Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
sie also. »Sie werden tapfer sein! Ich befehle Ihnen, die Göttin Arabella Fermor herauszufordern, noch ehe der Nachmittag um ist!« Lord Petre wusste, dies war genau der Vorwand, den er für die ihm auferlegte Herabwürdigung Arabellas brauchte. Aus Angst, Clarissa könne ihren Befehl noch widerrufen, löst er sich von der Gruppe und nutzte die Tatsache, dass soeben Lady Mary Pierrepont vorüberging.
»Mylady!«, rief er. »Schon immer seit der Gesellschaft bei Miss Oldmixon wollte ich Ihnen ein Kompliment machen für Ihren Wagemut am Kartentisch.«
Lady Mary blickte ihn an, erstaunt über seinen plötzlichen Redeschwall. »Ich beweise immer großen Wagemut, Mylord«, entgegnete sie.
Er verbeugte sich zustimmend. »Aber ich war ungeheuer verblüfft über die Kühnheit Ihres Einsatzes«, fuhr er fort. »Man ist es schließlich nicht gewöhnt, so viel Schneid und Talent bei einer Dame zu sehen – am wenigstens bei einer Dame, die allein spielt.«
»Wenn man mit hohem Einsatz spielt, dann ist es immer am besten, allein zu spielen«, antwortete sie. »Ich habe herausgefunden, dass man einem Partner selten vertrauen kann. Stimmen Sie mir da nicht zu?«
Lord Petre gab keine Antwort.
Im Laufe des Nachmittags schlenderten die Gäste allmählich nach drinnen. Einige spielten Karten, während andere in kleinen Runden plaudernd beieinandersaßen. Clarissa Williamson gesellte sich zu Lord Petre, der an einem der großen Fenster stand, ein wenig abseits von seinen Bekannten.
»Wem blicken Sie denn da unten so wehmütig nach, Mylord?«, fragte sie und folgte seinem Blick. »Ah! Die Göttin Fermor, die sich im Garten die Zeit vertreibt. Ich hoffe doch, Sie halten sich an Ihre Verpflichtung?«
Er gab nicht gleich eine Antwort, stand nur stumm und tief in Gedanken da. Dann nahm er sich zusammen und antwortete: »Auf jeden Fall, Madam. Ich überlege nur gerade, wie ich es am besten anstelle.«
William Dicconson, der in der Nähe stand, hörte diese letzte Bemerkung. Er trat zu ihnen, und ein süßlicher Schwall seiner Alkoholfahne schlug Lord Petre entgegen.
»Haben Sie etwa Angst vor einer Frau, Mylord?«, fragte er höhnisch grinsend. Lord Petre trat einen Schritt zurück und warf einen raschen Blick auf Clarissa, ob die wohl ahnte, dass Dicconsons Bemerkung als Provokation gedacht war.
»Miss Williamson und ich haben uns gerade im Spaß unterhalten, Sir«, erwiderte er. »Weil ich vorhin gesagt habe, ich hätte Angst, mit einer so schönen Dame wie Miss Arabella Fermor zu flirten.«
»Und ich habe gesagt, er muss seinen Mut beweisen, indem er öffentlich mit ihr flirtet«, setzte Miss Williamson hinzu.
»Und haben Sie schon überlegt, wie ein so kühner Schritt erfolgen könnte?«, fragte Dicconson in einem Ton, in dem fast Aggression mitschwang, und wandte sich von Miss Williamson ab.
»Ich glaube, ich habe schon in etwa einen Plan«, antwortete der Baron.
»Dann müssen Sie ihn rasch ausführen«, sagte Dicconson in demselben unangenehmen Ton. »Sonst ist der Tag vorüber – und dann ist es zu spät.«
Arabella kam allein von draußen herein, denn Lady Salisbury und Henrietta waren draußen geblieben, weil sie noch eine Runde durch den französischen Garten machen wollten. Sie hatten sie nicht aufgefordert, sie zu begleiten. Als sie den Saal betrat, drehten sich etliche Leute nach ihr um, wandten sich jedoch rasch wieder ab, als sie ihren neugierigen Blicken ruhig standhielt. Martha und Teresa saßen auf einem Sofa nah beim Eingang, und Martha forderte sie auf, sich zu ihnen zu setzen. Sie willigte ein und nahm geruhsam Platz. Sie hatte das Gefühl, das Gelächter aus Lord Petres Gruppe hätte an Lautstärke zugenommen, seit sie eingetreten war, aber sie verbannte diesen Gedanken, sagte sich, es müsse nervöse Einbildung sein.
Sie hörte Martha über Alexander reden, erleichtert, dass es dabei um ein Thema ging, über das sie, wie die beiden wussten, nicht mitreden konnte. Sie hatte auch gar keine Energie für Konversation. Genau gegenüber im Saal saßen Lady Mary Pierrepont und Lady Castlecomber in vertraulichem Gespräch beisammen. Es schien, als hielten auch sie die Köpfe abgewandt, um ihrem Blick auszuweichen.
»Lord Petre hatte ganz recht …«, hörte Arabella Martha sagen, und beim Klang seines Namens fuhr ihr Kopf instinktiv herum. Sofort sah sie, dass Teresa es bemerkt hatte, und wollte, sie hätte alles darangesetzt, ihr Interesse besser zu verbergen. „... als er sagte, dass Alexander dieses
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