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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Gee
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lechzen, einen Rivalen gedemütigt zu sehen, dann aber, wenn es tatsächlich geschieht, davor zurückschrecken. Zu denen gehörte Teresa Blount nicht. Arabellas Verzweiflung rührte sie nicht. Schließlich hatte in der Vergangenheit Arabella sie unglücklich gesehen und unsicher obendrein! Aber solche Wahrnehmungen hatten ja weder Arabellas Temperament gezügelt, noch sie bewogen, ihrer Cousine gegenüber ein wenig großzügiger zu sein. Nicht, dass Teresa sich einbildete, Lord Petre hätte – wäre Arabella nicht gewesen – vielleicht stattdessen sie geheiratet. Aber sie konnte an den Folgen für Arabella ja nichts ändern, indem sie sie jetzt bemitleidete. Beide, Arabella und Teresa, wussten, dass sie in einer Welt lebten, die keinen sonderlichen Wert auf Tugenden wie Seelenstärke, Nächstenliebe und Bescheidenheit legte. Doch keine von ihnen war je geneigt gewesen, eine Tugend für eine andere aufzugeben.
    Deshalb sagte sie, als Martha zu ihrer Schwester kam und erklärte, sie würden jetzt gemeinsam Arabella den Fluss entlang nach Hause bringen: »Ist doch nicht notwenig, dass wir beide gehen, oder? Ich möchte Ihrer Majestät vorgestellt werden.«
    Martha machte ihr Vorhaltungen und wies auf Arabellas Unglück hin. Aber Teresa schüttelte nur heftig den Kopf und sagte: » Ich habe nicht vor, auf die Vergnügungen meiner letzten Tage hier in London zu verzichten, bloß weil Arabella bei Lord Petre nicht ihren Willen bekommen hat. Jeder hätte ihr sagen können, dass so etwas dabei herauskommt. Kümmere dich um sie, wenn du willst, aber danken wird man es dir später nicht.«

18. Kapitel
     
    »Irrgärten waren’s, drin sich Liebefängt,
und schwache Kette, die den Stärksten zwängt.«
    Am nächsten Tag erzählte Martha Alexander alles, was geschehen war. »Das ist ja eine tolle Geschichte, Patty«, sagte er, als sie am Ende war. »Was hätte ich darum gegeben, Miss Fermors Gesicht zu sehen, als der Baron ihr das Haar abschnitt. Ebenso das deiner Schwester, als Miss Fermor ohnmächtig wurde. Welch gewaltiges Spektakel das gewesen sein muss!«
    »Es war äußerst gefühllos von Teresa, Cousine Bell nicht mit nach Hause zu begleiten«, betonte Martha, um sicherzugehen, dass Alexander auch diesen Part der Geschichte nicht übersah.
    »Vielleicht nicht so gefühllos, wie du denkst, Patty«, erwiderte er. »Vielleicht hätte auch Arabella gar nicht gewollt, dass sie dabei gewesen wäre. Sie gehört nicht zu der Sorte Menschen, die es mögen, wenn ihre Rivalen sie in der Höhle der Hypochondrie schmachten sehen.«
    »Die Höhle der Hypochondrie?«, wiederholte Martha. »Wie schrullig deine Ausdrucksweise manchmal ist! Arabella war deprimiert auf dem Weg nach Hause, das stimmt. Wenn ich dich nicht besser kennen würde – ich käme noch auf den Gedanken, du fühltest Mitleid mit unserer Cousine Bell.«
    »Ich wäre ein Heuchler, wenn ich jetzt Mitleid für sie empfände«, erwiderte Alexander. »Aber natürlich mag man Miss Fermor nicht in dieser Situation nach einem solchen Absturz sehen – das passt so gar nicht zu dem Charakter, den sie dem Rest der Welt zeigt.«
    »Ich habe dich noch nie Arabella verteidigen hören«, sagte Martha und blickt Alexander argwöhnisch an. »Was kann denn wohl der Grund für diesen Sinneswandel sein?«
    Alexander erwiderte ihren Blick mit verschlossenem Ausdruck. »Nein, kein... Kein Sinneswandel«, sagte er, »aber es lag immer so etwas Unverfälschtes in Miss Fermors Art«, fuhr er fort. »Sie trug ihre Schönheit, wie ein Ritter seine Rüstung trägt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so schnell beschädigt werden könnte.«
    Martha lachte darüber, verspürte wie sonst Teresa eher den Wunsch, sich über ihn lustig zu machen. »Engel, gefallene Frauen, Ritter in Rüstung! Liebe Güte, Alexander«, sagte sie, »was für eine Mixtur aus Ideen hat diese Sache bloß in dir ausgelöst. Jetzt brauchst du deiner Geschichte bloß noch eine epische Schlacht beizumengen, und du kannst es an einem einzigen Morgen mit Homer, Spenser und Milton aufnehmen!«
    In Alexanders Augen lag ein Glitzern, und sie überlegte, ob er wohl auf der Stelle zu Feder und Papier greifen würde.
    »Und vergiss auch nicht eine gebührende Anerkennung meiner Verdienste«, fügte sie mit neckischem Gesicht hinzu. Allmählich genoss sie den neuen Umgang, den sie miteinander pflegten. Wieder einmal fragte sie sich, was an Alexanders Wesen denn wohl die Leute verlockte, ihn zu bespötteln. Vielleicht waren alle

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