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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nest. Vielleicht wäre die Frau, die jetzt oben im Gasthaus schlief, auch dort, und vielleicht würde sie eines Tages seine Frau sein. Vielleicht würde er sein Streben dann auf etwas anderes richten: auf eine eigene Familie.
    Es musste nicht mehr sein wie in den vergangenen siebzehn Jahren. Er musste nicht wie sein Vater enden. Vielleicht würde sein neues Leben so sein können wie jenes, auf das er letzte Nacht einen flüchtigen Blick hatte erhaschen dürfen. Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.

20. KAPITEL
    Die Sonne näherte sich im Westen bereits dem Horizont, als sie endlich das Kloster erreichten. Gwyn saß hinter Griffyn und war sich seiner Gegenwart nur allzu sehr bewusst. Nur einige Dutzend Schritte von der Mauer des Klosters entfernt waren sie im Schutz der Bäume stehen geblieben.
    Eine Handvoll Mönche stand vor der Mauer beisammen. Sie gingen nervös umher und redeten aufgeregt miteinander. Gwyn konnte nicht verstehen, was sie sagten.
    Hände wiesen in eine Richtung, die Männer zeigten auf etwas. Sie drückte die Wange gegen Pagans Rücken und genoss seine Nähe und seine Wärme.
    Als er stumm eine Hand auf ihren Arm legte, wusste sie, was jetzt kam: der Abschied. Es dürfte ihr doch eigentlich nichts ausmachen, schalt sie sich wütend. Sie wusste weder, wer er war, noch, woher er kam. Aber tief in ihr wuchs das Wissen, was er war, und das bedeutete, dass sie sich Lebewohl sagen mussten.
    Es fühlte sich an, als wollte ihr jemand den Kopf von den Schultern reißen.
    Sie sollte doch dankbar sein. Stattdessen hatte sie das Gefühl, sterben zu müssen.
    Einer der Mönche erhob seine Stimme über die der anderen, die sich außerhalb des Klosters versammelt hatten. »Sie kommen!«
    Auf einem Hügelkamm tauchten einige Reiter auf. Sie trugen seidene Tuniken, über die sich von links oben nach rechts unten ein Band in Rot und Gold zog.
    »Lord John!«, rief einer der Mönche. Seine dunkle Kutte wehte über den schlammigen Boden, als er dem Reiter entgegeneilte, um ihn zu begrüßen.
    »Meine Güte, es ist John!«, rief Gwyn leise. Sie spähte über Pagans Schulter. »Der Mann, dem ich letzte Nacht eine Nachricht habe schicken lassen. Wie um alles in der Welt hat er es geschafft, so schnell herzukommen?«
    John von Cantebrigge sprang aus dem Sattel und schritt an den Mönchen vorbei direkt auf den Abt zu, der unter dem Torbogen auf ihn wartete, und setzte im Gehen seinen Helm ab. Als er vor dem Kirchenmann stand, nahm er ihn beiseite, was die beiden Männer der Stelle näher brachte, an der Gwyn und Pagan sich unter dem tief hängenden Blätterdach eines Baumes verborgen hielten. Die Männer sprachen leise miteinander. Leise und aufgeregt.
    »Ich hätte nie gedacht, dass Ihr es schaffen würdet«, sagte Robert de Gorham, der Abt des Klosters.
    John von Cantebrigge sah den Abt unnachgiebig an. »Mein Bote ist also bereits eingetroffen?«
    »Vor knapp einer Stunde.« Der Abt hob eine Hand und winkte seinen Mönchen, sich ins Innere des Klosters zu begeben. Gemeinsam mit den bewaffneten Männern verschwanden die Männer hinter den Mauern. »Wir sollten hineingehen, Mylord.
    Die Gegend hier ist gefährlich ...«
    »Ja, wenn Endshire sich hier herumtreibt«, vollendete John von Cantebrigge den Satz grimmig. Er wischte sich mit dem Unterarm über das verschwitzte Gesicht. »Ich war gerade auf dem Heimweg vom Kronrat in London. Gesegnet sei Gott, denn wer weiß, wann man mich sonst gefunden hätte; aber ein Reiter schloss zu mir auf und berichtete mir, Lady Guinevere sei auf dem Weg hierher.«
    »Aber wie kann das sein?«, rief der Abt. Sein dunkler Benediktinerhabit umhüllte seinen gebrechlichen Körper, und mit
    der hereinbrechenden Dunkelheit wirkte er wie eine Spinne, die sich verkleidet hatte, mit rosigen Wangen und glänzend rasierter Tonsur.
    John schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Den Boten kannte ich nicht. Er trug weder Wappen noch Siegel bei sich und konnte mir nichts weiter sagen. Er verschwand, ehe meine Männer ihn ergreifen und befragen konnten. Wirklich unerhört. Ich habe sogar vermutet«, fügte er grimmig hinzu, »es könne sich um eine Falle handeln.«
    »Keine, von der ich wüsste. Aber die Gräfin ist nicht hier.«
    »Verflucht!«, blaffte John von Cantebrigge.
    »Mylord!« Die Stimme des Abts ging eine Oktave höher.
    »Verzeiht, wenn ich Euch und Euren Gott beleidige. Aber wo in Gottes Namen ist sie?«
    »Mylord!« Die Stimme des Abts schraubte sich in ungeahnte Höhen. John

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