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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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stattdessen hatte sie ihn wütend gemacht. Sie konnte anscheinend nichts richtig machen. Sie waren dem Untergang geweiht.
    Wie ein Kaninchen vor der Schlange duckte sie sich vor ihm. Sie hatte Angst, jetzt einfach zu gehen, aber ebenso sehr fürchtete sie, was passierte, wenn sie blieb.
    Er hob den Kopf. Lieber Gott, wie konnte ein so hübsches Gesicht so gequält aussehen? Er warf ihr einen eisigen Blick zu, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Wie alt wart Ihr, als Ihr nach Everoot gekommen seid?«, fragte er leise. Sein Zeigefinger fuhr über die nackte Haut ihres Schlüsselbeins.
    Er hätte genauso gut eine Streitaxt schwingen können, Gwyn hätte kaum weniger Angst vor ihm gehabt. Seine gefährlich leise Stimme ließ sie frösteln. Es gab für sie nichts Schlimmeres als diese Selbstbeherrschung, die er bewies. Dass er in sich eine Raserei barg, die bei jedem Wort zu viel aus ihm herauszubrechen drohte, jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Sie spürte seinen Finger, der über ihren Nacken strich.
    »Ich war zwei, Griffyn«, brachte sie erstickt hervor.
    Seine Hand umschloss ihren Hinterkopf. Er hielt sie fest, sodass sie ihm nicht entkam. »Ich war acht, als ich gehen musste, Guinevere. Und ich habe nichts von diesem Land vergessen.« Er ließ sie los. »Und jetzt verschwindet.«
    »Was ?«
    »Geht. In Euer Gemach.«
    »Ich habe kein Ge...«
    »Dann geht sonst wohin. Verschwindet.«
    »Was um alles in ...«
    »Kein Wort mehr«, warnte er sie. Sein Augen funkelten gefährlich. Er zeigte auf die Tür. »Geht. Sofort. Solange ich mich noch beherrschen kann.«
    Sie wich mit kleinen, hastigen Schritten zurück. Ihre Hände tasteten hinter ihrem Rücken nach dem Türriegel. Sie riss die Tür auf und stolperte ein paar Schritte nach hinten, ehe sie das Gleichgewicht wiederfand. Was war geschehen? Was geschah mit ihm, mit ihr? Mit ihnen beiden?
    Ehe sie sich umdrehte und floh, warf sie einen letzten Blick zurück. Griffyn stand mit gesenktem Kopf mitten im Raum. Sein dunkles Haar kräuselte sich im Nacken, und er starrte zu Boden. Seine Fäuste öffneten und schlossen sich. Er sagte kein Wort, während er sich in den unbekannten Tiefen seiner Seelenqualen verlor.

12. KAPITEL
    Das Gewitter blieb aus. Dafür kam ein heftiger Sturm auf, der an den Mauern der Burg rüttelte und unter dem sich selbst die größten Bäume bogen. Der Nachthimmel war von einem seltsam grünlichschwarzen Licht überzogen, vor dem weiße Wolken dahinjagten. Das eigentliche Unwetter schien weiter im Norden, über den Hügeln Schottlands, zu toben, streckte aber seine Finger bis nach Everoot aus. Und alle, Mensch wie Tier, würden es am besten überstehen, wenn sie sich duckten und abwarteten, bis das Schlimmste vorüber war.
    Obwohl der Wind heulend um den Turm pfiff, ließ Gwyn die Fensterläden offen. In der Feuerstelle brannte ein kleines Feuer. Sie überlegte, ob sie auf den Wehrgang hinaufgehen sollte. Das machte sie immer, wenn sie keine Buhe finden konnte. Oder wenn der Schlaf nicht kommen wollte und sie im Bett saß und auf den Wind lauschte.
    Gwyn entschloss sich hinaufzugehen, blieb aber noch einen Moment lang regungslos stehen, um einige Male tief durchzuatmen. Als sie durch das schmale Fenster in den Sturm hinausstarrte, sammelten sich Tränen in ihren Augen.
    »Kommt.«
    Das Wort hallte wie grollender Donner durch die Kammer. Die Tränen brannten heiß in ihren Augen. Wie konnte seine Stimme so viel Wärme in sieh bergen? Wusste sie doch genau, was sie erwartete, wenn sie sich umdrehte. Kalte Schuldzuweisungen und unterdrückte Wut.
    Gwyn drehte sich um. Seine Augen schienen eine Spur aus Feuer durch den dunklen Raum zu brennen.
    »Mylord?«
    »Kommt wieder zurück.«
    Langsam und ohne Widerspruch ging sie zu ihm, blieb vor ihm stehen.
    »Wir bringen einander ständig in Schwierigkeiten«, prophezeite sie ihm leise.
    Er nickte. »Nichts als Schwierigkeiten.«
    »Und trotzdem wollt Ihr mich bei Euch haben?«
    »Ja, das will ich.«
    Gwyn ging vor ihm die Wendeltreppe hinunter und spürte seine Hitze in ihrem Rücken. Schweigend gingen sie an den flackernden Fackeln vorbei den kalten Gang entlang und betraten dann Griffyns Gemächer.
    Er schloss die Tür hinter ihnen. Das dumpfe Geräusch wirkte abweisend. Griffyn wandte sich von Gwyn ab, ohne sie anzusehen, und begann sich zu entkleiden. Die ganze Zeit sagte er kein Wort.
    Gwyn trat zum Fenster und öffnete die Läden. In der Ferne zerriss ein Blitz den bewölkten

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