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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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kamen. Aus Schottland.«
    Jetzt sprach sie schneller, und manche Worte verschmolzen ineinander. »Ich bin in den Sattel gesprungen und habe versucht wegzureiten. Aber sie entdeckten mich.
    Ich hörte, wie sie schrien und auf ihre Schilde schlugen. Sie trieben ihre Pferde in meine Richtung. Ich schrie auch. Und dann, dann ... Oh, Roger.« Sie verschluckte sich an ihren Tränen und schluchzte. »Er kam mit seinen besten Männern direkt auf mich zugaloppiert. Sie riefen mich zu sich, und mein Pferd wurde von ihnen in die Mitte genommen.
    Und dann kämpfen sie. Es ist so laut. Gott wird es mir niemals vergeben, aber Roger ist tot. Ich lebe, und Roger verblutet im Gras«, flüsterte sie und zeigte auf eine Stelle im Dunkeln, als könnte sie ihn direkt vor sich sehen. »Gott, bitte, lass mich sterben.«
    Sie schluchzte so heftig, dass ihr Körper zuckte. Griffyn konnte sie nicht beruhigen, darum hielt er sie einfach nur in den Armen und streichelte sie. Er wiegte sie wie ein Kind und vertrieb das Entsetzen, das sie mit der Erinnerung erneut durchlebt hatte.
    Viel, viel später, als sie sich beruhigt hatte, schob er ihr das verschwitzte Haar aus dem tränenüberströmten Gesicht.
    »Und deine Mutter hat dir nie vergeben?«
    »Natürlich hat sie mir vergeben. Aber sie starb drei Monate später. Eines Nachts brach einfach ihr Herz.«
    Griffyn atmete tief durch. »Und was war mit deinem Vater? Er hat dir nie vergeben?«
    »Nein. Warum sollte er?«
    »Es war ein Unfall.«
    »Ich habe gewusst, was ich tat«, erwiderte sie mit dieser flachen, tonlosen Stimme.
    Sie zitterte wieder. »Ich wusste, dass ich etwas Verbotenes tat.«
    Er hielt sie in den Armen, bis sie einschlief. Danach lag er noch lange wach und beobachtete sie im Schlaf. Gwyn hatte die Felle von sich geschoben. Im flackernden Feuerschein war ihre Haut rosig und glatt. Einen Arm hatte sie hochgelegt, und er umschmiegte ihr Gesicht, der andere hing über die Bettkante, die Finger im Schlaf gekrümmt. Ihr Haar floss in alle Richtungen wie bei einer Nymphe, die im Meer schwamm. Nur eine einzelne dunkle Strähne lag auf ihrem Gesicht und bewegte sich mit jedem Atemzug. Im Raum herrschte Stille.
    Mit einem Finger strich er die Strähne aus ihrem Gesicht. Es fühlte sich weich an. Ihn erfasste ein unerklärlicher Abscheu vor sich selbst, und er wandte den Blick von ihr ab. Es gefiel ihm nicht, etwas vor ihr zu verheimlichen. Aber noch weniger gefiel ihm die Vorstellung, Guinevere in diese unheilige Angelegenheit hineinzuziehen, die bereits ihren und seinen Vater zerstört hatte. Er wollte sie davor beschützen. Wenn es überhaupt in seiner Macht lag, sie zu beschützen. Aber wenigstens diese eine gute Tat wollte er vollbringen.
    Seine Hand glitt zu den Schlüsseln, die er um den Hals trug. Er hatte den aus dunklem Eisen und den zweiten aus Silber, den er von de Louth bekommen hatte.
    Eine Zeitlang hatte er gehofft, dass Gwyn und er einander nah sein würden. Dass es bei ihnen anders sein würde. Dass ihre Ehe
    sich von der seiner Eltern unterscheiden würde. Dass er anders war als sein Vater.
    Aber sie hatte seine Liebeserklärung noch nie erwidert, hatte ihm nie gesagt, dass sie ihn liebte. Wie auch sein Vater seine Liebe nie erwidert hatte. Und Griffyn spürte wieder, wie in ihm das Verlangen wuchs, den Schatz zu finden.
    So nahm also die gleiche Geschichte wieder ihren entsetzlichen Lauf. Es war sein Schicksal. Er konnte ihm ebenso wenig entgehen, wie er sich die Beine abhacken und weiter über die Felder laufen könnte. Das Verlangen nach dem Schatz war in den ersten Riss eingedrungen, den sein Widerstand bekommen hatte. Es war in ihn hineingekrochen und hatte sich ausgebreitet wie ein Spinnennetz, das um seine Seele gesponnen wurde. Und jetzt träumte er nachts von diesem Schatz, der ihm Macht verlieh. Ihn adelte.
    Dabei wusste er, dass das Unsinn war. Wenn etwas einen Mann so stark in Versuchung führte, konnte das nur Unrat sein. Aas. Abschaum.
    Und doch wollte er den Schatz. Wenn auch nicht bedingungslos - noch nicht. Aber die Gier danach wuchs. Er konnte sie in seinen Träumen sehen. Wie einen großen schwarzen Vogel, der sich in der Ferne in die Luft erhob.

23. KAPITEL
    Am nächsten Morgen war Griffyn schon früh in die Gewölbe der Festung hinuntergegangen. Er hatte eine Fackel in der Wandhalterung befestigt und stand vor einer Tür, die am Ende eines dunklen Ganges lag.
    Er war dort stehen geblieben, wo sich zwei der Gänge kreuzten, und hatte diese Tür halb

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