Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Himmel, ehe die Dunkelheit wieder alles verhüllte. Ein kalter Wind fuhr in das Zimmer, und die Welt war auf einmal zum Greifen nah. Der Gestank aus dem Burghof und von den Ställen drang ihr in die Nase, vermischte sich mit dem schwächeren, süßen Duft des verwelkenden Grases auf den Wiesen.
    Sie drehte sich um. Er war nackt, sein Körper war kräftig und muskulös. Das Licht der im Wind flackernden Kerze ließ seine Haut wie Bronze schimmern.
    »Kommt ins Bett.« Als Gwyn sich nicht rührte, sagte er ernst: »Ich werde Euch nicht anfassen.« Er legte sich hin, ohne noch etwas zu sagen. Das einzige Geräusch, das sie hörte, war das Heulen des Windes.
    Es mochte vielleicht eine Stunde vergangen sein, als Gwyn sich neben ihn legte und sogleich in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.
    Es war noch dunkel, als Griffyn aufwachte. Er blieb still liegen und ließ seine Gedanken wandern. Er war daheim. Alles war so, wie er es sich erträumt hatte. Und trotzdem fühlte er sich im Innern hohl und leer. Wie ein Kürbis, dem man das Fruchtfleisch herausgekratzt und es dann zerstampft hatte. Es war verwirrend. Es machte ihn wütend. Und er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass Guinevere beides zugleich war: der Grund dafür, aber auch das Heilmittel.
    Er schaute sie an. Sie hatte sich in ihren Kleidern schlafen gelegt und lag jetzt, halb verdeckt von den Fellen, in tiefem Schlaf. Ihr Rock war bis zur Hüfte hochgerutscht.
    Ihr Haar war noch hochgesteckt, doch einige Locken hatten sich um Teil aus den Nadeln gelöst und kringelten sich über das Kissen. Griffyn musste an dunkle Pfade denken, die über eine Hügelkuppe führten. Gwyn bewegte sich im Schlaf. Ihre Hand glitt zu ihm herüber und ruhte für einen Augenblick auf seiner Brust, ehe sie nach unten rutschte.
    Was sollte er tun? Jetzt, da er heimgekehrt war und eine Mission zu erfüllen hatte, die er ablehnte, und mit einer Ehefrau leben würde, die ihn hasste? Ihm war bewusst, dass er dabei war, die Kontrolle zu verlieren. Guinevere war eine selbstbewusste Frau. Sie würde diese Ehe weder stumm erdulden noch in ihren Reaktionen berechenbar sein. Aber das war im Grunde genommen auch gar nicht das Problem. Griffyn haderte mit sich, weil er nicht wusste, ob ihm der Spagat zwischen Leidenschaft und Respekt, zwischen Herzenswärme und Hass, gelingen würde, solange er an einem schwindelerregenden Abgrund stand.
    Und was geschah, wenn es ihm nicht gelang?
    Das größte Problem aber war, dass Guinevere die Tochter de l'Amis war, und er nicht wusste, ob er ihr das würde vergeben können.
    Aber er wollte ihr vergeben. Genug der Zeit kalter Vergeltung, genug des Suchens und doch niemals Findens. Guinevere war alles, was er je gewollt hatte.
    Griffyn erhob sich und zog die Beinlinge an. Es war kalt in der Kammer. Er legte ein Holzscheit aufs Feuer und ging zum Fenster, dessen Läden weit offen standen.
    Kreidig fahles Mondlieht fiel herein und zeichnete einen eckigen Lichtfleck auf den Boden. Griffyn lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand und schaute hinaus. Es hatte nicht geregnet, und der Wind hatte nachgelassen, hatte die Welt still und ruhig zurückgelassen.
    Er hatte eine ganze Weile am Fenster gestanden und sich nur zweimal umgewandt, um zum Bett zu schauen. Eine Kerzenflamme flackerte auf und knisterte leise, ehe sie ruhig weiterbrannte. Das weiße Mondlicht wanderte langsam über den Boden.
    »Griffyn?«
    Er drehte sich nicht um.
    »Mylord?«
    Erst jetzt wandte er den Kopf in ihre Richtung.
    »Geht es Euch gut?«
    Die Frage ließ so viele Antworten zu, dass er plötzlich den Drang verspürte aufzulachen. Doch er nickte nur.
    »Wenn ich nicht schlafen kann, gehe ich manchmal zum Wehrgang hinauf.«
    Er sah sie über die Schulter an. »Wie oft verspürt Ihr denn das Bedürfnis, die Nachtwachen zu stören?« »Oft.«
    Er wandte sich zu ihr um und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ich gehe so oft hinauf, dass sie schon gemeint haben, ich soll ihnen jedes Mal etwas aus der Küche mitbringen«, sagte sie leise. »In gewisserWeise bezahle ich sie dafür, dass ich stören darf.«
    Sein Blick glitt wieder zum Fenster. »Das Gewitter kommt nicht.«
    Er hörte die Felle rascheln. »Kommt Ihr mit, Mylord?«
    Sie stand in ihrem zerknitterten grünen Kleid hinter ihm. Ihr Haar war zerzaust und fiel ihr bis auf den Rücken. Er stieß sich von der Wand ab.
    Wortlos nahm er Hemd und Tunika und streifte sich beides über. Dann setzte er sich auf die Bettkante, um sich die

Weitere Kostenlose Bücher