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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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besprach sich kurz mit Alex, ehe er sich wieder an Marcus wandte.
    »Ruft zuerst Eure Leute zurück.«
    Marcus gab seinem Herald einen Schlag auf die Schulter, woraufhin dieser zum Rückzug blies. Griffyns Knappen ließen ihre Flaggen durch die Luft wirbeln, und kurz darauf kam der Kampf zum Erliegen. Beide Streitkräfte zogen sich zurück. Keuchend und schwitzend versammelten sich die Männer auf den leicht ansteigenden Hügeln und senkten die Waffen. Aus der Ferne beobachteten sie, was in der Mitte des Schlachtfelds vor sich ging.
    »Hol Guinevere her!«, befahl Griffyn seinem Knappen, ohne Marcus aus den Augen zu lassen.
    Edmund wendete sein Pferd und preschte zurück zur Burg. Noch bevor er sie erreichte, rief er nach Lady Gwyn.
    Gwyn saß am Hohen Tisch in der großen Halle und half, Leinen in Streifen zu reißen und aufzuwickeln. Nur mühsam gelang es ihr, nicht in Tränen auszubrechen. Marcus'
    Streitmacht war stark, das hatte sie gesehen.
    Und Griffyn hasste sie.
    Ein großer Berg Leinentücher lag auf dem Tisch. Etwa zehn Frauen hatten an ihm Platz genommen und zerschnitten und zerrissen die Tücher. Sie sprachen nur leise miteinander. Überall in der Halle saßen Kinder, aber sie waren so verängstigt, dass sie nicht spielten und keinen Ton sagten.
    Einige Jungen standen in der Nähe der Tür und fochten miteinander. Sie benutzten kleine Stöcke und machten auf Gwyn den Eindruck, als wollten sie sich am liebsten auch ins Kampfgetümmel stürzen. Drei ältere Ritter, die zu alt waren, um mitzukämpfen, lenkten die Jungen ah, indem sie ihnen von vergangenen Schlachten erzählten; Geschichten, die die Jungen in ihren Bann zogen.
    Sie berichteten von Lancelot und Sir Gawain, und einer begann sogar vom irischen Gottkönig Cu Chulainn zu erzählen.
    Gwyn ließ reichlich Essen und Getränke auftragen, obwohl keiner Hunger hatte.
    Aber sie hatte auch nicht vor, das Essen zu rationieren. Wozu? Sie wurden nicht belagert. Entweder sie gewannen - dann gab es keinen Grund zur Sparsamkeit - oder sie verloren. In dem Fall wollte Gwyn Marcus nichts überlassen, das gut schmeckte.
    Sie würde sogar eigenhändig den Brunnen vergiften, wenn er als Sieger durch das Burgtor ritt.
    Ein fernes Klappern ließ sie aufblicken. Das Geräusch kam von draußen. Es näherte sich und wurde lauter. Schon bald waren alle in der Halle aufmerksam geworden.
    Die Menschen schauten sich um und flüsterten miteinander.
    Gwyn stand auf. Ihr Herz hämmerte. Ein lautes Krachen brach über die Halle herein.
    Noch mehr Klappern, das laut und wild klang und sieh rasch näherte. Jemand schrie laut: »Öffnet!« Ein erneutes Krachen, dann wieherte ein Pferd. Das Wiehern hallte von den Wänden der großen Halle wider.
    »Lieber Gott«, hauchte sie.
    Ein schnaubendes, verschwitztes Pferd tauchte am oberen Ende der kleinen Treppenflucht auf. Im Sattel saß Griffyns Knappe Edmund. Statt aus dem Sattel zu springen und zu laufen, hatte er das Pferd über die äußere Treppe in die Burg getrieben. Ein geradezu selbstmörderisches Manöver.
    »Oh nein«, flüsterte sie. »Bitte, lieber Gott, nicht! Nicht Griffyn!«
    Edmund rief nach ihr. »Kommt mit, Mylady! Er lässt nach Euch rufen!«
    Sie blickte die Frauen an, die sich hinter dem Tisch zusammendrängten. Gwyn lief die Stufen des Podiums hinunter, stolperte und stürzte, kam wieder auf die Füße und rannte weiter.
    »Los!«, schrie sie Edmund zu. »Los doch! Nach draußen!«
    Edmund riss das Pferd herum und grub ihm die Fersen in die Flanken. Das Streitross sprang vor und rannte mit vor Schreck geweiteten Augen die Außentreppe hinunter.
    Die letzten vier Stufen nahm der Braune mit einem Satz. Edmund lenkte das Pferd herum. In diesem Augenblick stürzte auch Gwyn nach draußen. Sie nahm zwei Stufen auf einmal und verschwendete keinen Gedanken daran, dass sie wieder stürzen könnte. Als sie mit Edmund auf gleicher Höhe war, nahm er ihre ausgestreckte Hand und riss sie hinter sich in den Sattel. Sie landete hart auf dem Pferderücken. Im nächsten Moment galoppierten sie auf das Tor zu, als wäre ihnen eine Horde Höllenhunde auf den Fersen.
    Der Wallach wäre fast zur Seite weggerutscht, als Edmund ihn hinter dem Tor nach rechts und ins Tal lenkte. Aber es gelang dem Knappen, das Pferd durch ein heftiges Ziehen an den Zügeln wieder zu fangen. Gwyn klammerte sich geduckt an Edmunds Rücken. Das Pferd preschte in einem Wahnsinnstempo voran.
    Dunkle Wolken bedeckten den Himmel. In der Ferne grollte ein

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