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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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bitterlich.
    Mit leiser Stimme, aber doch nicht so leise, dass Arabella sie nicht hörte, spöttelte Henrietta: »Ich wollte, er hätte sich damit begnügt, sich diese Haare an weniger sichtbarer Stelle zu verschaffen.«
    Neuerliches Gelächter, neuerlich knatternder Applaus. Arabella versuchte, ebenfalls zu lachen, aber sie war wie erfroren. Sie durfte nicht weinen, doch die Tränen brannten hinter ihren Augen. Sie hob die Hand und tastete nach der Stelle, wo Lord Petre die Locke abgeschnitten hatte. Da war ein nacktes Segment, eine gähnende Lücke mit kurzen Stoppeln, die sich stachelig anfühlten. Martha und Teresa starrten sie mit gequälten Gesichtern an.
    »Eine Bagatelle, eine Bagatelle«, murmelte sie, »ist doch bloß eine Bagatelle.«
    Ein paar weitere Minuten lang, die ihr wie Stunden erschienen, ertrug sie das Gelächter. Dann endlich sah sie, wie sich die Gesellschaft wieder in kleine Grüppchen teilte, wie man sich in neuerliches Geplauder vertiefte, voll unbeschwerter Fröhlichkeit. Konnte es sein, dass es sie alle so wenig kümmerte, was eben geschehen war? Es war das größte Desaster in Arabellas Leben gewesen. Und schon jetzt vergaß man sie bereits wieder. Lord Petre redete wieder mit Clarissa Williamson und erwiderte ihre Blicke nicht. Als sie schließlich glaubte, ihren Füßen trauen zu können, stand sie auf.
    Als sie den Saal verließ, drehten die Leute sich wieder nach ihr um. Sie lächelten gutmütig, aber ihr erschien es boshaft. Sie erwiderte mit einem matten Lächeln – ein Muskel ihrer Lippe zuckte. Für einen Moment entspannte sie ihr Gesicht, aber da stiegen ihr die Tränen in die Augen, und sie wusste, sie musste die Mundwinkel wieder nach oben zwingen.
    Endlich war sie in der Galerie. Martha und ihre Freundin Margaret Brownlow waren bei ihr. »Ist dir nicht gut, Arabella?«, fragte Martha. Ihr Gesicht, dicht an Arabellas, war voller Mitgefühl. Arabella tastete hinter sich nach einer Sitzgelegenheit, und Martha nahm ihren Arm und half ihr auf eine niedrige gepolsterte Bank. Sie setzte sich neben sie, und Margaret Brownlow nahm auf ihrer anderen Seite Platz.
    »Aber, aber, Miss Fermor!«, sagte Margarete. »Er hat doch vor, Sie zur Frau zu nehmen! Einen deutlicheren Beweis gibt es doch nicht. Die Inbesitznahme einer Haarlocke – das ist das Präludium zu einem viel weitreichenderen Schritt!«
    Arabella war Margaret dankbar, dass sie so wenig begriff. Aber sie sagte doch, und sie spürte, wie ihr Gesicht dabei zitterte: »Er hat nicht vor, mich zur Frau zu nehmen. Sonst hätte er doch nicht alle Welt wissen lassen, dass ich seine Mätresse bin.«
    Die Mädchen waren schockiert, aber auch das berührte sie kaum. Bedauern konnte sie später, im Moment war ihr nur daran gelegen, dass die beiden neben ihr auf der Bank sitzen blieben. Sie konnte nicht wieder in den Saal dort zurückkehren.
    Martha blickte Arabella allerdings in stummer Verblüffung an. Bis jetzt war sie immer noch nicht überzeugt gewesen, dass die Gerüchte, die Teresa von James Douglass und den jungen Mädchen in der Stadt gehört hatte, zutrafen. Als sie die beiden auf dem Fluss gesehen hatte, da wusste sie natürlich, dass ihre Cousine wohl mehr Zeit allein mit Lord Petre zugebracht hatte, als schicklich war. Sie hatte angenommen, dass es wohl zu folgenlosen Vertraulichkeiten gekommen war, wie die meisten Frauen sie sich erlaubten. Aber die Enthüllung, dass Arabella wirklich schon seine Geliebte gewesen war, bevor die Verlobung feststand, schockierte sie. Nicht, dass sie Arabella deshalb verurteilte, aber sie konnte nicht umhin, sie für töricht zu halten. Arabella hatte ja noch weniger gesunden Menschenverstand gezeigt als ihre Schwester, dachte Martha.
    Aber trotzdem, sie glaubte nicht, dass Lord Petres heutige Possen schlimme Folgen haben würden. Die Sache würde bald vergessen sein und ihrer Cousine keinen bleibenden Schaden zufügen. Arabella empfand seinen Auftritt natürlich als grausame Zurückweisung, aber Martha glaubte nicht, dass andere das auch so sahen. Sie saßen noch eine Viertelstunde beisammen, während der Arabella kaum sprach. Schließlich schlug Martha ihr vor, sie nach Hause zu begleiten.
    Arabella willigte ein, sagte aber mit einer Spur ihres üblichen Elans: »Ich muss noch einmal in den Saal zurück. Ich lasse nicht zu, dass die denken, er habe mich kaputtgemacht!«
    Als Arabella fortgegangen war, meinte Lady Castlecomber, die immer noch mit Lady Mary Pierrepont zusammensaß: »Wenn ich

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