. Er würde mindestens eine halbe Stunde brauchen, sie aufzulesen und dadurch zu spät an seine Arbeit unten im Haus kommen. Der Butler, der ihm seine Stellung als des Barons persönlicher Diener neidete, würde bestimmt die Gelegenheit nutzen, ihm eine scharfe Rüge zu erteilen. Ärgerlich trat Jenkins an den Kamin und fing an, kleine Knäuel aus Federn ins Feuer zu werfen. Aber gerade, als er die letzte Handvoll aufgelesen hatte, besann er sich eines Besseren und stopfte sie in seine Jackentasche. Mit dem Anflug eines Lächelns ging er die Treppe hinunter.
Als sie nach dem Fest heimkehrten, fragte Alexander Jervas, ob er sich die Kutsche für den morgendlichen Ausflug mit Martha ausborgen könne. Sein Gastgeber protestierte, weil die Expedition böse Folgen für seine Gesundheit haben würde.
»Du bist wohl entschlossen, mich zum Invaliden zu stempeln«, beschwerte sich Alexander, »aber das lasse ich nicht zu, bevor es wirklich so weit ist. Du, der du in dieser Hinsicht nichts zu befürchten hast, willst wohl neuerdings den Gesundheitsapostel spielen. Ich, für den Unpässlichkeit und Beschwerden ständig in greifbarer Nähe lauern, werde doch in den raren Momenten, in denen es mir gut geht, nicht so tun, als sei ich krank.«
Jervas trat leicht schwankend an die Anrichte und goss sich ein Glas ein.
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